Das Wiener Burgtheater war mit Molières „Der Menschenfeind“ unter der Regie von Martin Kušej im Bregenzer Festspielhaus zu Gast ( Foto: Matthias Horn))
Fritz Jurmann · 23. Sep 2013 · Musik

Seit 25 Jahren ist die Basilika Rankweil auch Konzertschauplatz – Besucher feierten bei freiem Eintritt mit

Der Alt-Abt der Mehrerau, Kassian Lauterer, hat die Wallfahrts-Basilika Rankweil einmal als „Herz der Diözese Feldkirch“ bezeichnet. Anlässlich des Jubiläumskonzertes am Sonntag leitete Moderator Christian Kopf daraus ab, man könnte die Basilikakonzerte Rankweil demnach auch den „Puls der Diözese“ nennen, die seit 25 Jahren Herz, Ohren und Geist der Gläubigen geöffnet und damit eine wichtige Aufgabe erfüllt haben. Groß war dabei der Andrang des treuen Stammpublikums, das dank einer Sondersubvention der Marktgemeinde das folgende Konzert zu diesem Anlass einmal bei freiem Eintritt genießen durfte. Prominenz mit Kulturlandesrat Harald Sonderegger, Basilikapfarrer Wilfried Blum und dem Rankweiler Bürgermeister Martin Summer überbrachte Gruß- und Dankesworte.

Trägerverein übernimmt Verantwortung


Die Reihe hat 1988 mit Musikschulkonzerten begonnen und sich zur heutigen Form gefestigt, seitdem vor zehn Jahren ein Trägerverein die künstlerische und finanzielle Verantwortung übernommen hat. Obmann Hermann Kert und Programmgestalter Jürgen Deuble ist es als ehrenamtlichen Funktionären seither gelungen, sich mit einem klaren Konzept deutlich von anderen Konzertreihen im Land abzuheben. Mit heimischen Mitwirkenden, einem speziellen Programm, das geeignet ist zur Erbauung und zum spirituellen Erleben, und immer wieder auch einem gewissen Wagnis zum Experimentellen hat man sich in jährlich sechs Terminen ein Stammpublikum von durchschnittlich 150 Zuhörern pro Konzert erobert und kommt dank Unterstützung von Land, Gemeinde und Sponsoren auch finanziell gut über die Runden.

„Verflossen ist das Gold der Tage“


Musik und Lyrik zum Herbstanfang hatte man sich unter dem Motto „Verflossen ist das Gold der Tage“ für diesmal vorgenommen und dazu drei qualifizierte Musikerinnen aus dem Land aufgeboten: die aus Thüringen stammende Sopranistin Christine Schneider sowie Verena Huber, Blockflöten, und Gerda Poppa, Orgel, beide aus Rankweil. Edith Schmid las Gedichte von Rainer Maria Rilke, Georg Trakl und Friedrich Hölderlin. Wort und Musik aus verschiedenen Stilbereichen formten sich so nach dem vorgegebenen Konzept auch diesmal zu einem abgerundeten, eher besinnlich-verhaltenen Bogen, in dem es auch Schwerpunkte gab.

Ein solcher waren etwa zwei Beispiele aus den „Bodensee-Pastellen“ für Orgel des Deutschen Sigfrid Karg-Elert (1877-1933), spätromantische Stimmungsbilder, die eigentlich für eine symphonische Orgel komponiert wurden. Doch Gerda Poppa fand in sorgsamer Registrierung auch an diesem gelungenen mechanischen Instrument der Firma Pflüger die wirkungsvollsten Klangfarben, brachte auch Karg-Elerts Orgelchoral über „Nun danket alle Gott“ zu einem mächtigen Abschluss und zeigte einleitend in Georg Böhms Partita über „Ach wie nichtig, ach wie flüchtig“ eine hübsch pointierte, originell registrierte und sauber gespielte Variationenreihe.

Komponistin von persönlicher Aussagekraft


Poppa ist nicht nur als versierte Rankweiler Organistin ein Stammgast dieser Reihe, sondern nach Studien bei Herbert Willi am Landeskonservatorium seit Jahren auch als Komponistin von sehr persönlicher Aussagekraft. Diesmal war von ihr das vor sieben Jahren entstandene Werk „O Herr, sei unser Hirte“ für Sopran, Flöte und Orgel zu hören, eine aufwühlende Gegenüberstellung von Bibelworten und einem Protest gegen die Art, wie der Mensch mit der Welt und mit Seinesgleichen umgeht. Die Bibeltexte erhalten musikalisch eine Art pastoraler Gregorianik, die Anklagen verlangen in einer kantig dissonanten Tonsprache von allen drei Mitwirkenden ein Höchstmaß an Expressivität in Form von Schreien, Überblasen, Clustern.

Christine Schneider, mit ihrer schlank geführten, hell strahlenden Stimme demnächst die „Csardasfürstin“ in Götzis, zeigte sich hier auch in barocken Koloraturarien durchaus kompetent und blieb dabei in der großen Akustik verständlich. Glanzpunkt neben Händels „Süße Stille, sanfte Quelle“ war Telemanns „Mich tröstet die Hoffnung“, in der neben atemberaubend verzierten Höhenflügen des Soprans auch der Sopranblockflöte als „Duett-Partner“ ein Höchstmaß an Virtuosität abverlangt wird. Verena Huber gefiel zudem mit einem nordisch-folkloristischen Blockflöten-Solo „La Luna“, bei dem sie im Altarraum geschickt mit dem Kirchenhall spielte.

Buchpräsentation „200 Jahre Orgelbau in Rankweil“


Vor diesem Konzert wurde in der Basilika das in der „Reihe Rankweil“ erschienene Buch „200 Jahre Orgelbau in Rankweil“ von Annemarie Bösch-Niederer vom Vorarlberger Landesarchiv präsentiert. Es ist dies der 15. Band einer Sammlung mit Beiträgen zur regionalen Musikgeschichte des 17. und 18. Jahrhunderts, die 1990  ins Leben gerufen wurde. Die Autorin hat intensiv in Pfarr- und Gemeindearchiven der Region recherchiert und in diesem reich bebilderten und wissenschaftlich fundierten Buch ein spannendes Thema aufgearbeitet und dokumentiert. Demnach geht der Orgelbau in Rankweil auf Mathäus Abbrederis (geb. 1652) zurück, der bald im Umkreis von 200 Kilometern berühmt war und Orgeln etwa für Einsiedeln oder für Pfäfers baute, die nach einer Renovierung heute noch intakt ist. Daraus entwickelte sich später eine ganze Orgelbauer-Dynastie, die ab 1720 von der Rankweiler Familie Amann abgelöst wurde. Das Buch ist über den Buchhandel erhältlich.

 

Nächstes Rankweiler Basilikakonzert: 13. Oktober, 20.00 Uhr – „Spurensuche“ mit in Vorarlberg entstandener Musik von Franz Jansen (Kirchenchor Göfis, Leitung Andreas Lampert, Helmut Sonderegger und Friederike Spangenberg, Orgel)