Gute Stimmung und Begeisterung in der Fabrik Klarenbrunn
Das Ensemble Plus bot einen unterhaltsamen Abend
Der Humor kam beim ersten Sul Palco Konzert des „Ensemble Plus“ in der gut besuchten Bludenzer Fabrik Klarenbrunn nicht zu kurz. Zum gemeinsamen Musizieren hatte der Bratschist und Ensembleleiter Guy Speyers den Saxofonisten Lukas Nußbaumer sowie den Perkussionisten Bertram Brugger eingeladen. Auf dem Programm standen kurzweilige und anschauliche Werke von Komponierenden aus drei Kontinenten: Luciano Berio aus Süditalien, Matthijs van Dijk aus Südafrika und Ana Sokolovic aus Kanada. Allen Kompositionen gemeinsam war ein bilderreicher musikalischer Ausdruck, den die Musiker in legerer Atmosphäre hervorragend zur Geltung brachten.
Luciano Berios Duo „Naturale“ ist spannend konzipiert. Eine Bratschenstimme, begleitet von einem Perkussionisten, nimmt die Zuhörenden mit charaktervollen Folksongs mit auf einen Spaziergang durch unterschiedliche musikalische Umgebungskulissen. Zuspielungen mit Aufzeichnungen eines sizilianischen Sängers schaffen Bezugspunkte und halten den musikalischen Fluss inhaltlich zusammen. Guy Speyers gestaltete den Violapart enthusiastisch und mit viel Einsatzbereitschaft. Ausgestattet mit zahlreichen Doppelgriffen, beschwingten Rhythmen, arpeggierenden Pizzicati und Bordunklängen kamen die „Songs“ exzellent zur Geltung. Bertram Brugger agierte zurückhaltend und aufmerksam, sodass markante perkussive Zäsuren das Hörerlebnis gut gliederten. Den Clou des Werkes bildeten die Zuspielungen (an den Reglern Hauke Kohlmorgen). Sie verliehen der Komposition eine urtümliche Kraft und bildeten einen willkommenen Kontrast zum Bratschenpart aus.
Musikalischer Smalltalk
Der südafrikanische Komponist Matthijs van Dijk ist ein ehemaliger Studienkollege von Guy Speyers. Mit viel Humor hat er in seinem Werk „Scenes from a bar“ für Viola, Saxofon und Schlagwerk ein musikalisches Stimmungsbild geschaffen. Erzählt wurde von zwei Protagonisten, einerseits ein Bratschist und andererseits ein Saxofonist. Sie standen sich gegenüber und kommunizierten miteinander. Durchsichtig aufgebaute Floskeln ließen Bilder eines „musikalischen Smalltalks“ entstehen. Guy Speyers und Lukas Nußbaumer spielten sich zuerst eine rufartige Floskel zu. Allmählich entwickelten sie daraus ein längeres Motiv, das weiter in unterschiedliche emotionale Zustandsbeschreibungen führte und abschnittweise impulsiv aufgebauscht erklang. Im großen Raum der Fabrik Klarenbrunn mischten sich die Klangfarben aus den Spaltklängen des Saxofons und dem warmen Ton der Bratsche wunderbar. Amüsant und kurzweilig wurde das Werk von Bertram Brugger mit Löffel, Flasche und Weinglas untermalt und kommentiert.
Ebenso humorvoll wirkte der „Shower Song“ der kanadischen Komponistin Ana Sokolovic. Motorisch und geschäftig breiteten die drei Musiker eine Klangfläche aus. Die minimalistisch ineinander verzahnten Motive wurden spannend zu Trillerketten zusammengeschmolzen. Abgehackt phrasierte Töne ließen aufhorchen, denn diese Gesten führten mittels Tonrepetitionen in stehende Klangfelder, aus denen eine melancholische Melodie in einen ruhigen Schluss führte. Den zweiten Abschnitt bestimmten Atem- und Schnarchgeräusche. Die Tongebungen und Klangfarben dieser regelmäßigen Bewegungen, die abschnittweise auch wie Tropfen oder das Ticken einer Uhr zu hören waren und in einem relativ abrupten Ende mündeten, regten die Fantasie an.