Martha Matscheko und Korbinian Schlag in "Don Giovanni" am Vorarlberger Landetheater. (Foto: Anja Köhler)
Anita Grüneis · 08. Mär 2025 · Theater

Premiere im TAK: Die Bank schwankt und wird zur Posse

Theater Karussell zeigt Dürrenmatts „Frank der Fünfte“ als Show

Friedrich Dürrenmatt schrieb drei Fassungen seines Werkes „Frank der Fünfte“. Die erste Fassung hatte den Untertitel „Oper einer Privatbank“, die zweite Fassung nannte er im Untertitel „Komödie“, die dritte Fassung „Komödie einer Privatbank“. Das Theater Karussell zeigte nun im TAK Theater Liechtenstein eine neue und gekürzte Fassung mit dem Titel „Frank der Fünfte“ und dem Untertitel: „Komödie einer Privatbank“. Es wurde zu einem Klamauk im Rotlichtmilieu der Banker.

Gleich zu Beginn erklärte Regisseurin Kristin Ludin, dass die Rolle von Frank V. kurzfristig umbesetzt werden musste, da der dafür vorgesehene Darsteller Gerd Schneider erkrankte. Seine Rolle übernahm Alois Ruch. Dadurch wurden aber in der Besetzung weitere Rochaden nötig. Keine einfache Ausgangslage für die Amateur- und semiprofessionellen Schauspieler:innen, die teilweise mehrere Rollen spielten.

Musik, Musik, Musik

Die Originalfassung von Friedrich Dürrenmatt ist viel zu lang für heutige Sehgewohnheiten. Daher erarbeitete Kristin Ludin eine neue Fassung für das Theater Karussell. Dürrenmatt hatte mit seinem Auftragswerk „Frank der Fünfte“ eine Ode anlässlich des zwanzigjährigen Jubiläums des Zürcher Neuen Schauspielhauses geschrieben. In Zusammenarbeit mit dem Operettenkomponisten Paul Burkhard entstanden „in etwa zweimal fünf Tagen“ noch vor Skizzierung des Handlungsgerüsts mehrere Chansons, die in der Folge zu einer Oper ausgebaut wurden. Das ist dem Werk auch heute noch anzumerken. Regisseurin Kristin Ludin setzte in ihrer Inszenierung stark auf die Musik, die mit Marco Schädler am Klavier und den beiden Bläsern Günther Matt und Andreas Übleis zwar in professionellen Händen war, aber dennoch zu oft den Theaterabend dominierte, vor allem nach der Pause mit einer nicht endenwollenden Sequenz von gesungenen Texten. Auch wenn Songzeilen wie „Was wir schieben und erraffen, was erpressen wir und schaffen, morden, prellen und betrügen, wuchern, stehlen, hehlen, lügen …“ sehr an Brechts Dreigroschenoper erinnern. 

Von oben nach unten und umgekehrt

Die Figuren aus der Frankschen Privatbank leben jenseits von Gut und Böse, sie bedienen sich schamlos aus der Kasse, jeder hat einen Nachschlüssel zum Tresor, jeder misstraut jedem. Trotzdem sehnen sie sich nach einer besseren Zukunft. In der Inszenierung von Kristin Ludin gehen die Geschichten der Menschen etwas unter. Alles wird zur Comedy. Auch das Bühnenbild von Heinz Brehm, das die Figuren von Beginn an in oben oder unten einteilt. Oben die Franks – Alois Ruch als Frank der Fünfte und Elke Kikelj als seine Frau Ottilie. Vorwiegend im Parterre der Prokurist (Matthias Brüstle), der Personalchef (Thomas Hassler), Schlumpf, der Maschinenfabrikant (Zeno Langenbahn), der Schalterbeamte (Wolfgang Rainer), Traugott von Friedemann (Matthias Voigt) sowie Bankangestellte Frieda (Viktoria Türtscher) und die Schalterbeamtin (Heidi Salmhofer). Zum Schluss thronen die beiden Kinder der Franks, Franziska (Corine Hermann-Weder) sowie Sohn Herbert (Dario Cantieni) auf der oberen Bühne. Dario Cantieni wuselt zudem den ganzen Abend als Kellner Guillaume durch das Geschehen, denn er musste die Champagner-Gesellschaft mit viel Nachschub bei Laune halten. Sie alle zeigten eine überzeugende Ensembleleistung. Dass ihre Figuren nicht zu Menschen wurden, lag am Konzept.

Rot und Gold – Rotlichtmilieu?

Was den Abend aber zum Klamauk werden lässt, sind die Kostüme von Kerstin Köck. Dominierend sind die Farben Rot und Gold, die Anzüge der Herren wurden aus einem Banknoten Stoff-Design geschneidert, die Hemden sind aus knitterfreiem Gold, die Ladies sind ebenfalls in Rot gepackt und funkeln mit Gold, Schmuck und Handtaschen. Derart ausgestattet wird selbst ein Stück von Friedrich Dürrenmatt zum Palaver. Dieser Frank der Fünfte ist im Rotlichtmilieu gelandet. Friedrich Dürrenmatt schilderte die Welt der Privatbanker als ein korruptes Biotop. Das war in den 60er Jahren ein Affront. So heißt es im Stück: „Wir sind die letzten Schurken weit und breit / Nach uns nur böse, öde Ehrlichkeit.“ Allerdings ist das Unwesen vieler Banken heute eine Selbstverständlichkeit. Wenn dazu noch ein amerikanischer Präsident mit den Zöllen Mikado spielt, dann zeigt sich von Ehrlichkeit keine Spur. Mit der sechsten Generation der Familie Frank findet im Dürrenmatt-Stück aber tatsächlich ein Paradigmenwechsel statt, die Verbrechen werden nicht mehr aus Bosheit gemacht, sondern mit effizienter Organisation. Satire pur. 

weitere Vorstellungen:
9./16.3 jeweils 17 Uhr sowie 15.3.,19.30 Uhr, TAK Theater Liechtenstein, Schaan
14.3., 20 Uhr, Alte Stuhlfabrik, Herisau
20.3., 20 Uhr, Sonnenbergsaal, Nüziders
23.4., 20 Uhr, Postremise Chur
27.4., 17 Uhr, Altes Kino, Mels

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