Die Berliner Band „Milliarden“ beim Poolbar Festival (Foto: Darius Grimmel)
Fritz Jurmann · 05. Mär 2020 · Musik

Violinvirtuosin aus Lustenau ist die jüngste Stipendiatin des Richard-Wagner-Verbandes

Sie hat im Moment eine Erfolgssträhne, die nicht abzureißen scheint, die erst 19-jährige Lustenauer Violinsolistin Elisso Gogibedaschwili. Vergangenen Dezember erst erhielt sie zusammen mit dem um einige Jahre älteren Dornbirner Pianisten Aaron Pilsan die Fördergabe des Landes für besonders begabte junge Musiker, jetzt hat ihr der Richard-Wagner-Verband Vorarlberg das jährliche Stipendium 2020 zuerkannt, das sie im kommenden Sommer zum Besuch dreier Wagner-Opern bei den Bayreuther Festspielen berechtigt. Im darauffolgenden Jahr gibt sie als Dankeschön ein Stipendiatenkonzert.

Der langjährige Vorsitzende des Wagner-Verbandes ist Peter M. Stemberger, vielen noch als Musikkenner und Wagner-Fachmann in seinem Plattengeschäft in der Bregenzer Kaiserstraße bis zu seiner Pensionierung ein Begriff. Er begründet diese Wahl: „Es war für unseren Vorstand unglaublich, mit welch brillanter Technik und unglaublich reifer Gestaltung Elisso bereits auftritt. Mit dieser ungewöhnlichen Musikalität ist sie mit ihren 19 Jahren auch die jüngste Stipendiatin unter unseren vielen Talenten der letzten Jahre.“ 

Multikulturelle Familie

Elisso Gogibedaschwili wurde in eine multikulturelle Lustenauer Musikerfamilie hineingeboren. Ihr Vater ist der aus Georgien stammende Bratschist und Musiklehrer Irakli Gogibedaschwili, der hier 1990 das Hohenemser Kammerorchester Arpeggione gründete und bis heute, da das 30-jährige Bestehen dieser wichtigen Einrichtung im Musikleben des Landes gefeiert wird, als Kurator betreut; ihre Mutter kommt aus Taiwan und ist eine angesehene Pianistin und Pädagogin. Von ihnen stammt auch der eher männlich klingende Vorname, der so viel bedeutet wie „Elisabeth“ oder „Die Erwartete“. Die Eltern gaben auch erste Impulse für das Erlernen von Klavier und Violine, mit sechs gewann sie erste Preise, seit 2008 wird sie von Prof. Josef Rissin an der Musikhochschule Karlsruhe unterrichtet, wohin ihr Vater sie zehn Jahre lang jeden Samstag chauffierte.
Elisso heute: „Prof. Rissin verdanke ich alles. Mit seinen heute 75 ist er ein wirklich toller Mensch, der einem auch in diesem anspruchsvollen Bereich alles vermitteln kann, was man als junge Musikerin an Technik und Gestaltungsvermögen braucht.“ Warum spielt sie bei Konzerten alles auswendig, wo andere an den Noten hängen? „Noten lenken mich nur ab, wenn ich in meiner Welt bin, fokussiert auf die Musik, die ich gerade mache. Ich fühle mich einfach freier ohne Noten.”       

Debüt mit Max Bruch

Mit zehn gab Elisso Gogibedaschwili in Budapest ihr Orchesterdebüt mit Bruchs Violinkonzert. Weitere Engagements folgten in Ungarn, Österreich und den USA, mit dem Violinkonzert von Sibelius machte sie Konzertreisen nach Budapest und Tiflis. 2018 galt ganz der Kammermusik, die sie nach ihrem Debüt in London zu einem Recital im vorarlberg museum Bregenz und einer Italienreise zur Pianistenlegende Bruno Canino als Partner führte.
Silvia Thurner rezensierte damals über eines ihrer Konzerte in der „KULTUR“: „Bemerkenswert war die sympathische Bescheidenheit der Musikerin, denn bei aller Virtuosität verinnerlichte sie die Musik, war ganz bei sich selbst und spielte mit einer Ausdruckskraft, die nicht an oberflächlichen, spieltechnischen Effekten interessiert ist.“

Kostbare Guarneri als Instrument

In der laufenden Saison reiste sie mit Paganinis erstem Violinkonzert auf eine erste große Tournee über Mantua nach Toronto, Wuhan, inzwischen zum Ausgangspunkt und Zentrum des gefürchteten Coronavirus geworden, San Remo und Alba, überall gefeiert von Publikum und Fachkritik. Seit ihrem Schulabschluss am Musikgymnasium Feldkirch führt Elisso seit Oktober 2019 ihr Studium an der Musikhochschule Karlsruhe fort. Bedingt durch ihre Herkunft spricht sie mehrere Sprachen fließend, neben Deutsch und Englisch sind das Chinesisch und Georgisch, in Russisch und Französisch hat sie keine Verständigungsprobleme. Elisso Gogibedaschwili spielt auf einer Violine von Andrea Guarneri vom Ende des 17. Jahrhunderts, die ihr mit großzügiger Unterstützung von der Hohenemser Industriellenfamilie Otten zur Verfügung gestellt wurde.

Das nächste Mal im Land zu hören sein wird die junge Geigerin am Samstag, 21. März, 19.30 Uhr, bei der Saisoneröffnung des Kammerorchesters Arpeggione im Rittersaal des Palastes Hohenems mit Beethovens anspruchsvollem Violinkonzert, das sie sich neu erarbeitet hat.