Die Theatergruppe "dieheroldfliri.at" zeigt derzeit ihr neues Stück "Das Rote vom Ei" (Foto: Mark Mosman)
Peter Bader · 30. Jun 2012 · Musik

Sein Name: Beatstein. Lukas Beatstein.

Am Freitagabend lud Lukas Bildstein zum „Grande Finale" seiner erfolgreichen Jazz-Reihe in den Dornbirner Club Beatstein.

Exakt vor zwei Jahren hat in den Kellergewölben des Dornbirner Lokals „Innauer“ das erste Konzert dieser Reihe stattgefunden. Ein äußerst erfolgreiches Konzert mit 120 Besuchern, das Sigi Innauer veranlasste, den jungen Schlagzeuger Bildstein zum Weitermachen aufzufordern. Die Idee zu dieser Jazz-Reihe wurde allerdings viel früher geboren, und zwar im Zuge der Bachelor-Arbeit Bildsteins für sein dreijähriges Intermedia-Studium an der Fachhochschule Vorarlberg. Ein Bereich dieser Studienrichtung ist Corporate Design, übersetzt: Grafik-Design. Lukas Bildstein lernte hierbei alles über das Thema Geschäftsausstattung: etwa das Erstellen von Logos, die Herstellung von Broschüren, Briefpapier, Flyern etc. Der Grundgedanke seiner Diplomarbeit war, das Corporate Design für einen fiktiven Jazz-Club zu realisieren.

Und im Rahmen dieser Arbeit fand am 29.6.2010 das besagte äußerst erfolgreiche erste Konzert der Beatstein-Reihe statt. Bildstein war in der Fortführung seiner Konzerte eine Mischung von jungen und etablierten Musikern wichtig. Er wollte aber vor allem eine Plattform für junge Talente – und hier besonders für die jungen Talente aus Vorarlberg – bieten, da es seiner Meinung nach für junge Musiker nicht unbedingt leicht ist, Auftrittsmöglichkeiten zu finden. Natürlich engagierte Bildstein hierbei auch Bands, die er selbst hören wollte. Ein Highlight sieht er im Auftritt der Avantgroove-Formation Kompost3 im Dezember 2011.

Aus vier wurden sechs

Die Gagen für die MusikerInnen wurden über den Eintritt finanziert, Bildsteins eigene Arbeitszeit war ehrenamtlich und basierte auf Idealismus und der Freude an der Musik. Nach zwei Jahren will er nun pausieren. Bildstein wäre aber bereit, mit mehr Support nach dieser Pause weiterzumachen.

Der erwähnte Gedanke von der guten Durchmischung der Konzertreihe mit jungen und etablierten Musikern war auch am Line-up des Freitagabends erkennbar. Die Formation The Graduates eröffnete den Abend. Es handelt sich hierbei um eine sehr junge Band, die aus einem Workshop des bekannten deutschen Bassisten Florian King am Jazz-Seminar Dornbirn hervorgegangen ist. In der vierköpfigen Besetzung mit Alosha Uysal (Saxophon), David Ambrosch, (Kontrabass), David Soyza (Vibraphon, Perkussion) und Felix Spiegel (Schlagzeug) firmiert die Jazz-Combo auch unter dem Namen Mallet Ballet und erreichte beim diesjährigen Wettbewerb Podium Jazz Rock Pop – Bands on Stage – einen ersten Platz. Verdientermaßen, wurde doch bei Kompositionen wie „Schlafes Bruder“ (Florian King) oder „Nature Boy“ (Eden Ahbez) auf hohem Niveau musiziert. Es überrascht nicht, dass drei der Musiker ab Herbst Musik studieren werden. Mit Jakob Peböck (Trompete) und Samuel Wolf (E-Gitarre) wurde das Quartett im zweiten Teil des Auftritts zum Sextett aufgestockt, und der Vortrag wurde rockiger und druckvoller, etwa mit Nummern wie „Last Minute Man“ (Dave Holland) und „Senegal Calling“ (Steps ahead). Viel Applaus und eine Zugabe: „Afro Blue“ (Mongo Santamaria).

