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Michael Löbl · 23. Okt 2023 · Musik

Symphonische Blasmusik vom Allerfeinsten

Die Triumphal Winds unter der Leitung von Markus Lins gaben in der Kulturbühne AMBACH ihr Debütkonzert. Als Solist mit dabei war der Trompeter Thomas Gansch

Die Bläsersituation in Vorarlberg kann man getrost als rosig bezeichnen. Während das heimische Symphonieorchester im Festspielhaus die üppig besetzte Achte Symphonie von Dimitri Schostakowitsch aufführte, stellte sich auf der Kulturbühne AMBACH in Götzis in neues Ensemble mit 60 Spitzenbläser:innen aus der Bodenseeregion vor: die Triumphal Winds.

Symphonische Blasmusik ist etwas ganz Spezielles. Weit weg von Polkas und Märschen wird hier ein ganz eigenes Repertoire gepflegt, meist symphonisch konzipierte und virtuose Werke, die die gesamte Palette eines rein mit Bläsern besetzten Orchester zum Klingen bringen. Blasmusikvereine geraten da rein technisch oft an ihre Grenzen, obwohl es auch in diesem Bereich immer wieder erstaunliche Leistungen zu bewundern gibt.

Ein Schnitzel und ein Bier

Markus Lins, langjähriger Leiter des Musikvereins Altenstadt, hatte die Idee, ein anspruchsvolles Programm mit einer handverlesenen Bläserbesetzung in möglichst kurzer Zeit aber ohne Kompromisse zu erarbeiten. Die Musiker:innen wurden einzeln gefragt und sechzig Blasorchesterenthusiast:innen haben spontan zugesagt. Honorar: Ein Schnitzel und Getränke. Das Ergebnis waren zwei Konzerte in der Kulturbühne AMBACH auf wirklich erstaunlichem Niveau, mit interessanten Werken und einem prominenten Solisten: Thomas Gansch. Die zumeist jungen Musiker:innen – Bläser:innen mit Schlagzeug, aber auch Harfe, Kontrabass und Keyboard – kommen vor allem aus Vorarlberg, Liechtenstein und der Schweiz. Es sind Musiker:innen, die Markus Lins im Zuge seiner Tätigkeit als Dirigent kennengelernt und nun zu einem Best-of-Ensemble geformt hat. Jede Position war wirklich top besetzt, die vielen Soli im Laufe des Abends zeigten die Qualität der einzelnen Musiker:innen. Beim Programm setzte man in erster Linie auf Originalwerke, es gab keine Bearbeitungen von Orchesterliteratur, wie sie bei Symphonischer Blasmusik oft zu hören sind. Das Eröffnungsstück gab dem Ensemble seinen Namen: „Triumphal Winds“ des Holländers Jan de Haan. Hier konnte man bereits die Vorzüge des neu gegründeten Ensembles bestaunen: Virtuosität in allen Registern, grosser Dynamikbereich, runder Sound auch im Fortissimo und eine beeindruckende Schlagzeugtruppe. Auch das weitere Programm mit Werken von Samuel R. Hazo, James Barnes, Leonard Ballentine, Ferrer Ferran, Otto M. Schwarz, Michael Masser, Johan de Meij, Guido Rennert und Naohiro Iwai war abwechslungsreich, effektvoll und von hoher kompositorischer Qualität.

Spitzentrompeter und Entertainer

Bereits in seiner Zeit als Leiter des Musikvereins Altenstadt lud Markus Lins immer wieder bekannte Solist:innen für die Konzerte im Montforthaus ein. Zum Beispiel den Trompeter Thomas Gansch, der nun auch in Götzis das Publikum begeisterte. Thomas Gansch ist der um 22 Jahre jüngere Bruder der österreichischen Trompetenlegende Hans Gansch. Während Hans als gefeierter Solotrompeter der Wiener Philharmoniker und höchst erfolgreicher Pädagoge am Mozarteum Salzburg den klassischen Musikerweg gewählt hat, widmete sich Thomas seit seiner Studienzeit voll und ganz seiner Leidenschaft, nämlich dem Jazz. Das von ihm 1992 mitbegründete Blechbläserensemble „Mnozil Brass“ geniesst seit vielen Jahren Kultstatus und bereist auf ausgedehnten Tourneen die ganze Welt. „Mnozil Brass“ bietet Thomas Gansch auch eine ideale Spielwiese für sein Talent als Entertainer. Als Solist der Triumphal Winds zeigte der Ausnahmetrompeter seine musikalische Vielseitigkeit sowohl in langsamen Stücken wie der Ballade „Nothing gonna change my Love for you“ oder als Vollblutjazzer in „A Tribute to Harry James“.

Musiker und Kabarettist

Die Vielseitigkeit ist das Markenzeichen von Markus Lins. Als Trompeter, Lehrer, Dirigent, Schauspieler und Moderator wird ihm ganz sicher nie langweilig. Gemeinsam mit seinem Bühnenpartner Manfred Kräutler, der auch die Moderation des Konzertes am Samstagabend übernommen hat, ist Markus Lins nach „Zügla“ und „Feschta“ bereits mit seinem dritten Kabarettprogramm „Buggla“ auf Tour durch Vorarlberg. Als Dirigent steuerte Markus Lins das 60-köpfige Ensemble unaufgeregt und souverän durch alle Untiefen und Klippen des Programmes. Sein Konzept ist aufgegangen, die Kulturbühne AMBACH mit ihrer aussergewöhnlich guten Akustik bot einen perfekten Rahmen für dieses erfolgreiche Debüts, das hoffentlich demnächst eine Fortsetzung finden wird.