Neu in den Kinos: „Black Bag – Doppeltes Spiel“ ( © Focus Features)
Michael Pekler · 06. Mai 2025 · Film

Neu in den Kinos: „Last Breath“

Endlich wieder ein Unterwasserfilm: Woody Harrelson muss als Leiter eines Taucherteams einem Kollegen mit akuter Atemnot rechtzeitig zu Hilfe kommen. Regisseur Alex Parkinson hat seinen eigenen gleichnamigen Dokumentarfilm über einen albtraumhaften Arbeitsunfall als Abenteuerfilm adaptiert.

Der Sauerstoff reicht für genau zehn Minuten. So viel Zeit bleibt dem Taucher, der leblos in der Tiefe treibt, bis zu seinem letzten Atemzug. Ein Rettungsversuch wäre zwar möglich, stellt die Helfer aber vor die in solchen Momenten wie immer entscheidende Frage: Darf die Rettung eines Einzelnen das Leben derer gefährden, die ihm zu Hilfe eilen? Natürlich nicht, aber wenn sich jeder an die richtige Antwort halten würde, gäbe es keine Filme wie „Last Breath“.
Gleich zu Beginn des Films erklären Zahlen und Fakten den Beruf des Sättigungstauchers zu einem der gefährlichsten der Welt: Tausende Kilometer Pipelines durchziehen die Weltmeere und müssen regelmäßig gewartet werden. Dafür verbringen die Taucher vor ihrem Einsatz mehrere Tage in Druckkammern, bevor sie zum Meeresgrund in die eiskalte Finsternis hinabtauchen. Womit der Boden für einen straff inszenierten Unterwasser-Actionfilm aufbereitet wäre.

Schiff im Sturm

Für „Last Breath“ geschieht dies vor der schottischen Küste, als sich der Taucher Chris Lemons (Finn Cole) auf den Weg in die Nordsee macht. Seine Verlobte hat, wie es sich gehört, Angst um ihn („Humans shouldn’t be at the bottom of the North Sea“), während der junge Mann versprechen muss, heil wieder nach Hause zu kommen. Was, man ahnt es, nicht so einfach sein wird. Es folgen die genreüblichen Vorbereitungen: im Hafen von Aberdeen einchecken, an der Gruppenbesprechung teilnehmen, die Kollegen begrüßen, müde Männerscherze anhören müssen. Lemons hat, wie sich herausstellen wird, großes Glück mit seinem Dreierteam: Dave Yuasa (Simu Liu), kein Mann vieler Worte, eilt der Ruf voraus, einer der besten Taucher zu sein, und Duncan Allcock (Woody Harrelson) ist ein alter Veteran mit zwanzigjähriger Berufserfahrung. Während Chris und Dave nach tagelangem Warten in ihre dicken Anzüge schlüpfen, die sie wie Astronauten aussehen lassen, bleibt der Routinier in der in die Tiefe hinabgelassenen „Glocke“ zurück. Über der Tauchstelle und dem Schiff mit dem besorgten Kapitän braut sich derweil ein heftiger Sturm zusammen. 

Ventile, Seile, Hebel

Kaum ist die von einem aufdringlichen Score untermalte Ouvertüre vorbei, wartet „Last Breath“ jedoch mit einer Überraschung auf. Denn während Regisseur Alex Parkinson an der so genannten Spannungsschraube dreht, verleiht er seinem Film einen fast dokumentarischen Anstrich: Wer die Funktionsweise von Ventilen, Seilen, Hebeln, Sauerstoffflaschen, Messgeräten und das Schiff in Position haltenden Computersystem mag, kommt jetzt auf seine Kosten. Denn „Last Breath“ ist tatsächlich Parkinsons Spielfilmadaption seines gleichnamigen Dokumentarfilms, der auf einer wahren Begebenheit beruht.
Charakterzeichnung und Rahmenhandlung zählen indes nicht zu den Stärken der Inszenierung, sondern wirken vielmehr wie pflichtgemäßes Beiwerk. Umso bemerkenswerter die Bilder von der Arbeit und der Tragödie, die sich – wie in einem Science-Fiction-Film im Weltall – auf drei Schauplätze beschränken: die pechschwarze Tiefe, die rettende Glocke und das treibende Schiff. Die Verbindung darf nicht abreißen. Sonst hilft nur ein letzter Wille.

ab 8.5., Kino Bludenz, Cineplexx Hohenems (nur am 8.5.)