Neue Ausstellung im KUB ab 1. Februar 2025: Precious Okoyomon, To See the Earth before the End of the World, 2022, 59th Biennale Vendedig, 2022 (Foto: Clelia Cadamuro, © Okoyomon)
Silvia Thurner · 23. Mai 2013 · Musik

Wegmarken einer großen Komponistenkarriere – Georg Friedrich Haas in Schwetzingen, Hamburg, London und New York

Der Komponist Georg Friedrich Haas ist auf dem besten Weg zu einer Weltkarriere. Aktuell steht er mit der Uraufführung seiner neuesten Oper „Thomas“ im Mittelpunkt der Schwetzinger Festspiele. Ergänzend dazu wird sein kompositorisches Schaffen in Porträtkonzerten dargestellt. Im Herbst ist dem Komponisten ein Schwerpunkt in Hamburg gewidmet, wo unter anderem das Werk „Limited Approximations“ für sechs im Zwölfteltonabstand gestimmte Klaviere und Orchester. Die Uraufführung im Jahr 2010 war „nicht nur eine Sensation, sondern eine jener halben Stunden, in denen Musikgeschichte geschrieben wurde“ berichtete die „Zeit“. Georg Friedrich Haas ist in Vorarlberg aufgewachsen. Zu Beginn seines künstlerischen Schaffens erhielt er von Gerold Amann wesentliche Impulse. Einer der ersten Kompositionsaufträge erhielt er von Hans-Peter Frick, erster Leiter der gegründeten „Bludenzer Tage zeitgemäßer Musik“. Der Intendant der Bregenzer Festspiele, Alfred Wopmann, erkannte das Potential des Komponisten. Vor allem die beiden Opern „Nacht“ und „Die schöne Wunde“ ermöglichten Georg Friedrich Haas den Start seiner internationalen Karriere. Den vorläufigen Höhepunkt stellt die Berufung an die Columbia Universität in New York ab September 2013 dar. Im kommenden Jahr präsentieren die Berliner Philharmoniker unter der Leitung von Sir Simon Rattle ein neues Orchesterwerk und für 2015 ist eine neue Oper in der Londoner Covent Garden Opera angekündigt.

„Thomas“, vom Tod und dem Leben eines Geliebten


Heute findet die Uraufführung der Oper „Thomas“ im Rokokotheater in Schwetzingen statt. Zusammen mit dem Librettisten Händl Klaus wendete sich Georg Friedrich Haas dem oft tabuisierten Thema Sterben und Tod im Krankenhaus zu. Selbstverständlich sind der Tod, das Sterben und die Liebe Kernthemen der Operngeschichte. Doch in „Thomas“ spielt eine besondere Facette mit hinein, nämlich das Sterben im Krankenhaus, die darauffolgenden am Leichnam vorgenommen Aktivitäten und wie eine nahe Bezugsperson diese erlebt. „Vor allem die Waschung des Körpers war eine besondere kompositorische Herausforderung“, schildert Georg Friedrich Haas den Entstehungsprozess. „Händl Klaus beschreibt den Körper des Verstorbenen zentimeterweise von Kopf bis Fuß. Ich empfand dies als eine letzte, verzweifelte Liebeserklärung an den Körper und als solche ist diese Szene auch vertont.“

Realistische Darstellungen


Zu Beginn der Oper wird die Chronologie der Ereignisse mehr oder weniger realistisch dargestellt, doch allmählich entsteht eine surreale Sicht auf die Dinge. Die Oper entwickelt sich zu einem Ende hin, bei dem die Perspektiven einer Deutung offen bleiben, denn plötzlich beginnt der tote Matthias zu reden und der Tod wird gewissermaßen aufgehoben. Ob es sich um ein medizinisches Wunder handelt oder ein Traumbild des Überlebenden ist, bleibt offen. Thomas ist der Einzige, der diese Auferstehung seines Geliebten Matthias erleben kann. Die Oper endet mit einer Ode an das Leben. Im Hinblick darauf merkte der Komponist an: „Ich habe einige Erfahrung darin, schreckliche Schlüsse zu machen, aber einen positiven Schluss zu komponieren, ist wirklich schwierig.“

Der Boden unter den Füßen fehlt


Die Oper ist mit Gitarre, Cembalo, Zither, Harfe, Mandoline, Akkordeon und Schlagwerk außergewöhnlich instrumentiert und Georg Friedrich Haas betont, dass es das „mikrotonalste Stück“ sei, das er je komponiert habe. „Mit dieser Instrumentierung habe ich einen sehr komplex klingenden, künstlich geschaffenen Organismus von Klängen“, freut sich der Komponist. „Jeder Boden unter den Füßen fehlt.“

Ein Werk, das wohl Musikgeschichte schreiben wird


Die Hamburger Elbphilharmonie setzt in der kommenden Saison einen besonderen Fokus auf Kompositionen von Georg Friedrich Haas. Zur Aufführung gelangt unter anderem das Werk „Limited Approximations“ mit der spektakulären Besetzung für sechs im Zwölfteltonabstand gestimmte Klaviere, und Orchester. Nach der Präsentation in Donaueschingen wurde die Komposition bejubelt. Darüber hinaus wird Sir Simon Rattle im Rahmen des Hamburger Zyklus’ mit den Berliner Philharmonikern ein neues Werk präsentieren.

Wiederaufnahme von „Bluthaus“


Das „Klangforum Wien“ unter der Leitung von Peter Rundel spielt die Wiederaufnahme der Oper „Bluthaus“. Bemerkenswert ist, dass die herausragenden Hauptprotagonisten der Schwetzingen Produktion aus dem Jahr 2011, Sarah Wegener, Ruth Weber, Daniel Gloger und Otto Katzameier, auch in Hamburg zu erleben sein werden.