Derzeit in den Vorarlberger Kinos: The Zone of Interest (Foto: Filmcoopi Zürich)
Silvia Thurner · 16. Dez 2022 · Musik

Sind soziale Medien sozial?

Bei sehr vielen Menschen stehen Social Media hoch im Kurs. Besonders während der Coronapandemie wurden die vielseitigen Möglichkeiten von Handy, Computer & Co breit genutzt. Überlegungen darüber, wie sozial die vielfältigen virtuellen Kommunikationsformen wohl seien, motivierten Klaus Christa, den künstlerischen Leiter der „Pforte“, zu einem Konzerttheater mit Pantomime und Musik. Im vergangenen Jahr wurde das Stück „Heute kein Forellenquintett“ als Videostream erstmals aufgeführt. Nun präsentierte das Ensemble Louise Farrenc die Produktion unter der Regie von Lionel Ménard live vor Publikum im Theater Kosmos in Bregenz.

Der Plot der Geschichte ist rasch erzählt: Der Hausmeister eines Zinshauses (Klaus Christa) beobachtet die Einsamkeit der Bewohner:innen, die allesamt in ihre Singlewohnungen verschanzt sind und lediglich mittels Elektronik kommunizieren. In Briefen an die Komponistin Louise Farrenc berichtet er über seine Besorgnis und sein Vorhaben, die Menschen miteinander in Beziehung zu bringen.
Hier setzte die Musik an, denn die ausgewählten Werke führten unmittelbar hinein in die emotionalen Welten der einzelnen Protagonist:innen. Mit Kompositionen von Schubert, Glière, Bach, Gubaidulina und Prokofjew sowie Mozart und Louise Farrenc brachten die Pianistin Katya Apekisheva, Mayumi Kanagawa (Violine), Klaus Christa (Bratsche) Mathias Johansen (Violoncello) und Dominik Wagner (Kontrabass) Gefühle, Sehnsüchte, Bedenken und Zuversicht zum Ausdruck. Besonders gut gelang dies immer dann, wenn Hemmnisse wie Schüchternheit mit einem Augenzwinkern gut nachempfunden gespielt wurden. Eine besondere Darstellungskraft ging dabei von Mathias Johansen aus. Die Idee eines Vorhangs, auf den Handynachrichten mit zahlreichen Emojis und Memes projiziert wurden, bot eine zusätzliche, wirkungsvolle Wahrnehmungsebene.
Schließlich fanden die ‚Hausbewohner:innen‘ im Quintett zusammen und spielten das Klavierquintett Nr. 1 in a-Moll, op. 30 von Louise Farrenc. Den Eröffnungssatz legten die fünf Musiker:innen energetisch und mit einem romantischen Duktus an. Das lyrische Adagio bildete den Höhepunkt der Werkdeutung. Sinnlich und mit viel Kontakt zueinander reichten die Musiker:innen die melodischen Linien weiter. Gleichzeitig verwies das Adagio-Thema auf die vorangegangene Geschichte. Das Scherzo wurde lustvoll und kauzig in den Raum gestellt, bevor im Finale ein erzählender musikalischer Fluss entfaltet wurde.
Als Ganzes erlebt, zeigten die „Pforte“ und das „Ensemble Louise Farrenc“ eine weitere Facette ihres weit gespannten künstlerischen Schaffens. Die Verbindung von Musik mit aktuellen gesellschaftlich relevanten Themen bot Denkanstöße und eine gute musikalische Unterhaltung.