Musiker:innen aus Südafrika und Kolumbien prägen den besonderen Charakter des Pforte Kammerorchesters Plus. (Foto: Aron Polcsik)
Silvia Thurner · 08. Dez 2014 · Musik

Zum zweijährigen Jubiläum der Rieger-Orgel in Lingenau spielte Bruno Oberhammer ein anregendes Konzert

Passend zum Marienfeiertag am 8. Dezember erklangen Orgelwerke, die auf dem Marienhymnus „Ave maris stella“ beruhen. Das ausgesuchte Programm bot einen Blick in die Kompositionsgeschichte vom 16. bis in das 20. Jahrhundert und versammelte Werke aus Frankreich, Italien, Deutschland, Spanien und Belgien. Gut zur Geltung brachte Bruno Oberhammer die individuellen Klangqualitäten der Orgel, die bis zur symphonischen Orgelkunst reichten. Von der Choralscola "ad hoc" rund um Urban Äpli wurde das vielgestaltige Konzert gegliedert. Das Männerquintett sang gregorianische Choräle aus dem berühmten „Ave maris stella“ Hymnus.

Unzählige Kompositionen quer durch die Musikgeschichte beruhen auf dem berühmten Hymnus „Ave maris stella“. Darauf Bezug nehmende Werke brachten die schön ausbalancierte Disposition des Instrumentes aus dem Hause Rieger zum Strahlen und die durchdachte Registrierung der einzelnen Kompositionen gewährte Einblicke in dessen große klangliche Bandbreite. Viele Anreize bot der Einsatz der Prinzipalstimmen, aufgefrischt mit Mixturen und kantigen Klangfarbenkombinationen an exponierten Stellen. Nie wirkte die Registrierung lediglich illustrativ, sondern sie war musikalisch deutend eingesetzt.

Abwechslungsreiche Werke


Einleitend erklang der dritte Choral in a-Moll von Cesar Franck. In diesem Werk zelebrierte Bruno Oberhammer das virtuose Figurenwerk und stellte den Cantus firmus dominant in den Vordergrund. Die chromatischen Schübe und die allmählich sich steigernde Präsenz des Klangvolumens ergaben einen ausdruckstarken Bogen, der symphonische Züge annahm. Im Gegensatz dazu stand der Hymnus des italienischen Komponisten Girolamo Cavazzoni. Er strahlte durch die helle Tongebung und die mannigfaltigen Verzierungen der melodischen Linien. Die Variationen über „Ave maris stella“ von Juan Cabanilles erklangen etwas scharf registriert. Dies ermöglichte jedoch einen wirkungsvollen Gegensatz zu den kontrapunktisch dazu erklingenden Linien.

Den Höhepunkt stellte die Sonate Nr. 8 (op. 132) von Josef Gabriel Rheinberger dar. Schon die dicht gesetzte Introduktion ließ aufhorchen. Daran anschließend entfaltete sich eine vital wirkende Fuge. Kraftvoll modellierte Bruno Oberhammer die abschließende, virtuos gesetzte Passacaglia. Ein ebenso wirkungsvolles Werk war Flor Peeters’ Toccata, Fuge und Hymnus über „Ave maris stella“. Hier lenkten neben der opulenten Klangpracht der Orgel auch die präsenten Charaktere der tiefen Register die Aufmerksamkeit auf sich. Sie boten der virtuosen Spielart des Organisten ein starkes Fundament.

Zwischen den Orgelwerken sang die Choralscola „ad hoc“ rund um Urban Äpli gregorianische Choräle aus dem Hymnus „Ave maris stella“ und stellte damit einen schönen Rahmen für das anregende Konzert her.