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Anita Grüneis · 12. Mai 2024 · Musik

Muttertags-Sternstunde mit Maximilian Eisenhut

Ein Wettbewerb der jungen Musiker:innen

Das Podiumskonzert im TAK Theater Liechtenstein mit Maximilian Eisenhut an der Viola und Leon Müller am Klavier wurde zu einer kleiner Stern-Feierstunde. Die beiden jungen Musiker spielten Werke von Bach, Weber, Rheinberger, Vieuxtemps, Schostakowitsch und Schumann. Nach 45 Minuten war der Zauber der wunderbaren Musik vorbei, er wirkte aber noch lange nach.

Die Podiums-Konzerte in Liechtenstein gibt es seit mehr als zwanzig Jahren. Das bedeutet zwanzig Jahre tatkräftige Förderung junger Musikerinnen und Musiker aus Liechtenstein und der Region. In diesen Konzerten werden hochtalentierte Nachwuchs-Musiker:innen aus der Region vorgestellt, wobei die Recitals gleichzeitig Wettbewerbsbeiträge sind, die von einer Jury, bestehend aus Maestro Graziano Mandozzi und Dr. Hossein Samieian, beurteilt werden. Die Preise bestehen aus weiteren Auftritten in der Region. Je höher die Einschätzung der Jury ausfällt, desto mehr Konzerte dürfen die Musiker:innen gestalten.
An diesem Muttertag hatte nun Maximilian Eisenhut aus Feldkirch seinen Auftritt. In eine Musikerfamilie hineingeboren – Vater Andreas und Mutter Raikan spielen Violine – erlernte er bereits als Vierjähriger das Klavierspielen, zwei Jahre später kam die Bratsche dazu. Wie innig er mit seiner Viola verbunden ist, zeigte er in diesem Konzert schon beim ersten Stück. Maximilian Eisenhut spielt die Bratsche nicht, er spricht und singt durch sie. Das Andante aus J.S. Bachs Sonate in a-Moll für Violine geriet dabei zu einem Solo der Extraklasse. Als würde er das Werk eben komponieren, verlangte er dem Instrument alles ab – mal klang die Viola herb und spröde, mal weinerlich, dann wieder klar und kräftig. Und manchmal tönte das Ganze, als begleite er sich und sein Spiel selbst mit einer weiteren Bratsche. Oder einer Geige? Egal, es war ein Hochgenuss und verbreitete eine zauberhafte Stimmung. Zum Gegenstück geriet dann das Andante e Rondo ungarese op. 35 von C. M. von Weber. Dabei zeigte Leon Müller am Klavier seine Ebenbürtigkeit. Mit viel Ausdruckskraft zauberten die beiden eine Mini-Oper auf die Bühne, mal beschwingt und tänzerisch, dann wieder wild davongaloppierend, aber immer in Kommunikation miteinander, setzen sie einen kleinen Höhepunkt und ließen das Zuhören zum Genuss werden.

Das Adaptieren gehört zum Alltag

„Die Geschichte der Musik ist auch eine Geschichte von Umschreibungen, Adaptionen“, meinte der Künstlerische Leiter der Podiumskonzerte, Graziano Mandozzi eingangs bei seiner Begrüßung. Er betonte, dass dieses Umschreiben viele Komponisten selbst übernommen hätten, da sie ja meist am Klavier schrieben und das Werk erst dann einem Instrument zudachten. Das trifft vor allem auf die Viola zu, die lange nicht als Solo-Instrument galt. Für sie gibt es nur wenig eigens Geschriebenes, wie etwa das Impromptu für Viola op. 33 von D. Schostakowitsch oder die Élégie op. 30 von Henri Vieuxtemps. Beide Stücke erklangen in dieser Matinee.

Elegisch und feurig

Mit seiner Élégie zeigt der belgische Komponist, dass die Bratsche mit ihren Mezzo- und Altregistern genau das richtige Instrument ist, mit dem sich meditatives Sinnieren, Sehnsucht oder Wehmut ausdrücken lässt. Sowohl das Klavier von Leon Müller als auch die Viola von Maximilian Eisenhut klangen zu Beginn nachdenklich, als würden sie ein melancholisches Liebeslied interpretieren, dann wieder klagte die Bratsche in höchsten Tönen und das Klavier setzte einen dramatischen Gegenpunkt, ganz so, als habe Henri Vieuxtemps einen architektonischen Sinn für musikalische Nachdenklichkeiten und Aufmunterungen gehabt. Das Finale geriet dann nahezu brucknerisch – kaum denkt man, nun ist das Stück zu Ende, kommt ein weiterer Höhepunkt, perfekt gestaltet von den beiden Jungmusikern.
Umso klarer dann das Adagio und Andante aus dem Impromptu für Viola op 33 von Dimitri Schostakowitsch – ein kurzer wunderbarer Tanz der beiden Instrumente mit Träumereien und Nachdenklichkeit, einem beseelten Schwelgen in den Tönen.
Bei Robert Schumanns Werk „Märchenbilder“ op. 113 zeigt Maximilian Eisenhut einmal mehr seine innige Beziehung zu seiner Bratsche. Bei ihm klingt sie, als habe sie mindestens 12 Saiten! Mit diesem raschen Ende war das Konzert dann aber noch nicht vorbei, denn der künstlerische Leiter bat eigens zum Muttertag um die Wiederholung von J.G. Rheinbergers „Abendlied“, das Maximilian Eisenhut für sich selbst umgeschrieben hatte. Mit seinem Arrangement schenkte er dem Publikum und den zahlreich anwesenden Müttern zum Abschied noch einmal nicht nur ein Abendlied sondern zugleich ein Wiegenlied mit seinem weichen und warmen Bratschenton als wollte er flüstern: „Stille, stille, kein Geräusch gemacht. Es ist alles gut“.

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