Stefan Rüeschs Werke sind derzeit in der Galerie Sechzig in Feldkirch zu sehen. (Durchblick, Acryl u. Kohle auf Leinwand, 126 x 438, 2020, Foto: Markus Tretter)
Silvia Thurner · 08. Mai 2011 · Musik

"Sinfonia Concertante" und musikalischer Humor – Das Symphonieorchester Vorarlberg und das „Trio Dali“ hinterließen gemischte Gefühle

Zum Abonnementkonzert im Mai lud das Symphonieorchester das "Trio Dali“ zum gemeinsamen Musizieren ein. Interpretiert wurde im Angelika-Kauffmann-Saal in Schwarzenberg unter anderem das Tripelkonzert von Ludwig van Beethoven, op. 56, dabei blieben jedoch einige Fragen offen. Mit seiner feinsinnigen Werkdeutung des langsamen Satzes aus Schuberts Klaviertrio op. 100 setzte das "Trio Dali" die Zeit außer Kraft. Abschließend wendete sich das SOV unter der Leitung von Gerard Korsten mit viel Humor und ausgezeichneten Solisten aus den Reihen des Orchesters der Suite „Der Bürger als Edelmann“ von Richard Strauss zu.

Das französische „Trio Dali“ mit Vineta Sareika (Violine), Christian-Pierre La Marca (Violoncello) und Amandine Savary (Klavier) hat einen ausgezeichneten Ruf. Die jungen MusikerInnen unterrichten bereits an der Royal Academy of Music in London. Deshalb waren die Erwartungen an die Interpretation des Tripelkonzertes von Ludwig van Beethoven hoch gesteckt. Das Opus 56 ist ein Werk, das den Solisten an der Violine, am Violoncello und am Klavier, dem Orchester und der Verflechtung der Stimmen zueinander viel Raum gibt.

Keine in sich geschlossene Einheit von Solisten und Orchester

Etwas unsicher und eher zurückhaltend intonierte das SOV den Eröffnungssatz und entfaltete die Grundlage für den Einsatz des Violoncellos. Christian-Pierre La Marca spielte seinen Part überaus feingliedrig und mit sensibler Tongebung auch in den höchsten Lagen. Die Dialoge mit seinen Kammermusikpartnerinnen, vor allem mit Vineta Sareika an der Violine, erklangen in einem großen Einverständnis miteinander. Auch virtuose Passagen formte das Trio hervorragend aufeinander konzentriert aus. Das Orchester war um einen guten Ausgleich bemüht, allerdings hatte ich über weite Strecken den Eindruck, dass das Klaviertrio und das Orchester den gemeinsamen Atem an diesem Abend nicht so richtig fanden. Abschnittsweise war die Klangbalance zwischen dem Orchester und dem Violoncello nicht gegeben. Übergängen und Nahtstellen fehlte mitunter die Leichtigkeit. Erst im Finalsatz entwickelte sich ein Konsens, so dass die Tanzrhythmen „alla polacca“ energiegeladen und wirkungsvoll prägnant artikuliert zur Geltung kamen.

Schubert vollendet gespielt

Als Zugabe interpretierte das „Trio Dali“ das Andante con moto aus dem zweiten Klaviertrio von Franz Schubert (D 929). Mit mehr Hingabe musiziert lässt sich die Werkdeutung kaum denken, denn die drei Musiker spielten perfekt aufeinander abgestimmt. Plastisch und mit einer gut durchdachten dynamischen Dramaturgie verwoben sie die Stimmen. Vor allem das charakteristische Rufmotiv erklang mit unterschiedlichen Tongebungen und verströmte einen Aufforderungscharakter, der vielfältig zu interpretieren war. Den zu Beginn schreitenden Duktus transformierte das „Trio Dali“ in eine unendliche romantische Weite. Gerne hätte ich mehr von diesem anregend musizierenden Klaviertrio gehört.

Humorvolle Anspielungen und Verweise

Humorvoll und mit Elan schlossen das Symphonieorchester Vorarlberg und sein Chefdirigent den Konzertabend ab. In ausgewogener Übereinstimmung schufen die Musiker einen Raum für musikalische Situationsbeschreibungen und Bilder in der Orchestersuite „Der Bürger als Edelmann“, op. 60 von Richard Strauss. In neun Sätzen wird vom arroganten Monsieur Jourdain erzählt. Sein größtes Bestreben ist es, ein Adeliger zu werden. Dafür nimmt er Tanzstunden und lernt Fechten, überdies lässt er sich von einem Schneider einkleiden. Die farbenreich und raffiniert gesetzte Musik gab vielen OrchestermusikerInnen die Gelegenheit, sich solistisch zu präsentieren. Und alle füllten ihre Rolle hervorragend aus. Wie bereits gewohnt, spielte der Konzertmeister Hans-Peter Hofmann den Part der Solovioline mit bewundernswerter Spannkraft. So entwickelte sich eine kurzweilig erzählte musikalische Geschichte, stets mit dem Schalk im Nacken.