„Kaffee und Zucker?“ Dokumentartheater im TAK in Liechtenstein © Pablo Hassmann
Silvia Thurner · 27. Sep 2022 · Musik

Zwei Mal zwei ist mehr als vier – Kathrin Nußbaumer und Arndt Rausch wurden bei der Chopin-Gesellschaft im Pförtnerhaus stürmisch gefeiert

Die Konzerte der Feldkircher Chopin-Gesellschaft zeichnen sich unter anderem dadurch aus, dass sie sowohl internationalen als auch heimischen Pianist:innen ein Podium bietet. Kathrin Nußbaumer und Arndt Rausch sind in Vorarlberg als herausragende Pädagog:innen bekannt und werden als Kammermusikpartner:in sowie Korrepetitor:in weithin geschätzt. Nun gaben sie gemeinsam mit Kompositionen zu vier Händen im Feldkircher Pförtnerhaus einen inspirierenden Konzertabend. Neben Schubert und Schuman machten Kathrin Nußbaumer und Arndt Rausch die zahlreichen Konzertbesucher:innen mit dem deutsch-französischen Komponisten Louis Théodore Gouvy bekannt.

Das Klavierspiel zu vier Händen ist eine eigene kammermusikalische Gattung, die viele Anreize in sich birgt. Für das Publikum bietet das Treiben auf dem Instrument, das Wirken der vier Hände auf den Tasten auch eine optische Komponente.
Qualitätsmerkmal der Interpretationen von Arndt Rausch, der bei allen Werkdeutungen den Primopart spielte, und Kathrin Nußbaumer im tieferen Klangregister war einesteils die genaue Kongruenz der Linienführungen und andernteils die gut austarierte Dynamik und Anschlagskultur. Eine sensible Tongebung hatten die Pianistin und der Pianist detailreich ausgeklügelt. Das zeigte sich besonders in den piano geführten Passagen, die eine bewundernswerte Leichtigkeit verströmten.
Die Wesensmerkmale der gegensätzlichen Ausdruckscharaktere schöpften die Interpretin und der Interpret mit Schuberts Duo in a-Moll (D 947) mitreißend aus. Eingebettet in das kraftvolle Hauptthema schufen sie mit einer für Schubert so typischen „Rückung“ eine melodische Klanginsel, in der sich der Klangfluss aufzuheben schien.
Bilderreich gestalteten Arndt Rausch und Kathrin Nußbaumer die sechs Impromptus „Bilder aus dem Osten“ op. 66 von Robert Schumann. Die transparenten Durchgangspassagen sowie die gesanglich abgerundeten Phrasierungsbögen blieben im zweiten Abschnitt besonders in Erinnerung. Eine satte Klanggestaltung und robuste Punktierungen sowie ein kräftiger Bordun zeichneten den dritten Teil „Im Volkston“ aus. Gut austarierte Tonqualitäten und die parallel geführten Linien im vierten Abschnitt bildeten einige Höhepunkt der anregenden Werkdeutung.

Unbekannte Werke vorgestellt

Der deutsch-französische Komponist Louis Théodore Gouvy ist wenig bekannt. Umso willkommener waren die beiden Sonaten, op. 36 und op. 49, die Kathrin Nußbaumer und Arndt Rausch auf ihr Programm gesetzt hatten. Die romantische Tonsprache entfaltete zahlreiche melodische Einfälle und wirkungsvoll treibende Passagen, die immer wieder aufhorchen ließen, gleichzeitig boten die langsamen Sätze Raum zum Schwelgen. Besonders im Adagio sowie im Epilogue der Sonate in d-Moll, op. 36 war eindrücklich zu erleben, dass vierhändiges Klavierspiel viel mehr bedeutet als das Agieren von zwei Mal zwei Händen. Die Spielarten von Kathrin Nußbaumer und Arndt Rausch ergänzten sich hervorragend und bildeten eine höchst musikalische Einheit. Zudem beeindruckte der Pedaleinsatz von Kathrin Nußbaumer, mit dem sie die Linienführungen ihres Klavierpartners hervorragend gestaltete.
In dieser Spielart deuteten die Musikerin und der Musiker auch Gouvys c-Moll Sonate, op. 49. Das sensibel ausgebreitete Larghetto ließ aufhorchen und überdies setzten Arndt Rausch und Kathrin Nußbaumer mit der hervorragend phrasierten Schlusspassage einen mächtigen und wirkungsvollen Schlusspunkt.

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