„Memory“ - neu in den Vorarlberger Kinos (Foto: Teorema)
Silvia Thurner · 05. Feb 2017 · Musik

Vom Naturerleben in schwüle Hinterzimmer – die „Acht Jahreszeiten“ von Vivaldi und Piazzolla versetzten die Zuhörenden in Jubelstimmung

Mit Leidenschaft widmen sich Goran Kovacevic & Quinteto del Arco Nuevo dem argentinischen Tango. Doch das Repertoire des Ensembles ist weit umfangreicher, dies stellten die Musikerinnen und Musiker bei ihrem Konzert in der voll besetzten Kulturbühne AmBach eindrücklich unter Beweis. Der Akkordeonist Goran Kovacevic ist ständig auf der Suche nach Kompositionen, die er sinnvoll für sein Instrument adaptieren kann. Seine Virtuosität setzt ihm dabei keine Grenzen. Schon lange hat er sich für Vivaldis Dauerbrenner „Die vier Jahreszeiten“ interessiert. Ihn reizte die Frage, ob es gelingen wird, den virtuosen Part der Solovioline für das Akkordeon zu übertragen. In Anlehnung an Vivaldi hat auch der argentinische Komponist Astor Piazzolla "Vier Jahreszeiten" komponiert. Diese beiden Meisterwerke setzten nun Monica Tarcsay und Clarigna Küng (Violine), Gyöngyi Ellensohn (Viola), Stefan Susana (Violoncello) und Bernd Konzett (Kontrabass) zusammen mit Goran Kovacevic in inspirierten Arrangements sowie einer mitreißenden Musizierhaltung in Szene. Für ihre Darbietungen ernteten die Musiker frenetischen Applaus.

Die "Vier Jahreszeiten" von Antonio Vivaldi sind nicht umsonst allseits bekannte und beliebte Konzerte, denn so plastisch und mit opernhafter Dramatik hat selten ein Komponist Naturstimmungen, Vogelgezwitscher, lähmende Hitze, aufkommende Winde, Stürme bis hin zu bedrohlichen Gewittern und klirrender Kälte musikalisch veranschaulicht. Die Bearbeitung von Goran Kovacevic hob vor allem diese nachvollziehbaren Naturschilderungen mit markigen Klangfarbenspielen heraus. So lenkten viele originell gesetzte musikalische Phrasen und Motive die Aufmerksamkeit auf sich. Goran Kovacevic & Quinteto del Arco Nuevo schöpften diese Differenzierungen voll aus.

Die Funken sprühten

Dynamisch kontrastreich spielten die Streicher ihre Parts. Die Spielfreude und ihr Engagement an den Instrumenten ließen die Funken schon nach kurzer Zeit von der Bühne auf das Publikum überspringen.
Eine Klasse für sich war Goran Kovacevic. Als Solist bildete er das Zentrum des Sextetts. Darüber hinaus spielte er – auch über weite Tonräume hinweg - mit einer Souveränität und Virtuosität, die Staunen machte.
Sympathisch war, dass die Musikerinnen und Musiker dabei auch den Humor nicht hintan stellten. Mit sichtlichem Spaß und einigen perkussiven Spielgeräuschen stellten sie beispielsweise einen derben Tanz in den Raum.

Erdig und emotional

Der zweite Teil mit den „Las Cuatro Estaciones Portenas“ ("Die 4 Jahreszeiten in Buenos Aires") stand in einer direkten Korrespondenz mit Vivaldis Jahreszeiten, denn Astor Piazzolla hat sich in seinem Werk explizit auf die historische Vorlage bezogen. Freilich verwendete er ganz andere kompositorische Mittel und aus Vivaldis musikalischen Naturschilderungen sind bei Piazzolla expressive innere Erlebnisbilder geworden.
So wirkten Piazzollas Werke abschnittweise wie musikalische Interpretationen der "Jahreszeiten" von Vivaldi. Ein erdiger Gesamtklang, harmonische Reibungen, zahlreiche Glissandi und intensive Tongebungen sowie zahlreiche perkussive Passagen zeichneten diese Bearbeitung und auch die Werkdeutung aus. Die Musiker kristallisierten die Reminiszenzen an die historische Vorlage wirkungsvoll heraus und machten dabei auch die emotionalen „Temperaturunterschiede“ deutlich. Das Publikum reagierte und ging enthusiastisch mit durch "Die Vier Jahreszeiten in Buenos Aires".