Das UNPOP-Ensemble zeigt derzeit das Stück "Fairycoin" im Theater Kosmos. (Foto: Caro Stark)
Thorsten Bayer · 26. Jul 2012 ·

Nur bedingt hypnotisch: Die Tindersticks in der poolbar

Elegante, düstere Chansons sind das Markenzeichen der Tindersticks aus Nottingham; und das schon seit über zwanzig Jahren. Die hypnotische Wirkung, die ihre Songs entfachen können, stellte sich am gestrigen Mittwochabend nur bei Teilen des Publikums ein. Durchgängig positiv war hingegen der Eindruck, den die Vorband hinterlassen hatte, „Aber das Leben lebt“ aus Wien.

Florian Emerstorfer, Martin und Wolfgang Wiesbauer haben sich vor einiger Zeit einen Mann dazugeholt, Ralph Wakolbinger an den Drums. Zu viert brachten „Aber das Leben lebt“ melodischen Indiepop ins Alte Hallenbad. Mit ihren variationsreichen und moll-dominierten Songs gaben sie eine sympathische und sehr stimmige Vorlage für den Headliner des Abends.

Stimmungssache

Leichte Kost servieren die Tindersticks grundsätzlich nicht, das war von Anfang an klar. Für Easy Listening sind andere zuständig. Mit „Simple Pleasure“ – so der Titel ihres vierten Studioalbums, das 1999 erschien – ist diese Show schwer zu beschreiben. Bei dieser Titelwahl muss wohl eine Menge Ironie im Spiel gewesen sein. Die britische Band schürft in der Tiefe, anstatt sich an Oberflächlichkeiten abzuarbeiten. Auch musikalisch setzt sie auf Innerlichkeit: Wikipedia bezeichnet ihren Stil als „Kammer-Pop“. So braucht es bei einem Konzert dieses Quintetts eine ganz spezielle Atmosphäre, damit die dunkle Musik richtig wirken, damit Stuart A. Staples’ kehlige Stimme wirklich durchdringen kann. Einige Besucher konnten für sich die richtige Stimmung finden. So sehr ich mich bemüht habe – in meinem Fall hat es leider nicht funktioniert. Für mich blieb die Show eigenartig blutleer.

Wie aus einem Guss

Auf der Bühne ist Staples völlig in sich versunken, öffnet nur im Ausnahmefall einmal die Augen. Auch die meisten seiner Kollegen wirken komplett in sich gekehrt, einzig Bassist Dan McKinna sucht immer wieder einmal den (Blick-)Kontakt zum Publikum. Der Eindruck drängt sich auf, die Band mache dort oben ihr Ding, mehr oder weniger isoliert vom ganzen Drumherum. Das Dauermurmeln im Zuschauerraum verhindert zunächst, dass sich die benötigte Intensität aufbaut. Erst im Laufe des Konzerts wird es allmählich besser, als auch die anfänglichen technischen Probleme beseitigt sind, Staples’ Mikrophon laut genug, die Fußschalter für Gitarre und Bass richtig eingestellt sind. Musikalisch gibt es nichts auszusetzen. Dass die Band seit ihrer Gründung 1991 schon einige Umbesetzungen hinter sich hat, ist ihr nicht anzumerken. Sehr gut eingespielt, wie aus einem Guss agieren die Musiker.

„Unwiderstehliche Abschiedsmomente”

„Kaum eine englische Band trägt die unwiderstehlichen Abschiedsmomente des Herzens so stilvoll nach außen wie tindersticks“, heißt es auf fm4.orf.at. Und mit Abschied, mit Verlust kennen sich die Tindersticks aus. Diese Motive spielten insbesondere bei der Produktion des aktuellen Albums „The Something Rain“ eine große Rolle. So hatte beispielsweise Keyboarder David Boulter in dieser Zeit den Tod einiger Menschen, die ihm nahestanden, zu beklagen. Aber dennoch sollte das Album nicht in reine Schwermut ausarten, im Gegenteil. Stattdessen wollten die Mittvierziger eine Wendung ins Positive finden, wie Boulter in einem Interview mit thequietus.com erläuterte: Not that it made the record depressed or down – we didn't want that for the people that'd gone. It was more that the sadness gave us energy to push even harder. To do something great. You know, we're so sorry you can't be around to enjoy this party.”