Neu in den Kinos: „Challengers – Rivalen“ (Foto: MGM)
Silvia Thurner · 27. Okt 2018 · Musik

Streifzug durch Europa – virtuose und spielfreudige Musikerinnen und Musiker bei der :alpenarte in Schwarzenberg

Die vierte Ausgabe des Kammermusikfestivals :alpenarte im Angelika-Kauffmann-Saal in Schwarzenberg kuratierte der rumänische Cellist Andrei Ionita. Ganz dem Leitgedanken „Europa“ entsprechend, fügte er im zweiten Konzert Werke mit einem folkloristischen Touch zusammen. Als Kammermusikpartnerinnen und –partner lud der „Composer in Residence“ Freunde aus Albanien, Amerika, der Türkei, Rumänien, Großbritannien und Spanien ein. Ionian-Ilias Kadesha und Christel Lee (Violine), Nilay Özedmir (Viola), Vashti Hunter (Violoncello), Jan Pérez Floristán (Klavier) sowie Pablo Barragán (Klarinette) spielten auf einem mitreißenden musikalischen Niveau und mit einer freudvollen musikalischen Kommunikation. Sympathisch und informativ führte Sebastian Manz, seit kurzem künstlerischer Leiter des Festivals, durch das Programm.

Die Werkauswahl bot einen unterhaltsamen Querschnitt durch Kompositionen, die alle vom folkloristischen Flair lebten und originelle Mischungen ethnischer Musikstile beinhalteten. Diese führten von ukrainischer und tschechischer Volksmusik bei Dvořák über amerikanischen Folk und Jazz von Svante Henryson bis hin zum Fantango mit sephardischen und arabischen Einflüssen bei de Falla.

Einleitend spielte Pablo Barragán die Fantasie für Klarinette solo von Jörg Widmann. Im Gespräch mit Sebastian Manz, der selbst ein international erfolgreicher Klarinettist ist, erfuhr das Publikum interessante Einblicke in unterschiedliche Spieltechniken und Klangqualitäten. Danach wendeten sich Pablo Barragán und die quirlige Cellistin Vashti Hunter dem Werk „Off Pist“ des schwedischen Komponisten und Musikers Svante Henryson zu. Das musikantische Stück vereinte auf unterhaltsame Weise Folkloristisches und Jazziges und verströmte in der temperamentvollen Darbietung eine unmittelbar eingängige Wirkung. Auch drei allseits bekannte zweistimmige Inventionen in C-Dur, d-Moll und F-Dur von Johann Sebastian Bach spielte das Duo. Doch diese Idee ging nicht voll auf, denn die Klangcharaktere der Klarinette und des Cellos erwiesen sich als zu unterschiedlich, deshalb verliefen die gleichberechtigt komponierten Stimmen nicht kongruent.

Gut ausgelotete Zeitinseln

Ein herausforderndes Werk von Manuel de Falla präsentierte der Pianist Juan Pérez Floristán. In die „Fantasia Baetica“ hatte der Komponist das Feuer und die perkussive Kraft sowie die Leidenschaft des andalusischen Flamencos verpackt. Die Werkdeutung lebte von der theatralischen Hingabe und weiträumigen Arpeggien, ornamentalen Verzierungen und rhythmischen Akzenten. Vor allem krass gesetzte Vorschlagsmotive und raumgreifende, virtuos dargestellten Klangkaskaden zogen die Aufmerksamkeit auf sich.

Den Höhepunkt des Abends stellte Antonín Dvořáks berühmtes Klavierquintett, op. 81 dar. Hier kulminierte der romantische Geist mit folkloristischem Esprit. Genau diese beiden Wesenszüge kristallisierten die Musikerinnen und Musiker mitreißend und emphatisch heraus.

Als Zugabe gab es eine Reminiszenz an den Nationalfeiertag, die auf mich etwas schräg wirkte. Alle Musikerinnen und Musiker spielten zuerst die Nationalhymne und steigerten sich dann pompös in die Europa-Hymne hinein. Dazu wurde ein Text zuerst in Deutsch und dann auf „wäldarisch“ auf die Leinwand projiziert, alle waren zum Mitsingen eingeladen. Dem Publikum gefiel’s, die Zuhörenden reagierten begeistert.