Neu in den Kinos: „Challengers – Rivalen“ (Foto: MGM)
Silvia Thurner · 15. Jun 2013 · Musik

Zwei unterschiedliche Persönlichkeiten, die sich nicht nur musikalisch bestens verstehen – ein anregendes „pforte“-Konzert mit Thomas Engel, Johannes Hämmerle und Freunden

Ihre zwanzigjährige Künstlerfreundschaft feierten der Blockflötist Thomas Engel und der Cembalist Johannes Hämmerle im Rahmen eines „pforte“-Konzertes im Feldkircher Pförtnerhaus. Mit einem ansprechenden Programm nahmen sie die Zuhörenden mit auf eine Erinnerungstour des gemeinsamen musikalischen Wirkens während der vergangenen zwanzig Jahre. Humorvoll erinnerten sich die beiden an ihren ersten Auftritt, sie spielten Lieblingsstücke und schmiedeten auch musikalische Pläne für die Zukunft. Der Cellist Kaspar Singer sowie der Lautenist Thor-Harald Johnsen wirkten als Partner mit und Andrea Lauren Brown interpretierte Sopranarien von Händel und Scarlatti. In guter Stimmung bot das Ensemble viel Abwechslung und reizvolle Werkdeutungen.

Der Konzertabend stand unter dem Motto „Wer hat an der Uhr gedreht?“ und diesem entsprechend erinnerten sich die beiden Musiker daran, wie sie 1993 zum ersten Mal miteinander auf der Bühne Tänze von Gasparo Zanetti spielten. Sie würden sie wohl nicht mehr so oft aufführen, merkten Thomas Engel und Johannes Hämmerle im Hinblick auf die Qualität der Kompositionen augenzwinkernd an.  Beide unterrichten mittlerweile unter anderem an der Musikhochschule in Regensburg. Während Thomas Engel seinen Lebensmittelpunkt nach Passau verlegt und fast ausschließlich im Rahmen der „pforte“-Konzerte in Vorarlberg präsent ist, ist Johannes Hämmerle im Land inzwischen einer der meistgeschätzten und engagiertesten Musiker. Er spielt in unterschiedlichen Ensembles, wirkt als Professor am Landeskonservatorium und ist als Domorganist in Feldkirch tätig.

Erinnerungen an das Barockensemble „Il Concerto Tivoli“


Weitere Stationen im klug zusammengestellten Konzertablauf erinnerten an bedeutende Wegmarken, als die beiden noch im Ensemble „Il Concerto Tivoli“ musizierten. In Telemanns „Trio 8“ in B-Dur zeigten sich die musikalischen Qualitäten von Thomas Engel und Johannes Hämmerle eindrücklich. Sie spielen virtuos und mit einem sprechenden Duktus gut aufeinander abgestimmt. In langsamen Abschnitten „trug“ das Cembalo den Flötenklang, girlandenartig wurden die melodischen Linien verflochten. Virtuos spornten sie sich im Vivace gegenseitig an.

Über einige Jahre hinweg beschäftigten sich Thomas Engel und Johannes Hämmerle besonders gerne mit Musik aus der Zeit des italienischen Frühbarock. Diese Vorliebe war in Dario Castellos „Sonata settima à 2“ nachvollziehbar, in der polyphon geführte Linien und überraschende melodische Wendungen den musikalischen Fluss bewegten.

Lieblingsstücke


Erst in jüngerer Zeit und vor allem seit Andrea Laura Brown öfters im Ensemble „con Sequenza“ mitwirkt, wenden sie sich vermehrt Arien und Kantaten von Händel und Bach zu. Sozusagen Lieblingsstücke wurden mit den drei Händelarien „Meine Seele hört im Sehen“, „Süße Stimme, sanfte Quelle“ und „Flammende Rose“ präsentiert. Die Sopranistin und Thomas Engel an der Blockflöte modellierten die Stimmen in einem schönen Einverständnis, so dass inspirierende und affektgeladene Klangbilder entstanden. Andrea Laura Brown sang textdeutlich und mit einem schönen Timbre auch in den Pianopassagen. Koloraturen belebten den musikalischen Duktus, allerdings stellte sich eine in sich ausgelotete Ruhe eher wenig ein. Dem Temperament der Sopranistin entsprachen vor allem die Arien und das Recitativo „Ardo, è ver, per te d’Amore“ von Alessandro Scarlatti, die Andrea Laura Brown mit ausgeprägter Mimik sang.

Reizvolle Maskenspiele als Höhepunkt des Abends


Den Höhepunkt des Abends stellten die „Court Masques“ von anonymen Komponisten sowie Nicholas le Strange und William Brade dar. Wirkungsvoll und meisterhaft verkleidet erklangen die markanten Hauptthemen, die in schnellen Wechseln stets neu verwandelt, variiert sowie rhythmisch vertrackt zueinander in Beziehung gestellt wurden. Vor allem mit diesen Stücken boten die vier Ensemblemusiker den Zuhörenden ein mitreißendes musikalisches Masken- und Rollenspiel.

Mit Blick nach Frankreich


Die französische Barockmusik sprach Thomas Engel und Johannes Hämmerle bislang nicht in dem Maße an wie beispielsweise der italienische Stil. Aber die Suite in D-Dur von Jacques Martin Hotteterre illustrierte, dass ihnen auch diese Musik hervorragend liegt. Feinsinnig gestalteten sie die zart verzierten melodischen Linien aus. Aneinander reibende Töne und die Auflösung von dissonanten Zusammenklängen bewirkten eine besondere Spannung, die Lust auf mehr machte.

Viel Applaus spendeten die BesucherInnen nach einem langen, anregenden und humorvollen Konzertabend.

Mit den besten Wünschen für die nächsten zwanzig Jahre...