Neu in den Kinos: „Köln 75“ (Foto: Wolfgang Ennebach / Alamode Film)
Anita Grüneis · 12. Jun 2024 · Aktuell

Neue TAK-Saison: Die Vermessung der Gegenwart

Das TAK Theater Liechtenstein trifft wieder einmal den Nerv der Zeit. „Der bestirnte Himmel über mir und das moralische Gesetz in mir“ ist das Thema der Spielzeit 2024/25. Wenn sich die Menschen zwischen Künstlicher Intelligenz, seelischen Traumas und neuen Entdeckungen im Weltall zurechtfinden müssen, dann trifft der Satz von Immanuel Kant den Kern der Gegenwart. Können sich Wissenschaft und Würde der Menschen im Heute treffen? Das wird unter anderem in einigen Theaterabenden untersucht.

In den acht Abonnement-Stücken des TAK sind drei Eigenproduktionen enthalten. Die neue Saison startet mit Die Vermessung der Welt, nach dem Buch von Daniel Kehlmann. TAK-Intendant Thomas Spieckermann schrieb eine Bühnenfassung, die vom Autor autorisiert wurde. Somit kommt der Roman zum ersten Mal seit 15 Jahren in einer genehmigten Version auf die Bühne. Inszenieren wird Oliver Vorwerk, der auch für die beiden anderen Eigenproduktionen verantwortlich zeichnet: Das Leben des Galilei, das vom TAK gemeinsam mit dem Théâtre National du Luxembourg mit Schauspieler:innen von beiden Ländern produziert wird. Es hat am 18. Januar seine Premiere im TAK und wird dann in Luxemburg gezeigt. Die Luxemburger werden in der Regie von Frank Hoffmann die Traumnovelle von Arthur Schnitzler, die ihre Premiere im September in Luxemburg hat und im April in Schaan gezeigt wird, koproduzieren.

Drei Eigenproduktionen mit Regisseur Oliver Vorwerk 

Im März folgt dann die dritte Eigenproduktion mit der Regie von Oliver Vorwerk: Der Titel Erstarrt vom Himmel ihrer Augen ist einer Gedichtzeile von Charles Baudelaire entnommen. Am Premierenabend am 13. März werden Gedichte und Lieder über die Liebe im Foyer des TAK zu erleben sein. (Das Foyer ist als neue Spielstätte für kleinere Produktionen beliebt). Ebenfalls zum Abonnement gehört das Gastspiel des Deutschen Nationaltheaters Weimar im Dezember 2024 mit dem Stück Die Jahre von Annie Ernaux. Die französische Autorin beschrieb in ihrem Roman ihr ganzes Leben über Jahrzehnte hinweg und schuf damit zugleich eine Geschichte der Frauenrollen im Wandel der Zeit. Regisseur Jan Neumann inszenierte daraus mit fünf Frauen ein humorvolles und erkenntnisreiches Stück. Auch mit dem Weimarer Nationaltheater sucht das TAK vermehrt die Zusammenarbeit. 

Ungewöhnliches und Heiteres

Einen ganz besonderen Abend verspricht das Wort- & Bildspektakel mit dem Titel Beltracchi – Unverfälscht mit den Schweizer Stars Stefan Gubser und Mona Petri. Die beiden lesen aus den Briefen, die sich der Meister-Kunstfälscher und seine Frau in ihrer 14-monatigen Untersuchungshaft geschrieben haben. Vom Volkstheater Wien kommt das Stück Alte Meister nach dem letzten Roman von Thomas Bernhard. Darin beobachtet ein Kritiker jeden Tag im Museum das Bildnis eines weißbärtigen Mannes von Tintoretto. Er sucht darin einen gravierenden Fehler, denn „das Vollkommene droht uns nicht nur ununterbrochen mit unserer Vernichtung, es vernichtet uns auch“. Die Bühnenfassung des Stücks und die Inszenierung stammt von Dušan David Pařízek.  Die letzte ABO-Aufführung ist eine Koproduktion vom TAK mit Trickster-p und LAC Lugano Arte e Cultura mit dem Titel The Game. Dabei steht im Mittelpunkt die Frage: Spielen wir mit dem System oder spielt das System mit uns? Und welche Möglichkeiten haben wir, in das Spiel einzugreifen und etwas zu verändern? Neben den acht Abonnement-Theaterabenden stehen natürlich noch weitere Schauspiele auf dem Programm.

