Derzeit in den Vorarlberger Kinos: The Zone of Interest (Foto: Filmcoopi Zürich)
Silvia Thurner · 22. Jun 2009 · Musik

Schahrasad verführt ihr Publikum - „1001 Nacht“ in Hohenems

Michael Köhlmeier gab den Impuls für den Hohenemser Literaturpreis für deutschsprachige Autorinnen und Autoren nichtdeutscher Muttersprache. 2009 wird der mit € 10.000 dotierte Preis erstmals vergeben. Agnieszka Piwowarska aus Berlin und Michael Stavaric aus Wien teilen sich dieses Jahr den Hauptpreis, einen Anerkennungspreis über € 3.000 erhält die in Wien lebende Susanne Grego. Im Rahmen der Veranstaltungen rund um die Vergabe des Literaturpreises gestaltete das „Orpheo Saxofone Quartet“ mit dem neuen Werk „1001 Nacht“ von Murat Üstün gemeinsam mit Renate Bauer einen geist- und sinnenreichen Abend.

Renate Bauer wählte aus der neuen Übersetzung von Claudia Ott zu Beginn jene Geschichten von „1001 Nacht“ aus, die erzählten, warum König Schahriyar sich entschlossen hatte, seine ihm dienenden Frauen jeweils nach einer gemeinsam verbrachten Nacht von seinem Wesir töten zu lassen. Dann führte sie die ZuhörerInnen in die Welt jener Geschichten, mit denen Schahrasad ihren König immer wieder aufs Neue in ihren Bann zog, um damit ihren eigenen Tod hinaus zu zögern. Renate Bauer rezitierte die Text lebendig und mit schauspielerischem Ausdruck, so dass die Protagonisten im Kopf der Zuhörenden Gestalt annahmen. Und die Tänzerin Rebekka Schneider sorgte mit ihren Einlagen für eine zusätzliche Vertiefung des Gesamteindruckes. Im Auftrag des „Orfeo Saxophone Quartet“, dem auch der Direktor des Landeskonservatoriums Jörg Maria Ortwein angehört, komponierte Murat Üstün eine Musik, die speziell auf den Klang dieses Quartetts zugeschnitten ist. Er ließ sich von den Geschichten aus der orientalischen Erzählsammlung „1001 Nacht“ inspirieren und bündelte seine musikalischen Phantasien in abwechslungsreich gestalteten Kompositionen. Murat Üstün ist bekannt für seine bilderreiche und farbige Musik, er setzte melodische Gedanken und rhythmisch ineinander verschachtelte Floskeln auch in diesem Werk wirkungsvoll in Szene.

Schönes Ambiente

Ein mediterranes Kolorit war in den Werken allgegenwärtig, jedoch ohne Klischees zu bedienen. Die Musiker des Saxofonquartetts, Fabian Pablo Müller (Sopran), Jörg Maria Ortwein (Alt) Aliaksei Khrushchou (Tenor) und Roland Stillhard (Bariton), nutzten die gute Akustik im Salomon Sulzer Saal und gestalteten die Musik nuancenreich und klanglich fein aufeinander abgestimmt. Sie musizierten in gutem Kontakt zueinander, so dass rhythmisch ineinander verzahnte Passagen transparent wirkten und symphonisch angelegte Abschnitte Entfaltungsraum für die einzelnen Stimmen erhielten.