Neu in den Kinos: „Challengers – Rivalen“ (Foto: MGM)
Silvia Thurner · 19. Mär 2022 · Musik

Sturm und Drang in emotionsgeladenen Szenen beim vierten Abonnementkonzert von Dornbirn Klassik

Das Kammerorchester Basel unter der Leitung des Konzertmeisters Baptiste Lopez gastierte mit einem erlesenen Programm bei Dornbirn Klassik im Kulturhaus. Die herausragende Sopranistin Nikola Hillebrand sowie die beseelt musizierende Violinistin Veronika Eberle standen mit zwei Konzertarien von Mozart und Mendelssohn Bartholdy sowie Mozarts Violinkonzert (KV 291) im Mittelpunkt des inspirierenden Abends. Flankiert wurden die Vokalwerke von zwei frühen Symphonien von Felix Mendelssohn Bartholdy, die den Orchestermusiker:innen Gelegenheit gaben, ihre straff phrasierende Spielart fulminant in Szene zu setzen.

Arien finden sich nicht allzu häufig in Programmen von Orchesterkonzerten. Doch das Zusammenführen der Sopranistin Nikola Hillebrand und der Geigerin Veronika Eberle bot beste Voraussetzungen für die Interpretation der Konzertarie „Non più, tutto ascoltai… Non temer, amato bene“ (KV 490) von W.A. Mozart. Facettenreich und emotional formte die Sopranistin ihren Part nach einem Text aus Mozarts Oper „Idomeneo“. Kommentierend dazu führte Veronika Eberle die obligate Violinstimme. Im Zusammenwirken mit dem prägnant artikulierenden Orchester entfaltete sich ein spannendes musikalisches Psychogramm.
Den Höhepunkt des Abends bildete die Darbietung der Arie „Infelice“ op. 94 von Felix Mendelssohn Bartholdy. Besonders in den sensibel im piano ausgeformten Passagen verströmte Nikola Hillebrand eine suggestive Kraft, die die Zuhörenden in ihren Bann zog. Hell und ausdrucksstark, nie grell, sondern mit einem feinen Timbre begeisterte die Sopranistin. Auch in dieser Arie füllte Veronika Eberle den beigefügten Violinpart poetisch und in einer guten Kommunikation mit der Sängerin aus. Geistesgegenwärtig, den Solistinnen viel Raum gebend, agierte das Kammerorchester Basel.
Mozarts Violinkonzert interpretierte Veronika Eberle mit Charme, hervorragend unterstützt vom Orchester mit Baptiste Lopez am Konzertmeisterpult. Doch erst im Finalsatz kamen die vielfältigen Klangfarben des Soloparts so richtig zur Geltung. Mitreißend setzte das Kammerorchester die chromatischen Schübe und die col legno gespielten „Alle turca Rhythmen“ aus.
Den Rahmen bildete eingangs die vierte Streichersinfonie von Felix Mendelssohn Bartholdy, ein Frühwerk des Komponisten. Hier zeigte sich die historisch informierte Spielart des Kammerorchesters Basel hervorragend. Dass sich alle Orchestermitglieder ihrer Eigenverantwortung innerhalb des Ganzen bewusst waren, war im differenziert ausgestalteten langsamen Satz gut nachvollziehbar, viel Elan verströmte zudem das Finale.
Spannend war der Vergleich mit der ersten Sinfonie von Mendelssohn Bartholdy, die zum Abschluss des Konzertes erklang. Auch in dieser Werkdeutung kam die Gestaltungskraft der einzelnen Stimmgruppen gut zur Geltung. Allerdings zeigte sich in der 36-köpfigen Besetzung, dass eine wirklich ausgeglichene Balance im Spiel ohne einen Dirigenten nicht leicht zu erreichen ist. Doch über allem stand die erfrischende Musizierlust des Orchesters.

Dornbirn Klassik, 5. Abonnementkonzert
Slowakische Philharmonie Daniel Raiskin, Leitung; Alexei Volodin, Klavier:
Johannes Brahms, Antonin Dvorak 
31.3., 19.30 Uhr
Kulturhaus, Dornbirn