Neu in den Kinos: „Challengers – Rivalen“ (Foto: MGM)
Silvia Thurner · 27. Apr 2024 · Musik

Musik und Texte mit Einfühlungsvermögen und Temperament

Das Trio Tractatus und Lia Hartl zogen im Feldkircher Saumarkttheater die Zuhörenden in ihren Bann

Monica Tarcsay, Karoline Kurzemann-Pilz und Fabian Jäger sind seit Jahren mit dem Komponisten Marcus Nigsch freundschaftlich verbunden. Im "Trio Tractatus" widmet sich das Streichtrio seinen Werken mit viel Enthusiasmus. Gemeinsam mit der Poetry-Slamerin Lia Hartl luden die Künstler:innen in das Saumarkttheater und begeisterten mit Musik und Poetry-Slam in mehrerlei Hinsicht.

Der in Feldkirch wohnende Komponist Marcus Nigsch komponiert regelmäßig für den Festakt der Tractatus-Preisverleihung beim Philosophicum Lech. Die in den vergangenen Jahren entstandenen Streichtrios sind der Violinistin Monica Tarcsay, der Bratschistin Karoline Kurzemann-Pilz sowie dem Cellisten Fabian Jäger auf den Leib geschrieben und wurden von ihnen jeweils zur Uraufführung gebracht. Unter dem schönen Titel "Hinter dem Rücken der Zeit" erklangen nun acht Werke aus der Sammlung.
Das große Einverständnis der Musiker:innen untereinander und für die Kompositionen von Marcus Nigsch war beim Konzert im Saumarkttheater vom ersten Ton an spürbar. Monica Tarcsay, Karoline Kurzemann-Pilz und Fabian Jäger sind wunderbar aufeinander eingespielt und sie kennen die musikalischen Charaktere sowie die Intentionen des Komponisten bis ins Detail. Diese Qualitäten bündelten die Energien auf der Bühne und die Konzentration des Publikums, sodass sich eine inspirierende Atmosphäre einstellte.

Tragfähige Verbindungslinien zwischen Ton und Wort

Die wandelbare, zugleich energetische und lyrische Musik von Marcus Nigsch zog die Zuhörenden in ihren Bann. Allen Kompositionen gemeinsam war ihre unmittelbare Zugänglichkeit, die große erzählerische Aussagekraft, die rhythmische Lebhaftigkeit und die stets überraschend gestalteten Schlusspassagen.
Das Wesen der einzelnen Teile kristallisierte das Trio Tractatus hervorragend heraus. "Träumen in Farbe" lebte vom Energiefluss der homophon geführten Linien ebenso wie vom tänzerischen Duktus. Vielgestaltige rhythmische Muster und lyrische Soli beeindruckten in "Seelenwelten". Die fahlen Farben, Flageoletts und die Sprachcharaktere der musikalischen Motive zogen in "Die Fülle des Schweigens" die Aufmerksamkeit auf sich. In mehreren Sätzen, aber besonders in "Höfisches Getue" zeigte sich mit einem spielerischen Ausdruck die Rückbesinnung des Komponisten auf barocke und klassische melodische Gestaltungsarten.
Der Aussagegehalt des Werktitels kam in "Kraft der Triebe" besonders schön zur Geltung, denn Naturlaute und langsame motivische Entwicklungsprozesse wurden spannend entfaltet. Im Mittelpunkt stand ein virtuoses Solo von Monica Tarcsay. In eine wirkungsvolle Korrespondenz dazu stellten die Musiker:innen das darauffolgende Streichtrio mit dem Titel "Und die Natur lächelt zurück". Eine zusätzliche Ebene bildeten Loops, die mit der E-Violine eingespielt wurden. Als herausragend ineinander verzahntes Räderwerk erklang schließlich "Hinter dem Rücken der Zeit". 

Lia Hartl aus Rankweil hat im vergangenen Jahr die Landesmeisterschaft des Poetry-Slam-Wettbewerbs gewonnen. Die 18-Jährige bereicherte mit ihren klugen Texten die musikalischen Darbietungen wesentlich. Ihr Vortrag war wohltuend unaufgeregt, ganz der Sprache und dem Vortrag dienend, sodass die Textinhalte eine große Wirkmacht entfalteten. Sehr präsent ergänzte Lia Hartl die Streichtrios und trug auch die musikalische Stimmung und Diktion in ihren Texten weiter. Besonders eindrücklich geschah dies, in "Willkommen", "Tankstelle" und "Vier Jahreszeiten". Darin griff sie auch brandaktuelle Themen unserer Zeit auf und regte zum kritischen Weiterdenken an.