Stefan Rüeschs Werke sind derzeit in der Galerie Sechzig in Feldkirch zu sehen. (Durchblick, Acryl u. Kohle auf Leinwand, 126 x 438, 2020, Foto: Markus Tretter)
Dagmar Ullmann-Bautz · 25. Nov 2019 · Theater

Das darf man nicht versäumen! – Theater Wagabunt spielt „Die Humanisten“ und noch viel mehr

Er bietet beste Unterhaltung, wunderbar gepaart mit scharfer Gesellschaftskritik, Theater Wagabunts Abend der „österreichischen Nestbeschmutzer“, sprich der Autorinnen und Autoren, die es gewagt haben in ihren Arbeiten immer wieder die österreichische Gesellschaft und Mentalität kritisch zu beleuchten.

Witzig und erschreckend aktuell

Zu Wort kommen an diesem großartigen Theaterabend Thomas Bernhard, Elfriede Jelinek, Peter Handke, Helmut Qualtinger, Peter Turrini, Claus Peymann, Ernst Jandl u. a., und ihre Texte sind so aktuell wie zu ihrer Entstehungszeit im vergangenen Jahrhundert.
Schnörkellos lässt Regisseur Stephan Kasimir die Texte lesen, achtete dabei akribisch auf die Betonungen, die Pausen, die kleinen und großen Momente, die diese Texte so wahnsinnig witzig und so erschreckend wahr machen.

Überzeugende SchauspielerIn

Drei ältere Herren und eine junge Frau, eine geradezu klassische Konstellation, sitzen brav an einem Biertisch und jede/r besticht durch die ganz eigene Diktion. Der akkurate Wolfgang Pevestorf, der polternde Robert Kahr, der salopp schludrige Ulrich Gabriel und die lupenreine Michaela Spänle überzeugen Wort für Wort!

Famoses Schauspielerpaar

Im zweiten Teil des Abends steht Ernst Jandls Stück „Die Humanisten“ auf dem Programm. Das Konversationsstück entstand 1976 als eine Art Antwort auf die eklatanten Reaktionen "braver Bürger" anlässlich der Aufführung von Wolfgang Bauers "Gespenster" im Rahmen des "steirischen herbstes '75". Ernst Jandls Begegnung zweier Nobelpreisträger, der eine ein "universitäten professor kapazität von den deutschen geschichten" (wunderbar: Wolfgang Pevestorf), der andere ein "groß deutschen und inder national kunstler" (köstlich: Robert Kahr), ist geprägt von Elitebewusstsein, Nationalismus und Chauvinismus. Pevestorf und Kahr beweisen mit dieser Produktion ein weiteres Mal, was für ein famoses Schauspielerpaar sie sind, wie kongenial sie sich stärken und aufwerten.

Tolle Ausstattung

Der Abend spielt vor einem einfachen, aber nicht weniger genialen Bühnenbild von Caro Stark. Eine riesige weiße Klorolle vor rotem Hintergrund ergibt die österreichische Flagge in einem Bild, an dem die Autorinnen und Autoren wohl ihre Freude gehabt hätten, entspricht es doch ganz konkret ihren Intentionen. Die Kostüme, ebenfalls von Caro Stark, zeigen typisch österreichische Folklore, Politikerfiguren in Frack mit rot-weiß-roter Schärpe über der stolz geschwelgten Gockelbrust, brauner Burschenschaftleranzug und natürlich das nette Mädel im Dirndl mit Blumenkranz im Haar.
Die hochgelobte und gefeierte Premiere des Stücks, wie könnte es anders sein, fand am Nationalfeiertag, dem 26. Oktober statt. Nach einer Pause steht das Stück seit letzten Samstag nun wieder auf dem Spielplan des Theater Wagbunt und sollte, hat man es noch nicht gesehen, keinesfalls versäumt werden!!

Termine: 1. / 8. / 15. / 22. Dezember, jeweils 18 Uhr
Karten unter: https://theaterwagabunt.at/spielplan