Groove

Der zweite Programmpunkt wäre Bernhard Aichners Lesung aus seinem Kriminalroman „Leichenspiele“ gewesen. Aber der Tiroler Autor war erkrankt, so dass Florian King (Kontrabass) und Lukas Bildstein (Schlagzeug) ihren Soundtrack ohne den dazugehörigen Text ablieferten. Drei Kapitel, die einen Sog entwickelten, dem man sich nicht entziehen konnte. King arbeitete mit seinem gut ausgestatteten Effektboard, betätigte etwa das Wah-Wah-Pedal und spielte live Patterns ein, die im Loop wiedergegeben die Grundlage für weitere thematische Arbeit bildeten. Bildstein groovte. Viel Beifall.

Fantasiebegabte Vokalistin

Das Trio December Princess, bestehend aus Waltraud Köttler (Gesang), Florian King (Kontrabass) und Herbert Walser (Trompete, Flügelhorn und Althorn) zeigte sich experimentierfreudig, nicht zuletzt durch Köttlers Beitrag: Sie realisierte unter anderem Laute in einer Art Fantasie-Sprache. Mit großen Intervallsprüngen und Ausflügen in tiefe und hohe Lagen stellte sich Köttler als eine fantasiebegabte Vokalistin mit großer Range vor. Beim gefühlvollen Vortrag von Songs wie „December Princess“ (Köttler) und „I burn for you“ (Sting) zeigte sich Köttler konventioneller: eine schöne, warme Stimme, gut geführt, intonationssicher, rhythmisch präzise.

Ein Ständchen zum Geburtstag

Das Septett Mighty Senior wartete mit langen Nummern auf, in denen ausgiebig soliert wurde. Waltraud Köttler (Gesang), Herbert Walser (Trompete, Flügelhorn, Althorn), Uli Binetsch (Posaune), Saki Hatzigeorgiou (E-Gitarre), Florian King (Kontrabass), David Soyza (Perkussion) und Lukas Bildstein (Schlagzeug) brillierten mit Eigenkompositionen wie „Fake dive“ und Klassikern wie „Tutu“ (Miles Davis), diese Nummer wurde in einer Vokal-Adaption mit dem Text von Cassandra Wilson gegeben. Die erste Zugabe war – gesungen – „Happy Birthday To You“, denn Lukas Bildstein durfte um Mitternacht seinen 25. Geburtstag feiern. Dies mit einem Geburtstagskuchen, der von seiner Mutter überreicht wurde. Die zweite Zugabe war der Jazz-Standard „Blue in Green“ (Miles Davis bzw. Bill Evans), auch diese Nummer in einer Vokal-Version. Alosha Uysal steuerte als Gast am Sopransaxophon ein melodiöses Solo bei, dies mit schönem Ton. Viel Applaus auch hier.

Große Spielfreude und viel Applaus

Als letzter Act wurde mit Spannung das Trio Omerzell.Kirchner.Eberle erwartet. Die drei Musiker Benny Omerzell (Keyboards), Didi Kirchner (Kontrabass) und Christian Eberle (Schlagzeug) waren erst kurz vor ihrem Auftritt im Kellergewölbe eingetroffen, hatten sie doch zuvor in Götzis bei der Premiere des diesjährigen WAMCO-Musicals „Pinkelstadt“ mitgewirkt. Bei Nummern wie „Out of G-Phrygisch #6“ (Kirchner) oder „Immer wieder“ (Kirchner) bewies der junge Pianist und Keyboarder Benny Omerzell ein weiteres Mal große Fingerfertigkeit, dies trotz einer Verletzung der rechten Hand infolge eines unverschuldeten Fahrradunfalls. Am Nord-Keyboard benutzte er vor allem den Fender-Rhodes-Klang und Flügel-Sound. Viel Gefühl zeigte Omerzell bei der wunderschönen Ballade „Gone“ (Kirchner). Große Spielfreude und Sinn für Groove auch bei Thelonious Monks „Hackensack“. Viel Applaus! Als Zugabe wurde aus dem Stegreif gejammt.

Bleibt zu hoffen, dass Lukas Bildstein die Unterstützung für eine Weiterführung seiner Jazz-Reihe bekommt.