aktionstheater ensemble: „Wir haben versagt“ (Foto: Stefan Hauer)
Christina Porod · 31. Jän 2013 · Theater

„Alte Liebe“ – Nicht nur eine Beziehung droht zu ermüden

„Alte Liebe“, die Bühnenfassung des gleichnamigen Romans von Elke Heidenreich und Bernd Schroeder wurde am gestrigen Mittwochabend im Löwensaal in Hohenems dargeboten. Ute Hoffmann und Thomas Hassler schlüpfen in die Rollen eines alten Ehepaares, das sich auseinanderlebt, aber wieder zusammenrauft, bis der Tod es scheidet.

Das Alter ist ein Massaker

„Du liest nicht, du interessierst dich nicht, du verblödest“, wirft Lore ihrem pensionierten Ehemann Harry vor. Ihr Wunsch ist, dass er sich mehr mit Kultur befasst. Dessen ungeachtet findet er sein Leben dann ausgefüllt, wenn er sich um seinen geliebten Garten kümmern kann, der für ihn in der Art Kultur ist, wie für Lore die Bücherwelt. Lore, die Bibliothekarin, hingegen hadert mit dem Älterwerden, wird zunehmend lustloser und von einer Sinnkrise überfallen. Ihr Lieblingszitat ist von Philip Roth: „ Das Alter ist kein Kampf, das Alter ist ein Massaker.“

Seit 40 Jahren sind die beiden verheiratet. Das Ehepaar durchlebt Stationen ihrer gemeinsamen Zeit, geprägt von Streit und Diskussionen, Auseinanderdriften und Zusammenfinden. Auch die bevorstehende Hochzeit der Tochter mit einem steinreichen Industriellen führt immer wieder zum Zerwürfnis. Doch ausgerechnet bei dieser Hochzeit beginnt das erotische Feuer zwischen den beiden wieder zu lodern.

Weißt du noch...

Wenn die beiden Protagonisten in ihre Gedanken versinken, erfährt der Zuschauer in Monologen von deren Ängsten, deren Gefühlen und vom Unausgesprochenen in der Beziehung. Denn, wie so oft, erzählt man dem eigenen Partner nicht die ungeschminkte Wahrheit. Es werden Fragen in den Raum gestellt wie „Ist es ein Glück an sich, wenn eine Beziehung einfach nur hält?“, „Was kann das Leben im Alter noch bieten?“ oder „Wie geht das gemeinsame Leben nach Lores Pensionierung weiter?“. Über die Beziehung nachdenken sollte man auch, wenn die schönsten Sätze mit den Worten beginnen: „Weißt du noch ...“.

Wenn der Funke nicht so recht überspringen will

Ute Hoffmann und Thomas Hassler sind ein erprobtes Bühnenpaar und das spürt man auch. Sie bewegen sich miteinander im harmonischen Einklang durch das gelungene und gut angelegte Bühnenbild, das unterschiedliche Schauplätze bietet. Beide Charaktere oder Lebensmodelle werden ins Bild gesetzt: Auf der einen Seite Lores Bücherwelt und auf der anderen Harrys Gartenwelt.
Die treffend ausgewählte Musik, die gewisse Szenen unterstreicht sowie die ab und an gesetzte Geräuschkulisse, welche Ereignisse andeuten, sind wohldurchdacht. Aber dennoch will der Funke zum Publikum nicht so recht überspringen. Auch die Szenen, die Sprengstoff hätten, zünden nicht wirklich. Alles bleibt seltsam lauwarm. Das Stück entwickelt sich zuweilen leider zum ermüdenden Einerlei mit zu wenig charakteristischen hervorstechenden Elementen. So mannigfaltig die Geschichte auch ist und so ambitioniert die Schauspieler ihre Kämpfe ausfechten oder ihre Monologe zu Gehör bringen, fehlt es doch an Schlagkraft und Prägnanz. Das Stück ist keine heitere Komödie, die Komik, die im Text jedoch durchaus vorkommt, geht oft schier verloren. Nach 90 Minuten bleibt ein zwiespältiger Eindruck. Man merkt dies auch am höflichen, eher milden Schlussapplaus.