Neu in den Kinos: „Ich Capitano“ (Foto: X-Verleih)
Silvia Thurner · 24. Mär 2010 · Musik

Neue Werke zum Jubiläum - Bruno Oberhammer und Kurt Sternik hinterließen bei den Bludescher Orgelkonzerten gemischte Gefühle

Beim ersten Konzert im Jubiläumsjahr der „Bludescher Orgelkonzerte“, die heuer zum vierzigsten Mal stattfinden, waren drei Werke von Vorarlberger Komponisten zu hören. Bruno Oberhammer hatte Kompositionsaufträge an Thomas Thurnher und Murat Üstün erteilt und die für Sprechstimme und Orgel konzipierten Werke zur Uraufführung gebracht. Darüber hinaus spielte er auch die Eigenkomposition „Passio“. Die Programmgestaltung mit Kurt Sternik als Sprecher und Bruno Oberhammer an der Orgel war spannend und bot interessante Querverweise. Allerdings wurden einige Werkdeutungen zu emotionslos in den Raum gestellt.

Die zeitgenössischen Werke wurden mit aussagekräftigen Kompositionen aus dem 17. Jahrhundert umrahmt. Dabei brachte die einleitend gespielte „Fantasia chromatica“ von Jan Pieterszoon Sweelinck die Klangpracht der Bergöntzleorgel gut zur Geltung. Ein virtuoses Figurenwerk beleuchtete unterschiedliche tonale Bezugsfelder, die Bruno Oberhammer mit einer durchdachten Registerwahl aufzeigte. Ebenso raffiniert wurden die „Fantasia sopra so la re lascia fare mi“ von Johann Jakob Froberger und Johann Pachelbels „Aria Sebaldina“ in Szene gesetzt. „Ensalada de 8° tono“ von Sebastián Aguileiria de Heredia war ein reizvolles Beispiel der rhythmischen Gestaltung der spanischen Schule im 17. Jahrhunderts.

Klangräume durchschreiten

Mit Spannung wurden die Uraufführungen von Thomas Thurnher und Murat Üstün erwartet. Thomas Thurnher legte dem „Psalmodium. „Öffne meine Lippen, Herr!“ Texte und Gesänge der Hildegard von Bingen zugrunde. Gesprochen wurden die mitteilsamen und Bilder evozierenden Texte von Kurt Sternik. Tiefe Pedaltöne und in sich kreisende Floskeln entfalteten einen spannend pulsierenden Klangteppich. Referenzen zwischen dem Sprecher und der Orgelstimme unterstrichen den Mitteilungscharakter der gesprochenen Passagen. Vor allem durch die zugrunde liegenden Tonornamente und gregorianischen Choräle von Hildegard wurde die musikalische Aussagekraft des Werkes belebt. Maßgeblich dafür war die sprachliche Gestaltung der Psalmen durch Kurt Sternik. Thomas Thurnhers Werk wirkte durchdacht angelegt. Allerdings vermittelte die Spielart von Bruno Oberhammer einen eher lieblosen Zugang zu dieser neuen Komposition, auch weil die Nahtstellen zwischen Sprecher und Orgelstimme teilweise keine natürlichen Übergänge ermöglichten und dadurch ein abgerundeter Gesamteindruck nur wenig ausgeformt erschien.

Text reflektieren

Murat Üstün schuf in seinem Werk „Gebet“, das auf der gleichnamigen Vorlage von Giordano Bruno beruht, eine musikalische Reflexion auf den aussagekräftigen Text. Ein Gong und eine Pauke wurden sehr sparsam eingesetzt und verstärkten vor allem zu Beginn die Erwartungshaltung durch angedeutete Geräuschklänge. Im Wechsel zwischen der Sprech- und Orgelstimme wurden die Abschnitte als textdeutende musikalische Floskeln eingesetzt. Der abschließende Orgelteil kam vor allem als programmatisch wirkende Meditation zur Geltung. Jedoch wirkten die schubartig forcierten, mit Schlagwerk unterlegten Passagen etwas zu vordergründig dramatisiert. Versöhnlich in sich ruhend erklang der tonal angelegte, choralartige Schluss.

Expressive Tongestalten

Bruno Oberhammers Werk „Passio“ nach der „Todesfuge“ von Paul Celan haben Kurt Sternik und der Komponist im Rahmen der Basilikakonzerte Rankweil vor zwei Jahren uraufgeführt. In Bludesch gab es ein Wiederhören und der expressiv gestaltete Text sowie die dazu geschaffene Musik entfalteten auch hier eine packende Wirkung. Souverän rezitierte Kurt Sternik den Text.