Acht Abonnement-Weltklassik-Konzerte

Acht ist auch die Anzahl des Weltklassik-Konzert-Abonnements. Eröffnet wird das musikalische Abo am 21. November mit dem Ukrainischen Nationalorchester unter Volodymyr Sirenko. Die Solistin Raphaela Gromes wird das Cellokonzert in h-Moll von Antonín Dvořák spielen. Außerdem gibt es die 3. Sinfonie von Jean Sibelius und „Alte Bergtänze von Werkhowyna“ des zeitgenössischen ukrainischen Komponisten Yevhen Stankovych zu hören. Im Dezember leitet Peter Nordahl das Sinfonieorchester Liechtenstein; das Programm besteht aus Werken von Lars Danielsson, der dem Publikum mit seinem Kontrabass unter anderem seine Werke „Concerto für Englischhorn und Kontrabass“ sowie „Liberetto Symphonized“ vorstellen wird. Ebenfalls eher ungewöhnlich dürfte das Konzert am 16. Januar werden, in dem das Komiker-Duo Ursus und Nadeschkin im Orchestergraben all jene Fragen stellt, die Konzertbesucher:innen nicht zu fragen wagen. Es gibt aber auch Musik – das Sinfonieorchester Camerata Schweiz spielt unter der Leitung von Graziella Contratto die 5. Sinfonie von L. v. Beethoven.

Der Herr der Harfen: Xavier de Maistr

Drei Tage später gastiert im Vaduzersaal das Festival Strings Lucerne mit ihrem Konzertmeister Daniel Dodds und dem „Herrn der Harfen“ Xavier de Maistre. Auf dem Programm stehen Robert Schumann, Georg Friedrich Händel und Antonín Dvořák. Im März 2025 stehen Geigenklänge im Mittelpunkt, Julian Rachlin kommt mit dem Jerusalem Symphony Orchestra. Er wird das Orchester dirigieren und mit dem Violinkonzert von Mendelssohn-Bartholdy zu hören sein. Einen Monat später ist die Amsterdam Sinfonietta unter der Leitung von Candida Thompson zu Gast im Vaduzersaal. Solist ist Bruce Liu, der 2021 den legendären Chopin-Klavierwettbewerb in Warschau gewann und in Vaduz Chopins 2. Klavierkonzert spielen wird. Fast zum Abschluss der Saison kommt die Camerata Bern mit der phänomenalen Geigerin Patricia Kopatchinskaja, wobei das 1940 in St. Gallen uraufgeführte Violinkonzert „Concerto funebre“ von Karl Amadeus Hartmann im Zentrum steht. Den Abschluss machen dann am 1. Juni zwei Herren: Renaud Capuçon an der Violine und Guillaume Bellom am Klavier. Dabei wird es noch einmal sehr klassisch mit Violinsonaten von Ludwig van Beethoven, Johannes Brahms und Richard Strauss. 
Neben den Abonnements-Veranstaltungen runden Kabarett-und Jazzabende das neue TAK-Programm ab. Es gibt unter anderem einen Poetry-Slam-Abend, eine Liechtensteiner Lachnacht, Gastspiele mit Science Busters, Josef Hader und auch Bernhard Hoëcker und Wigald Boning. Neu im Angebote sind Auftritte im Artistik/Zirkus-Bereich. So wird am 5. April erstmal ein internationales Akrobatik Festival zu Gast in Liechtenstein sein. Das Programm für die Saison 2024/25 ist äußerst vielseitig und umfangreich.

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