Neu in den Kinos: „Challengers – Rivalen“ (Foto: MGM)
Silvia Thurner · 03. Jul 2016 · Musik

Spiellust voller Fantasie und Tiefgang – Die Wiederaufnahme der musikalischen Komödie „Die Vögel“ von Gerold Amann wirkt lange nach

„Die Vögel“ von Gerold Amann beleben nach der erfolgreichen Präsentation im Jahr 2014 nun wieder die Burgruine Jagdberg und diese musikalische Komödie nach Artistophanes hat alles, um an dieser außergewöhnlichen Aufführungsstätte Geschichte zu schreiben. Mit Ur- und Vogellauten gestalten etwa hundert Mitwirkende - Chorsängerinnen und Sänger sowie Schauspieler, Schlagwerker und eine Blockflötistin sowie ein Vokalquartett - ein Musiktheater, das seinesgleichen sucht. Es spricht die Menschen direkt an, Junge und Alte gleichermaßen, Freunde ausgefallener Musik sowieso, aber auch jene, die mit zeitgenössischer Kunst sonst wenig anfangen können. Eine hervorragende Mischung aus Chormusik, Bewegungstheater und Commedia dell’Arte sowie die großartige Kulisse in der Burgruine, das Bühnenbild und die Beleuchtung ergeben ein rundum stimmiges Ganzes, das das Publikum mitreißt. So geschehen bei der Premiere, bei der die Mitwirkenden alles gaben und die Qualitäten des Musiktheaters voll zur Geltung brachten.

Gerold Amanns musikalisches Konzept ist präzise und doch weit gefasst. Dies ermöglicht es unterschiedlichsten Menschen, egal welcher Sprache, welchen Alters und mit welcher musikalischen Vorbildung aktiv mitzuwirken. Schon immer war die Mischung aus Profis und Laien ein Markenzeichen der groß angelegten Freilufttheater von Gerold Amann. Im aktuellen Projekt „Die Vögel“ ist diese Gratwanderung besonders gut gelungen. Dabei ist die Geschichte rund um den Populisten Piros, der den Vögeln ein total falsch verstandenes Selbstbewusstsein einredet, um daraus seinen eigenen Nutzen zu ziehen, fast bedrückend aktuell.

Eine seltene Gabe


Von tagesaktueller Politik in der Musik hat Gerold Amann nie etwas gehalten, aber er hat einen untrüglichen Blick für größere gesellschaftspolitische Zusammenhänge. Diese auf humorvolle und kreative Art und Weise zu einem Musiktheater wie „Die Vögel“ zusammenzufügen, ist eine Leistung, die ihm – auch in einem weit über die Landesgrenzen hinausreichenden Vergleich – nicht leicht jemand nachmacht.

Die Regisseurin Brigitta Soraperra und ihr schlüssiges Regiekonzept, unterstützt von der klugen Choreografie von Ursula Sabatin und der ausdruckskräftigen Chorleiterin Isabella Fink, motivierten die Protagonistinnen und Protagonisten am Premierenabend zu Höchstleistungen. Die Qualität der Werkdeutung wurde bei der Uraufführung in der Rezension von Fritz Jurmann bereits gewürdigt. (siehe www.kulturzeitschrift.at vom 5.7.2014)

Konturen geschärft


Die Wiederaufnahme gab Brigitta Soraperra nun die Möglichkeit, ein paar Kleinigkeiten zu konturieren. Beispielsweise erhielt die sich durch das Werk ziehende Hymne der Vögel allein durch die Intensität des Singens ein starkes Profil. Insgesamt begeisterte der Chor durch die präzise Gestik und die Mimik sowie die vogeltypischen Bewegungen. So wurden die unterschiedlichen Charaktere der Finken, Störche, Adler, Tauben, der quirligen Spatzen und vielen weiteren wirkungsvoll unterstrichen. Zahlreiche liebevolle Details brachten den Ausdrucksgehalt der einzelnen Abschnitte geistreich zur Geltung und der Humor der Litanei beispielsweise erhielt rasch auch den Touch der eigenen Selbstüberschätzung. Eine gute Klammer ergab auch die Birkhahnbalz, deren Bewegungsabläufe beim gegenseitigen Kennenlernen und im Freudentanz wirkungsvoll in Szene gesetzt wurden. Die einzelnen Handlungsstränge griffen abwechslungsreich ineinander und wirkten sowohl im Hinblick auf die Bewegung als auch in den Chorpartien hervorragend ausbalanciert.

Liebevoll und durchdacht gestaltete Details


Hervorragend prägten die komödiantisch agierenden Schauspielerinnen und Schauspieler den Handlungsverlauf. Das Götterquartett bildete ein kräftiges Fundament und stand in einem wirkungsvollen Spannungsverhältnis zum Chor. Atmosphärisch verdichtet wurden die Vokalpartien durch die Blockflöte. Auch die Schlagwerkgruppe setzte starke Akzente. Über zahlreiche weitere Details gäbe es noch zu berichten. Diese Gemeinschaftsproduktion stellt eindrücklich unter Beweis, dass das Ganze mehr ist als die Summe seiner Teile.

 

Tipp
weitere Vorstellungen: Di 5 | Mi 6 | Fr 8 | Sa 9 | Mi 13 | Do 14 | Fr 15 | Sa 16. Juli 2016
Ausweichtermine: Mo 4 | Mo 11| Di 12 | So 17. Juli
www.burgspieljagdberg.at