Das Wiener Burgtheater war mit Molières „Der Menschenfeind“ unter der Regie von Martin Kušej im Bregenzer Festspielhaus zu Gast. (Foto: Matthias Horn)
Silvia Thurner · 04. Okt 2020 · Musik

Was die Musik im Inneren zusammenhält – ALMA spielte in Hittisau auf und erhielt jubelnden Applaus

Das österreichische Ensemble „Alma“ musizierte im Rahmen von Musik in der Pforte im Ritter von Bergmannsaal in Hittisau. Mit dem Programm „frye“ machten Julia Larchertorfer, Evelyn Mair und Matteo Haitzmann (Violine) sowie Johanna Dumfart (Diatonische Harmonika) und Marlene Larcherstorfer am Kontrabass mit feinfühliger Leichtigkeit erlebbar, dass ihre musikalischen Wurzeln in der österreichischen Volksmusik liegen, und zeigten gleichzeitig auf, wohin sie ihre individuelle musikalische Freiheit führt.

Die Ensemblemusikerinnen eröffneten das Konzert mit einem langsam sich aufbauenden Klangteppich. Damit luden sie die Zuhörenden zum Innehalten ein und schärften die Ohren für die feinen Zwischentöne, die ihre Musik bestimmte. Das Geben und Nehmen der musikalischen Phrasen, erinnerte an die Kultur des klassischen kammermusikalischen Musizierens. Mit viel Bedacht auf einen einheitlichen Gesamtklang, in dem die harmonischen Nuancen zum Leuchten gebracht wurden, entwickelte sich die Musik. Jedes Ensemblemitglied ist auch kompositorisch tätig, so dass, ausgehend von der österreichischen Volksmusik und Jodlern, die musikalische Reise über den arabischen Raum und amerikanischen Folk bis hin zur Minimalmusic des 20. Jahrhunderts führte.
Mit dem sinnlichen Stück „Melanes“, einem Werk, das Julia Lacherstorfer in einem griechischen Bergdorf geschrieben hat, eröffneten die Musikerinnen und der Musiker das Konzert. Eine besondere Schubkraft entfaltete das Ensemble in „Hayde“ von Marie-Theres Stickler. Ausgehend von einem Jodler und unisono gespielten Passagen, die in einem pulsierendem Impetus aufgefächert wurde, mündete das Werk in einer energiegeladenen, tänzerischen Schlusspassage. Das Jodeln in einem urbanen Umfeld wurde in „Oeo“ von Julia Lacherstorfer zelebriert. Spannend entwickelte sich darin der musikalische Fluss mit Spieltechniken wie „col legno“ und Pizzicati. Besonders dieses Werk machte nachvollziehbar wie nah sich die einzelnen musikalischen Genres sind, denn vom Jodler bis zum Jazz war der Weg erstaunlich kurz.
Auf Zwischentöne verwies ein weiteres Stück, in dem Alma mit dem Gestus der arabischen Musik spielte und sodann in einen A-capella-Gesang mit drei Frauenstimmen überführte. Das „Questa mattina“ aus Apulien brachte eine erdige Note in die Musik ein.

Genregrenzen auf engem Raum durchschreiben

Insbesondere die Kompositionen von Matteo Haitzmann entfalteten meditative minimalistische Klangfelder, die auf der einen Seite einen schönen Drive entwickelten, auch nicht ohne esoterischen Touch auskamen. Mit einem humorvollen Ländler und einem quirligen Schleuniger spielte Alma bodenständige Musik, versehen mit schönen Klangfarbenspielen sowie Flageoletts und Percussion am Kontrabass. Aufhorchen ließen auch jene Stücke, in denen das Ensemble die Genregrenzen auf engstem Raum auslotete und mühelos zueinander in Beziehung setzte. Nach einem Tango, der in einen Bayrischen übergeführt wurde, und barocke Spielformen streifend, amüsierten die virtuosen Musiker mit ausgelassenen Gstanzl.

Ein Nachsatz

Die Zuhörenden im ausverkauften Ritter von Bergmann Saal applaudierten euphorisch und dankten herzlich für das musikalische Erlebnis. In Zeiten wie diesen ist dies keine Selbstverständlichkeit. Hochachtung verdienen die Veranstalter, die sich von rigorosen Reglementierungen nicht vergrämen lassen und viele administrative Mühen auf sich nehmen. Schließlich sind sie es, die den Musikerinnen und Musikern ein Podium und den Zuhörenden Nahrung für die Seele und das Gemüt bieten.