Neu in den Kinos: „Ich Capitano“ (Foto: X-Verleih)
Dagmar Ullmann-Bautz · 30. Nov 2016 · Theater

Bitte bleiben!!! – Das aktionstheater ensemble mit „Immersion. Wir verschwinden“ am Spielboden Dornbirn

Sie betreten die Bühne - sind da! Und dann erzählen sie, sie spielen, sie singen, sie tanzen, sie weinen, und sie lachen! Dies alles mit enormer Kraft und Präsenz, und man wünscht sich, dass dieser Vorgang, diese Augenblicke nur möglichst lange andauern. Am gestrigen Abend präsentierte das aktionstheater ensemble am Dornbirner Spielboden sein neues Stück „Immersion. Wir verschwinden“. Mit eigenen, selbst entwickelten Geschichten erzählen sie dem Publikum von Menschen, die am Rande der Gesellschaft stehen, von Zukurzgekommenen.

Die Geschichten, die betrachtet werden, sind richtig traurig, berichten beispielsweise vom Neid einer Schauspielerin auf eine andere, auf eine, die es vielleicht geschafft hat, oder vom Poeten, dessen Gedichte niemand drucken will, vom Schauspieler, der bis nach Nepal reist und doch keine Chance zum Auftritt bekommt. Und auch über das aktionstheater ensemble selbst wird berichtet, das in Anbetracht der beängstigenden politischen und gesellschaftlichen Entwicklung beschließt, in Zukunft nur noch Komödien zu spielen.

Außergewöhnliche Strahlkraft

Martin Gruber hat wieder einmal einen ganz großartigen Theaterabend kreiert. Einen Abend, bei dem man lachen konnte, der aber auch Beklemmung hervorrief, einen Abend der überaus reduziert daherkommt und doch in seiner Reduziertheit eine außergewöhnliche Strahlkraft entwickelte. Es sind vor allem die SchauspielerInnen Michaela Bilgeri, Andreas Jähnert und Martin Hemmer, die mit ihrer Authentizität, mit ihrer Kreativität, ihrer Ausdruckskraft und Spielfreude das Publikum vollkommen in ihren Bann zogen. Die Sängerin Sonja Romei beeindruckte nicht nur mit ihrer wunderbaren Stimme, sondern auch mit ihrer illustrativen Körpersprache. „Tanz Baby!“-Mastermind Kristian Musser bestach mit seinem stoischen Ausdruck und seinen absolut minimalistischen, ach so akkuraten Tönen.

Schlichte Bühne

Die Texte wurden gemeinsam mit dem Ensemble erarbeitet, von Martin Gruber und Claudia Tondl ausgearbeitet und verfeinert. Sebastian Spielvogel hat eine ganz schlichte Bühne und Projektionsfläche entworfen, in die man so vieles hineininterpretieren kann. Braune viereckige, flache Kuben in unterschiedlichen Größen sind  kleine Inseln, Häuser oder Wohnungen wie Hasenställe, sind Fußabstreifer. Die Schauspieler bespielen oder umschiffen sie. Die braune Färbung bedarf keiner weiteren Erläuterung.

Das Publikum bedankte sich mit tosendem und langanhaltendem Applaus für eine großartige Idee und eine umwerfende Ensembleleistung.