Stefan Rüeschs Werke sind derzeit in der Galerie Sechzig in Feldkirch zu sehen. (Durchblick, Acryl u. Kohle auf Leinwand, 126 x 438, 2020, Foto: Markus Tretter)
Peter Ionian · 20. Jul 2011 · Musik

Konfetti aus allen Rohren und einzigartige Songs - Die US-Rockband "OK Go" beim Feldkircher Poolbar Festival

Mit dem affirmativen Bandnamen "OK Go" wird schon die nach vorne gerichtete Attitüde der US-amerikanischen Rockband offensichtlich. Sie können scheinbar alles und wurden vorwiegend durch ihre Youtube-Videos bekannt. Im nahbaren Selfmade-Style sprühen sie in ihren Clips vor ungezügelter Kreativität, tanzfreudigem Rhythmusgefühl, einer unanspruchsvollen Perfektionalität und viel Humor. Dementsprechend war man natürlich sehr gespannt darauf, wie die Freaks aus Chicago dieser Erwartung auch auf der Bühne gerecht werden. Ihr erster Besuch in Österreich am vergangenen Dienstag, dem 19. Juli, beim Poolbar-Festival bekräftigte, was schon im Vorfeld klar war: "OK Go" machen auch Musik, aber vor allem ein Theater.

Die Wiener Band "Francis International Airport" spielten die wartenden Gäste mit flächigem, melancholischem Indie-Pop in Trance. Sie blieben so stiltreu, dass ihr Eröffnungskonzert wie ein einziger durchgängiger Song wirkte. Neben dem Kabelsalat und einer vorbereiteten Materialschlacht fielen die beiden mächtigen Konfettikanonen auf der Bühne auf. Nach dem Umbau wurde das Publikum gleich mit einer Soundeinspielung abgeholt und zum Schreien eingeladen. Dann gab es noch eine Anleitung für den Sprechchor zum Auftritt der Musiker von "OK Go" in knallbunten Anzügen.

Tiefe findet man nicht nur in stillen Wassern

Die Halle war zum Bersten gefüllt und obwohl der Vorverkauf bis zuletzt kaum auf eine derartige Sensation hoffen ließ, wurden am Abend gerade noch die letzten 100 Karten verkauft. Draußen regnete es wie aus Kübeln und drinnen wurde um die Wette geschwitzt. Fanatisch wurden aus allen Rohren Konfetti gefeuert und so war von vornherein alle Aufmerksamkeit auf die Show gelenkt. Man musste im Konfetti wühlen, um zu erkennen, dass "OK Go" hinter einer blendenden Performance auch einzigartige Songs versteckte. Die kommen nämlich eingängig mit viel Charakter, mal mit Power und mal mit Schmalz daher. Die multitalentierten Künstler erfinden sich nicht nur in ihren Videos, sondern auch im Sound immer wieder neu.

Durch eine Inszenierung geführt

Live ging es jedoch vor allem um eine Bühnenshow, die alle Register zog. Sänger Damian Kulash bahnte sich einen Weg und performte solo mitten im Publikum. Daraufhin wurde von Bassist Tim Nordwind ein Eifersuchtsdrama inszeniert, das mit einem abenteuerlichen Video, abgedrehtem Humor und einer futuristischen Verkleidung endete. Sie witzelten trotz Sprachbarriere immer wieder mit dem Publikum. Als sie begannen, mit ihren Glocken zu spielen, verstummte das ansonsten lautstarke Publikum für eine geklingelte a-capella-Einlage. Um darauf zum Schluss noch eins drauf zu setzen, kamen LED-Verkleidungen und reichlich aufgemotzte Instrumente mit Laserpointern und leuchtendem Fell zum Einsatz. "OK Go" verzauberten das überraschte Publikum mit einer minutiös und komplett durchgeplanten Performance.

Angetrieben, sich ständig zu steigern

Sie hatten sich der Herausforderung also gestellt. Man wartete auf ein Spektakel und hat genau das bekommen, sogar sehr viel davon. "OK Go" lieferten ein ausgezeichnetes Konzert und überschwemmten es mit einer ausufernden Show. Man wollte den Erwartungen gerecht werden und das ist vom Publikum begeistert angenommen worden. Die Band profilierte sich als Gesamtkunstwerk, das nicht nur der Musik, sondern vor allem einem Konzept folgte: Nämlich alles zu machen was ihnen gerade einfällt, um aufzufallen. So bleibt die Spannung erhalten, was sie wohl beim nächsten Mal bringen, um sich wieder selbst zu übertreffen.