Das Nederlands Dans Theater 2 beim Bregenzer Frühling (Foto: Udo MIttelberger)
Anita Grüneis · 04. Jän 2020 · Musik

Rolling Beethoven im Montfortsaal – klassische Klänge aus dem Heute

Ludwig van Beethoven wird dieses Jahr nicht nur für sein unsterbliches Werk gefeiert – und das weltweit, sondern auch, weil der im Dezember 1770 getaufte Komponist in diesem Dezember 250 Jahre alt würde. Wie modern seine Musik heute noch klingt, zeigte Dirigent Heiko Mathias Förster, ehemals Chefdirigent der Münchner Symphoniker. Er führte Anfang 2018 tschechische Musiker zu einem neuen Klangkörper zusammen und nannte das Ensemble „Prague Royal Philharmonic“. Damit bezog er sich auf die legendäre Prager Hofkapelle unter Kaiser Rudolph II. Nun gastierte das Orchester zum ersten Mal in Feldkirch und läutete in der Montfortstadt das Jubeljahr Beethovens ein.

Das Programm las sich wie ein Wunschkonzert: Die Ouvertüre zur Oper „Fidelio“, dann das einzige Violinkonzert Beethovens und zum Schluss die Sinfonie Nr. 3, die Eroica. Beethoven at its best – ein Popstar zu seiner Zeit, von Popstars unserer Zeit verehrt und gecovert. Chuck Berry sang „Roll over Beethoven“, aus der Mondscheinsonate entstand „Because“ von John Lennon.
Doch zurück zum Konzert in Feldkirch: Schon bei der Fidelio-Ouvertüre wurde klar, wohin die musikalische Reise ging – durch Sturm und Drang, über schroffe Felsen zu höchsten Höhen. Dirigent Heiko Mathias Förster führte sein 
Orchester mit viel Verve.

Ein Star-Geiger mit schimmenden Höhen

Beim Violinkonzert ließ der 34-jährige tschechische Geiger Josef Špaček hören, warum er auf dem besten Weg ist, einer der erfolgreichsten Geiger seiner Generation zu werden. Sein Geigenspiel ist exorbitant. Er begann dieses Violinkonzert als primus inter pares – stieg dann aus den Klängen empor, „sang“ seine Lieder und suchte dabei immer wieder die Einheit mit dem Orchester. Er verzauberte mit seinem feinsinnigen Spiel und einer geheimnisvollen Weichheit im Ton. Seine Geige sang, raunte, erzählte, er hob mit ihr ab in schimmernde Höhen und landete mit einer tänzerischen Leichtigkeit. Dann wieder trieb er das Motiv, mit dem das Werk eröffnet wurde, vor sich her, ließ es Amok laufen, um es dann doch wieder sanft aufzufangen. In seiner Kadenz schien er mehrere Geigen auf einmal zu spielen und das so virtuos, dass das Publikum am Ende frenetisch applaudierte bis der Maestro andeutete, dass der zweite Satz folgen möchte. Danach dankte Josef Špaček seinerseits dem Publikum mit der Zugabe eines kurzen Stückes von J. S. Bach. 

Eine Eroica wie eine Alpensinfonie

Nach der Pause dann die Sinfonie Nr. 3, die Eroica. Sie erinnerte schon mit ihrem Beginn an den Anfang des Konzertes, die Ouvertüre zu Fidelio. Wieder waren es markante Klänge, die den Auftakt machten, diesmal ein simples Motiv, ein Dreiklang in Form von zwei Akkordschlägen. „Sie zerschmettern wie ein Peitschenknall den eleganten Formalismus des 18. Jahrhunderts“, schrieb Leonard Bernstein dazu. Dirigent Förster ließ sein Orchester drauflos schmettern, der erste – eh schon lange  Satz geriet ihm fast etwas zu lang, dafür sparte er beim dritten Satz. Mit seiner konzentrierten Energie und den wunderbaren Musikern schuf er ein wuchtiges Klanggebirge, deren Höhen sich auftürmten, scharfe Abhänge und Steilkanten hörbar machten. In seiner gewaltigen Kraft erinnerte diese Musik an Richard Strauss’ Alpensinfonie. Im zweiten Satz dann die ferne Klage im Trauermarsch, der nahezu geisterhaft endete. Im 3. Satz ging es tänzerisch auf die Jagd mit übermütigen Hörnern, bevor sich dann die musikalische Landschaft im 4. Satz weit öffnete und zum Schwelgen mit einer Ohrwurm-Melodie einlud.
Begeisterter Applaus der Besucherinnen und Besucher, die den Montfortsaal zur Hälfte füllten, beendete dieses außergewöhnliche Konzert.

Das Orchester "Prague Royal Philharmonic" mit dem Dirigenten Heiko Mathias Förster gastiert am 6. Januar 2020 um 14 und um 18 Uhr mit einem Johann-Strauss-Neujahrskonzert im Festspielhaus Bregenz