Natur und Farben in Musik gesetzt – das „Ensemble Plus“ unter der Leitung von Thomas Gertner gab im Magazin 4 in Bregenz ein erfrischendes Konzert
Der Titel „Nachtschattengewächse“, den Michael Amann für sein Sextett für Violine (Michaela Girardi), Viola (Guy Speyers), Violoncello (Jessica Kuhn), Flöte (Anja Nowotny-Baldauf), Klarinette (Hauke Kohlmorgen) und Trompete (Roché Jenny) gewählt hat, war zugleich auch Inspirationsquelle für die musikalische Themenbildung des Werkes.
In drei Abschnitten setzte der in Wien lebende, 1964 in Vorarlberg geborene Komponist das Wachsen und Erblühen von Pflanzen in Analogie zur Musik und sich herauskristallisierenden Klangfarbenmustern. Zuerst fügten sich hingetupfte musikalische Ereigniseinheiten zu chromatischen Linien. Sie kündigten mit Imitationen in der Klarinette und Flöte eine Kantilene des Violoncellos an, die alsbald in der Trompete einen resoluten Abschluss fand. Kurze Linien und rufartige Motive bildeten im Mittelteil ein Wechselspiel zwischen aufragenden Gesten in Flageolettklängen und nach unten ziehenden Phrasen, die den Klangfluss erdeten. Was im vorherigen Abschnitt in die Vertikale strebte, breitete sich im dritten Teil in die Horizontale aus. Die Trompete, mit Dämpfer gespielt, fügte sich dabei als Klangfarbe sehr schön in das Gesamtgefüge ein. Insbesondere die in die „Dreidimensionalität“ zielenden Passagen lenkten im filigran verwobenen Klanggeschehen die Aufmerksamkeit auf sich.
Ähnliche Mittel - unterschiedliche Charaktere
Unterschiedlich dicht gesetzte Texturen bestimmten den musikalischen Fluss im „Cloud Trio“ für Streichtrio von Kaija Saariaho. Während in den ersten drei Abschnitten mit allerlei Tonqualitäten gespielt wurde, überzeugte vor allem der vierte Teil. Dort tauchten das Violoncello und sodann die Violine aus dem dichten Klangfluss auf und immer wieder ab und ließen die Tonlinien schließlich in einen flüchtigen Schluss münden. Einen erzählenden Duktus entfaltete das Werk „Paludes“ von Tristan Murail. Doch innerhalb des zerklüfteten Satzes dauerte es ziemlich lange, bis die Zielrichtung halbwegs klar war.
Die minimalistisch ineinander verwobenen Floskeln in Gabriella Smiths Komposition „Maré“ führten mit wogenden Wellenbewegungen und Windgeräuschen sofort in das musikalischen Naturerleben am Meer hinein. Eruptive Flächen und dynamische Schübe, sprudelnde Floskeln und kraftvolle Schichten bildeten in verschiedenen Klangfarben schillernde Flächen aus. Der Bewegungsfluss wurde immer wieder beschleunigt und gebremst. So entfaltete sich die Musik zwar etwas plakativ, aber dank der sprühenden Energie der Ensemblemusiker:innen unter der Leitung von Thomas Gertner als angenehme Brise.