Das Wiener Burgtheater war mit Molières „Der Menschenfeind“ unter der Regie von Martin Kušej im Bregenzer Festspielhaus zu Gast ( Foto: Matthias Horn))
Peter Ionian · 11. Dez 2011 · Musik

Weltblick mit [dunkelbunt] & The Secret Swing Society im Dornbirner Spielboden

Der Dornbirner Spielboden ist immer wieder ein Portal in musikalische Welten, die ansonsten in Vorarlberg nur wenige bis gar keine Rückzugsgebiete haben. Regelmäßig bringt uns der Club im stillgelegten Industrieareal Global Beats, die über den Tellerrand von Altbewährtem blicken lassen und ein wenig urbanes, globales Bewusstsein in der Provinz schaffen könnten. Der Freitagabend mit [dunkelbunt] war ein ausgezeichnetes Beispiel dafür.

Ulf Lindemann ist Deutscher, genauer gesagt kommt er ursprünglich aus Hamburg, aber er hat seine Homebase in Wien eingerichtet. Wie offen Österreicher gegenüber den Deutschen sind, muss hier wohl nicht erwähnt werden. Umso beeindruckender, dass [dunkelbunt] es schon seit über einem Jahrzehnt hier aushält. Dabei versteckt er sich keineswegs nur in seinem Zimmerchen.

Don’t Drink Coffee I Drink Roots My Dear

Ganz im Gegenteil, er ist bekannt für seine zahlreichen und namhaften Kooperationen. Mit engmaschigem Netz fischte er sich im Laufe der Zeit eine beeindruckende Vielzahl von Musikern, vor allem aus süd- und osteuropäischer Folklore, Klezmer und Swing, um Altes zu vermixen und Neues zu erschaffen. Wie Parov Stelar, der vor kurzem im Sohm gastierte, wird auch [dunkelbunt] als einer der Pioniere der Fusion von ebendiesen Stilrichtungen mit elektronischer Musik angesehen. Das Ganze nennt man dann schwungvoll Electroswing und es ist sehr tanzbar.

Sparsame Vorarlberger, tanzende Gäste

Einmal mehr bangten die Veranstalter bis zum letzten Augenblick, denn der Vorverkauf lässt oft zu wünschen übrig. Man will sich nicht festlegen, kriegt oft erst mit, was los war, wenn es schon vorbei ist, oder bleibt lieber im eigenen Häusle, für das man sich ja auch ein Leben lang verschuldet hat. Zum Glück sind dann doch an die 120 Gäste gekommen. Nicht zuletzt weil das Spielbodenprogramm auch durchaus Besucher aus dem grenznahen Umland anlockt, beispielsweise aus Deutschland. Aber nicht Quantität macht die Stimmung eines Abends aus, sondern Qualität. Von den Dagewesenen bewegten sich so gut wie alle. Ein paar Einzelne machten sich klangheimlich aus dem Staub und wechselten in die Kantine. Im Saal feierte der ganze Rest zu Sound, der Reggae & Dancehall genauso wie Balkan Beats, Klezmer und orientalischen Dub umfasste. Obwohl alle Songs vom Tempo her eher gemäßigt waren, hatte es nach kürzester Zeit niemanden mehr sitzend oder herumstehend ausgehalten. Trotz ständig steigender Intensität und auch ein wenig mehr Geschwindigkeit blieb das ganze Konzert in einem angenehm beschwingten Feeling.

Gutes Fundament und die richtige Würze

Die Band, mit der Ulf Lindemann angereist war, nennt sich „The Secret Swing Society“ und ist voll besetzt. Mit Klarinetten und Saxophonen, Trompeten und Hörnern, Gitarren und Drums steht eine solide Backline. Auch Rap und Beat Box schafften sich Platz im Stilmix. Mr. [dunkelbunt] konnte dann mit Keys, Synthies, Effekten, Gesang und Megaphon dazu klangmalen. Dabei schaffte er es unaufdringlich, Leader zu sein. Man merkte der ganzen Gruppe den Spaß an. Schlagzeuger Julian erzählte, dass es das erste Mal seit seinem Einstand gewesen sei, dass sie zwei Zugaben gegeben hätten. Nach dem Auftritt verkaufte Ulf neben Tonträgern (Vinyl!) und Merch auch seine legendären Gewürzmischungen und andere Schätze für den Kochgenuss.
Sympathisch, nahbar und swingend lieferten [dunkelbunt] & The Secret Swing Society eine Party für alle, die diesen Abend als Party feiern wollten.