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Silvia Thurner · 20. Sep 2021 · Musik

Vitale Musik und ein temperamentvolles Ensemble – das Janus-Ensemble unter der Leitung von Christoph Cech sorgte für gute Stimmung

Das Janus-Ensemble aus Oberösterreich unter der Leitung von Christoph Cech gastierte beim Schallwende-Festival im Feldkircher Saumarkttheater. Der erste Konzertteil war neuen Werken der Komponistin Gerda Poppa gewidmet, im zweiten Set erklangen zwei Kompositionen des Ensembleleiters Christoph Cech. In bester Spiellaune musizierte das Ensemble, so dass sich im Saal eine gute Stimmung ausbreitete und die Sinne öffnete für Gerda Poppas klangfarbenreiche Musik und die rhythmisch quirligen Stücke von Christoph Cech.

Gerda Poppas neue Kompositionen „Klangfarbenklang“ und „BinAir“ zeichneten sich durch eine große Bandbreite an Klangfarben aus, denn in jedem der drei präsentierten Werke lebten die eher tiefen Registerfarben auf. Mit Elan und transparenten Linienführungen wurden sie vom Janus-Ensemble zur Uraufführung gebracht.

In „Klangfarbenklang“ für Klarinette, Fagott, Bassposaune, Cello und Kontrabass führte Gerda Poppa ihr synästhetisches musikalisches Erleben in die eigene Musik über. Das Werk erklang in heterogene Abschnitte gegliedert, die jeweils neue musikalische Ideen einbrachten. Besonders die glissandierenden Klänge im ersten Teil bewirkten Beschleunigungsprozesse, die den musikalischen Fluss vorantrieben. Eine spannende Passage leitete ein Flageolettton im Cello ein, der wie ein Seidenfaden gezogen und um den herum sich Klänge in unterschiedlichen Konstellationen ballten. Etwas unvermittelt führte der Kontrabass sodann ein weiteres Thema ein, das mit Anklängen an Klezmermusik aufwartete.

„Distanzen“ für Fagott und Klavier ist ursprünglich für Kontraforte und Klavier entstanden. In dieser Version war das Werk vor wenigen Wochen im vorarlberg museum zu hören und so bot die Bearbeitung in die höhere Tonlage des Fagotts reizvolle Vergleichsmöglichkeiten. Matthias Kronsteiner spielte wunderbar obertonreich, so erhielt der Fagottpart eine große Strahlkraft, Christian Heitler am Klavier mit viel Esprit unterstützte.

„BinAir“ nannte Gerda Poppa ein Duett für Sopransaxofon und Bassklarinette, das Victoria Pfeil und Benjamin Jagec zur Uraufführung brachten. Allein die Kombination dieser beiden Instrumente beinhaltete zahlreiche Anreize, die Gerda Poppa vielschichtig auslotete. Besonders im zweiten Abschnitt „AtmosphAir“ entfalteten die Musikerin und der Musiker Spaltklänge mit unterschiedlich viel Luftanteil, so dass sich anregende mehrstimmige Klangballungen entwickelten. Während die Beschränkung auf bestimmte Intervalle „SekundAir“ den Charakter einer Studie verlieh, kamen in „Airy space“ und in „Air force“ die Gegensätze zwischen luftig leicht und kraftvoll strömenden, in sich kreisenden Floskeln hervorragend zur Geltung.

Ein Trip durch rhythmische Welten

In voller Besetzung musizierte das Janus-Ensemble mit Victoria Pfeil (Saxofon), Benjamin Jagec (Klarinette), Matthias Kronsteiner (Fagott), Paul Amann (Bassposaune), Christian Heitler (Klavier) Arne Kircher (Cello), Tibor Kövesdi (Kontrabass) im zweiten Set unter der Leitung von Christoph Cech. Der vielseitige Pianist, Komponist und Ensembleleiter präsentierte zuerst sein Werk „Aus metrischen Organismen – 30er“, dessen Titel bereits Programm ist. Denn die Rhythmik mit raffinierten und vertrackten Überlagerungen und Transformationen war das Wesenselement der Komposition. Bei der Interpretation verströmten die  Ensemblemusikerin und die -musiker eine enorme Vitalität, so dass ihr Spiel sehr präsent und geistreich über die Bühne kam.

Mit einem sogenannten „Virus“-Synthesizer schuf Christoph Cech einen sinnlichen Übergang zu seiner neuesten Komposition „Trainscapes“, die an diesem Abend uraufgeführt wurde. Die tiefen Instrumente wie Baritonsaxofon, Bassklarinette, Fagott, Bassposaune, Klavier, Violoncello und Kontrabass verliehen der Musik einen kraftvollen Sound, der der rhythmischen Ebene zusätzlichen Raum verschaffte. Dem Werktitel entsprechend, traten einzelne Instrumente mit lyrischen Soli an die Klangoberfläche, so dass stets wechselnde, unterhaltsame musikalische Umgebungen erklangen. Den Atem anhalten konnten die Zuhörenden in einer komplex geschichteten, rhythmischen Passage, die das Ensemble mit bewundernswerter Konzentration in den Raum stellte. Der agile musikalische Trip belebte die Sinne. Mit herzlichem Applaus dankte das Publikum.