Neu in den Kinos: „Challengers – Rivalen“ (Foto: MGM)
Mirjam Steinbock · 23. Jän 2017 · Musik

Eine geglückte Überraschung - Aja und Peter Madsen und ihr Debüt-Konzert im W*ORT Lustenau

Es entpuppte sich als große Überraschung, dass die Vorarlberger Sängerin Aja statt mit ihrem Partner Toni Eberle an diesem Abend mit dem amerikanischen Jazzpianisten Peter Madsen auftrat. Zum ersten Mal. Was einen wunderte, so organisch wie hier musikalisches Vermögen miteinander verschmolz. Die beiden Vollblutmusiker harmonierten vom ersten bis zum letzten Ton und spielten sich gekonnt die Bälle aus Jazz, Funk, Soul und Groove zu. Ein überzeugender Auftritt mit einem gelungenen Repertoire aus alten und neuen Aja-Songs und Titeln bekannter Komponisten. Glücklich, wer dieser Premiere beiwohnen durfte.

Sehr heimelig ging es im warm beleuchteten Raum bei diesem Wohnzimmerkonzert der Veranstaltungsreihe „LIEDERW*ORTE“ zu. Das vom Verein W*ORT in Lustenau entwickelte Format findet aufgrund des großen Zuspruchs in mittlerweile zweiter Auflage statt. Seit Oktober 2016 und bis Mai 2017 präsentieren einmal monatlich MusikerInnen ihre eigenen Songs und geben einen Einblick, wie Musik und Texte entstehen. Dieser Blick durch das Schlüsselloch führte an diesem Abend dazu, dass es eine Distanz zur Bühne nicht gab und man sich dem Singer Songwriter-Dasein ganz nah fühlen konnte. Vielleicht lag es auch am Charme der Sängerin, die das Publikum gekonnt durch den Abend führte. Ein Heimspiel für die gebürtige Lustenauerin, die zwischen zwei Songs herzlich ihren Vater im Publikum begrüßte. So begann der Konzertabend dann sinnigerweise auch mit „Back Home“, einem Titel des Albums „European Heart“ der Aja Soul Group.

Passioniertes Klavierspiel und stimmliche Klangvielfalt

Begleitet am E-Piano von Peter Madsen erhielt der unvergleichliche Stil der Sängerin einen ganz neuen Klangteppich, auf dem sich Aja mit körperlicher Zentriertheit und in souveräner Balance stimmlich auszutoben schien. Lässig sitzend auf einem Barhocker unterstrich sie immer wieder mit Gesten und Bewegungen ihre Liedertexte. Der ganze Körper der Musikerin schien in Resonanz mit dem Spiel Madsens, dem sie großzügig Raum für die eigenen Improvisationen gab. Feinst abgestimmt war das passionierte Klavierspiel des Jazzpianisten mit den Kompositionen Ajas und ihrer stimmlichen Klangvielfalt, die beiden Musiker ließen mit lockerer Hand immer wieder den Gaul der Spielfreude durchgehen, um ihn schließlich mit einer entschlossenen Parade wieder einzufangen.

Der Genuss des einfachen Lebens

Aja ersetzte bisweilen perkussiv eine ganze Band: Sie schnipste mit den Fingern, schnalzte und trillerte mit der Zunge und blies mit den Lippen die Zugposaune zum ebenso changierenden Klavierspiel von Peter Madsen. Und so trug es einen dann fort aus dem gemütlichen W*ORT in Lustenau und man wähnte sich in einem Jazz Club in New York als das Duo den schon von Barbra Streisand interpretierten Musicalsong „You Must Believe in Spring“ zum Besten gab und damit dem französischen Komponisten Michel Legrand die Ehre erwies. Oder an den Strand einer brasilianischen Insel, auf der Aja und Toni Eberle die Inspiration zu „Simple Life“ fanden, als sie in einem Restaurant am Meer saßen, Fisch bestellten und kurz darauf der Kellner mit Taucherbrille und Flossen ins Meer stapfte, um ein fangfrisches Menü zu offerieren. Der Sängerin, die zudem eine mitreißende Entertainerin ist, gelang zum Rhythmus der Rasseln und unter der Einbindung des Publikums zum Mitsingen des Refrains „Find a way back to a simple life“ nicht nur, sich in die Szenerie einzugeben, auch ihre Botschaft des einfachen Lebens kam an. Songs wie „Justice“ oder „Time Will Heal“ wirkten wie wohltuende Wegbeschreibungen.

Stille bis zur Entfaltung des letzten Tons

Eine humorvolle und lebensbejahende Wahrnehmung ihrer Umwelt wird sowohl in den Texten als auch in der Musik der Sängerin deutlich. Selbst bei melancholischen Themen driftet Aja nie ab, es scheint immer einen Ausweg und eine persönliche Handlungsfreiheit zu geben. Man glaubt es ihr sofort, sieht man sie mit einer großen und zugleich sympathischen Selbstverständlichkeit auf der Bühne stehen. Ihre Texte seien oft autobiografisch, aber manchmal „triggere“ sie auch etwas, erklärt Aja die Entstehung der Songs. Und dann entwickle sie über Akkorde am Klavier die Melodie und die „Moods“ zu denen sie wiederum den Text erstelle.

W*ORT - eine Bereicherung des Kulturlebens

Wie wandlungsfähig die Musik von Aja ist und welche Räume sie bietet, wurde an diesem Abend vor allem mit dem Spiel des Improvisationsmeisters Peter Madsen offenbar. Nicht einen Ton mochte man da überhören und schien das im ersten Teil des Konzerts durch Nebengeräusche und die Akustik des Raums noch schwierig wurde es im zweiten Teil möglich durch ein Publikum, das in respektvoller Stille lauschte und auch dem letzten Ton noch die notwendige Zeit gab, sich zu entfalten. Das rund 90-minütige Konzert, diese Premiere eines Duos, das zum ersten Mal miteinander auf der Bühne stand, wurde begeistert und mit viel Applaus belohnt. Und auch der Lustenauer Kulturinitiative W*ORT gebührte dieser. Wenn Formate, die sich der Sprache und der Verständigung widmen, mit Leben gefüllt werden und Ideen der Beteiligung und des Zusammenrückens umgesetzt werden, kann ein Kulturleben nur zu Reichtum und Wohlstand für Alle führen.

 

Nächste LIEDERW*ORTE, jeweils 20 Uhr im W*ORT Lustenau:
17.2. sounds like pepper
17.3. Lintu
21.4. Peter Madsen
19.5. Die 3 Frisöre
www.w-ort.at

Das nächste Konzert der Aja Soul Group am 27. Januar um 20.30 Uhr in der Kammgarn Hard.
Veröffentlichung des neuen Albums Mitte März 2017.