„Alte Liebe“ – Nicht nur eine Beziehung droht zu ermüden
„Alte Liebe“, die Bühnenfassung des gleichnamigen Romans von Elke Heidenreich und Bernd Schroeder wurde am gestrigen Mittwochabend im Löwensaal in Hohenems dargeboten. Ute Hoffmann und Thomas Hassler schlüpfen in die Rollen eines alten Ehepaares, das sich auseinanderlebt, aber wieder zusammenrauft, bis der Tod es scheidet.
Das Alter ist ein Massaker
„Du liest nicht, du interessierst dich nicht, du verblödest“, wirft Lore ihrem pensionierten Ehemann Harry vor. Ihr Wunsch ist, dass er sich mehr mit Kultur befasst. Dessen ungeachtet findet er sein Leben dann ausgefüllt, wenn er sich um seinen geliebten Garten kümmern kann, der für ihn in der Art Kultur ist, wie für Lore die Bücherwelt. Lore, die Bibliothekarin, hingegen hadert mit dem Älterwerden, wird zunehmend lustloser und von einer Sinnkrise überfallen. Ihr Lieblingszitat ist von Philip Roth: „ Das Alter ist kein Kampf, das Alter ist ein Massaker.“
Seit 40 Jahren sind die beiden verheiratet. Das Ehepaar durchlebt Stationen ihrer gemeinsamen Zeit, geprägt von Streit und Diskussionen, Auseinanderdriften und Zusammenfinden. Auch die bevorstehende Hochzeit der Tochter mit einem steinreichen Industriellen führt immer wieder zum Zerwürfnis. Doch ausgerechnet bei dieser Hochzeit beginnt das erotische Feuer zwischen den beiden wieder zu lodern.
Weißt du noch...
Wenn die beiden Protagonisten in ihre Gedanken versinken, erfährt der Zuschauer in Monologen von deren Ängsten, deren Gefühlen und vom Unausgesprochenen in der Beziehung. Denn, wie so oft, erzählt man dem eigenen Partner nicht die ungeschminkte Wahrheit. Es werden Fragen in den Raum gestellt wie „Ist es ein Glück an sich, wenn eine Beziehung einfach nur hält?“, „Was kann das Leben im Alter noch bieten?“ oder „Wie geht das gemeinsame Leben nach Lores Pensionierung weiter?“. Über die Beziehung nachdenken sollte man auch, wenn die schönsten Sätze mit den Worten beginnen: „Weißt du noch ...“.
Wenn der Funke nicht so recht überspringen will