Derzeit in den Vorarlberger Kinos: The Zone of Interest (Foto: Filmcoopi Zürich)
Christina Porod · 05. Sep 2012 · Theater

Das 24. Theaterfestival Luaga und Losna ist eröffnet - Ein besonderes Vergnügen für kleine, große und erwachsene Kinder

Als Auftakt des Theaterfestivals Luaga und Losna präsentiert Initiator Johannes Rausch (Theater der Figur) eine überaus ideenreiche und kurzweilige Show. Die Ko-Produktion von ScarlattineTeatro, Luna e Gnac und Michele Cremaschi liefert mit ihrem Programm "Manolibera (freihändig)" eindrucksvolles Theater für große und kleine Besucher.

Die Show startet mit Geräuschen aus dem Off bis ein Mann vor die Bühne tritt. Der Techniker (Michele Eynard) stellt sich als italian artist vor: als Künstler wie Michelangelo. Er soll gegen sein Bestreben auf einer geschäftlichen Sitzung still den Overheadprojektor bedienen. Schnell verliert er sein Interesse. Seine Aufmerksamkeit weilt nicht lange auf den vorgelegten Statistiken, Diagrammen und Tabellen. Mit einem Folienstift beginnt der Künstler schon nach kurzer Zeit die öden Bilanzen nach seiner Manier umzuwandeln. Aus Säulendiagrammen entstehen Hochhäuser, Zucker wird zu Feinstaub und Liniendiagramme werden in Bergewelten umgestaltet. Immer mehr verfällt er in eine Fantasiewelt. Mit Hilfe des special pencil nehmen die Figuren Formen an. Zwei Gestalten tauchen in der Strichwelt auf und erwachen zum Leben. So nimmt die turbulente Geschichte um das schrullige Pärchen Kassandra und Hercule ihren Anfang.

Reduzierte Sprache, ausgeprägte Körpersprache und Wortmelodie

Dass weniger oft mehr ist, stellt die Theatergruppe klar unter Beweis. Scheinbar mühelos gelingt es der italienischen Truppe Sprachbarrieren aufzulösen, denn die Vorstellung funktioniert auch ohne Fremdsprachenkenntnis. Die Darsteller agieren mit hinreißender Lust an Körpersprache und Wortmelodie, treten überaus präsent und erfrischend auf. Federica Molteni als Kassandra beherrscht die Kunst Kinder- und Erwachsenenaugen zum Leuchten zu bringen ebenso überzeugend wie Michele Cremaschi als Hercule. Die Protagonisten sind kaum auf Requisiten angewiesen, um ihr Publikum für sich zu gewinnen: Der halbkreisförmige Sonnenschirm wird mit einem Handgriff in ein Boot, eine Insel oder in ein Autodach umfunktioniert. Neben der Leistung der Schauspieler und der originellen Inszenierung mit Witz und Charme machen die vielen überraschenden Einlagen das Schauspiel zu einem ganz besonderen Ausflug in eine Welt, die Sprache von Cartoon und Theater mischt. All dies gelingt nur mit dem Mann und seinem Stift.

Wehe, wenn der Stift kommt

Mit seiner Rolle übernimmt er den Part von Schicksal, Zufall oder innerer Stimme, aber immer mit einem gewissen Augenzwinkern. Der Künstler bietet den beiden Utensilien an, schickt sie von der Großstadt auf eine einsame Insel und lässt sie fast ertrinken. Das Bühnenbild, das direkt vor den Augen der Zuschauer entworfen wird, wechselt ständig. Somit entsteht ein Dialog zwischen Zeichner und Spieler.

Eingebettete Gesellschaftskritik

Kreativ und unterhaltsam entworfenes Abenteuer folgt auf Abenteuer. Eingewoben in das 60-minütige Stück sind amüsante Ereignisse, die dem Publikum in kleinen Sequenzen den Spiegel unserer Zeit vorhalten. Der Massentourismus wird ebenso thematisiert, wie die Konsum- und Wegwerfgesellschaft kritisiert. Nach einer ausgiebigen Shoppingtour erwachen die beiden eines Morgens in einer zugemüllten Welt. Jedes Haus hat einen Müllturm als Nachbar, der in der Schlussszene in sich zusammenfällt. Das Publikum zeigt sich während der ganzen Vorstellung begeistert und liefert der sichtlich gerührten Truppe einen nicht enden wollenden Applaus.

Weitere Vorstellungen

Bis zum 8.9. besteht die Möglichkeit sich eine Vorstellung vom kunterbunten Luaga&Losna-Programm anzusehen. An unterschiedlichen Spielorten zeigt das Festival unter anderem D´Güseltänzerin der sonah Theaterproduktionen, Jochen Gansers Lyriklotterie und Volker Gerlings Daumenkino-Kino Bilder lernen laufen, indem man sie herumträgt.

www.luagalosna.at