Musiker:innen aus Südafrika und Kolumbien prägen den besonderen Charakter des Pforte Kammerorchesters Plus. (Foto: Aron Polcsik)
Silvia Thurner · 15. Mai 2014 · Musik

Zuerst kantig und schroff, dann leidenschaftich und temperamentvoll – Alexander Lonquich und das „Orchestra da Camera di Mantova“ bei Dornbirn Klassik

Alexander Lonquich gastierte mit dem „Orchestra da Camera di Mantova“ in der Doppelrolle als Dirigent und Pianist bei Dornbirn Klassik. Zu hören gab es im Kulturhaus gleich zwei Klavierkonzerte von Beethoven und Schostakowitsch. Ouvertüren von Beethoven und Zoltan Kodalys „Tänze aus Galanta“ bildeten den Rahmen. Während die Werkdeutungen in der ersten Konzerthälfte eher unterkühlt wirkten, zogen Alexander Lonquich und die OrchestermusikerInnen das Publikum nach der Pause in ihren Bann.

Was früher selbstverständlich war, ist heutzutage eher selten zu erleben. Pianisten, die vom Klavier aus ein Orchester leiten, sind rar. Vor zwei Jahren leitete Alexander Lonquich in dieser Doppelfunktion bereits das Symphonieorchester Vorarlberg und wurde dafür hoch gelobt. Nun gastierte er mit dem „Orchestra da Camera di Mantova“ in Dornbirn und interpretierte das viel gespielte erste Klavierkonzert von Ludwig van Beethoven.

Ein starkes Fundament in den tiefen Streichern zeichnete den Orchesterpart aus und Alexander Lonquich lenkte mit einer kantigen Anschlagskultur die Aufmerksamkeit auf sich. Zwar wirkten schnelle Passagen perlend und virtuos, allerdings fehlte der etwas hastig angelegten Interpretation der Atem für größere Phrasierungsbögen. Von Alexander Lonquich am Klavier ging ein großer Aufforderungscharakter aus und die Orchestermusiker stellten sich ganz in den Dienst des Solisten.

Ausgelassen und vorwärtstreibend


Dmitri Schostakowitsch komponierte das erste Klavierkonzert als Geburtstagsgeschenk für seinen Sohn Maxim. Dieses Werk schien der Verfasstheit von Alexander Lonquich und dem „Orchestra da Camera di Mantova“ an diesem Abend besonders zu liegen. Der motorische Energiefluss und die auch schalkahft angelegten Themen im Eröffnunfssatz spielten die OrchestermusikerInnen mit einem treibenden Charakter, der auch der Spielart des Pianisten entsprach. Lyrisch gespannt erklangen im langsamen Mittelteil große Phrasierungsbögen. Besonders hier kamen die Qualitäten des Orchesters schön zur Geltung und die Eigenverantwortlichkeit jedes Einzelnen war gut nachvollziehbar. Die Trillermotive nahmen im Finalsatz auch clowneske Züge an und die Musiker gaben was sie konnten. So wurde der Schluss ein energiegeladener Kraftakt.

Etwas blasse Bilder


Ludwig van Beethovens Ouvertüren können als wegweisend für die spätere Programmmusik verstanden werden, wenn sie plastisch ausgeformt werden. Doch „Leonore II“ plätscherte ohne Höhepunkte und teilweise sogar etwas undifferenziert dahin. Mehr Kontur verliehen die Musiker Beethovens Ouvertüre zu „Die Ruinen von Athen“, op. 113. Sie entfalteten ein schönes Stimmungsbild und ließen den herausragenden Soli der Holzbläser breiten Raum.

Affektgeladene Tänze


Den Höhepunkt des Abends stellten Zóltan Kodálys „Tänze aus Galanta“ dar. Breit erklangen zuerst die signalartigen Themen und schufen eine besondere Atmosphäre. Die Aufmerksamkeit lenkte unter anderem der herausragende Klarinettist auf sich. Leidenschaftlich wurde die Musik mit wirkungsvollen Klangfarbenspielen ausgestaltet und die ungeraden Rhythmen sowie dynamischen Steigerungen ergaben einen mitreißenden Gesamteindruck.

Bis zum Konzertschluss war der Funke zum Publikum übergesprungen. Für die begeisterte Zustimmung und den langen Applaus bedankten sich Alexander Lonquich und das „Orchestra da Camera di Mantova“ mit zwei Zugaben, dem Finalsatz aus Mozarts G-Dur Klavierkonzert sowie einem Chopin-Impromtus.