Das UNPOP-Ensemble zeigt derzeit das Stück "Fairycoin" im Theater Kosmos. (Foto: Caro Stark)
Dagmar Ullmann-Bautz · 31. Jul 2021 · Theater

„Die Puppenmacherin“ eröffnet Poligonale 2021 in Hohenems

Ein neues Festivalformat der darstellenden Kunst ist aus der Taufe gehoben. Mit der Uraufführung des Stückes „Die Puppenmacherin“ feierte am gestrigen Donnerstag, den 29. Juli, im Schulhof der Volksschule Markt in Hohenems nicht nur Thomas Weltes neuestes Werk Premiere, sondern wurde gleichzeitig der Auftakt für das neue Theaterfestival Poligonale gesetzt, das bis 15. August noch Spannendes zu bieten hat.

Redlich um Humor bemüht

Thomas Welte, bekannt dafür, ernste Themen humorvoll umzusetzen, hat das Stück nicht nur verfasst, sondern auch inszeniert. So zeigte sich auch die gestrige Premiere redlich um Humor bemüht, doch hatte man an manchen Stellen das Gefühl, dass es des Guten zu viel war, oder vielleicht auch die falschen Mittel gewählt wurden. Die Stellen, an denen gelacht wird, und das Lachen, so wie beabsichtigt, wieder im Halse stecken bleibt, sind großartig. Im Gegensatz dazu stehen Momente, wo wässriger Slapstick im Sande verläuft.

Ohne klaren Fokus

Ungewollt Verwirrung stifteten Tonprobleme während der ersten Szene, wodurch vermutlich eine wichtige Einführung in die Handlung versäumt wurde. Schwierig bei einer Geschichte, die per se verwirrt, da niemals wirklich klar wird, worauf der tatsächliche Fokus liegt. Sind es die Verbrechen an den Menschen während des Zweiten Weltkrieges, die Verbrechen der Nationalsozialisten und die Lügen in den Jahren danach, oder geht es um die Sprachlosigkeit zweier Menschen, die mit Hilfe ihrer Puppen einen Weg zueinander finden? Etwas weniger Nebenschauplätze und ein klarer Handlungsstrang hätten der Geschichte, dem Theaterabend sehr gut getan.

Großartige Schauspielerinnen

Zwanzig Jahre nach Ende des Zweiten Weltkriegs treffen zwei Menschen aufeinander – Täter und Opfer. In der Puppenwerkstatt von Frau Mandelbaum, die als Jüdin Opfer der Nazis wurde, begegnen sich deren Tochter, die auf Rache sinnt, und die Schwester eines der damaligen Verbrecher. Beide Frauen sind geprägt durch ihre Vergangenheit, beide sprachlos. Die Puppen geben ein wunderbares, ein herrlich komisches, ein freches und oft unflätiges Instrument der Kommunikation ab, die kleine Schwächen des Stückes meist großartig kompensieren.
Beide, eigentlich alle vier Figuren sind hinreißend gespielt und geführt von Katrin Jaehne und Pan Selle. Jaehne und ihr „Franzose“ sind ein großartiges und gemeinsam souveränes Gespann. Pan Selle und ihr „dreist witziger Peeping Tom“ bilden einen wunderbaren Gegensatz.

Unterstützende Musik

Die Musik von Pan Selle und Christopher Lübeck, von diesem auch live gespielt, ähnelt guter Filmmusik, sie unterstützt und begleitet, verstärkt Szenen und Stimmungen. Stimmig sind sowohl die Kostüme als auch die so wichtigen Puppen, eindrucksvoll gestaltet von Kerstin Köck Resch. Der Bühnenraum mit seinen Guckfenstern von Paul Bianchini bleibt genregerecht passend - schwarz und schlicht.
Der Premierenabend verlief, dieser Tage beinahe schon ein Glücksfall, trocken und auch von der Temperatur her sehr angenehm. Wir wünschen dem Festival, dass dies so bleibt.

Weitere Vorstellungstermine und Programmpunkte auf: https://poligonale.com