Das Wiener Burgtheater war mit Molières „Der Menschenfeind“ unter der Regie von Martin Kušej im Bregenzer Festspielhaus zu Gast. (Foto: Matthias Horn)
Peter Ionian · 23. Mai 2014 · Musik

Musik zum Zuhören - Spielwiese Festival noch bis Samstag im Theater am Saumarkt

Das zweite Spielwiese Festival im TaS eröffnete am Donnerstagabend mit dem kanadischen transgender Singer/Songwriter Rae Spoon und lieferte bereits am ersten Abend, was im Vorfeld versprochen wurde: Schöne Musik zum Zurücklehnen, die sich gut in das Ambiente des Theaters einfügt und verzaubert. Für Freitag stehen Prinz Grizzley und Mathew James White auf dem Programm und am Samstag schließen French for Rabbits und La Petite Rouge das Festival ab.

Wie die Weite der kanadischen Prärie


Rae Spoon möchte mit dem maskulinen Artikel bezeichnet werden. Im Englischen wird da ja nicht so unterschieden, wie in unserer oder anderen Sprachen, deshalb der Hinweis von Seiten des Künstlers. Spoon ist in und um Alberta, Calgary aufgewachsen, dem Texas Kanadas, wie er es bezeichnet. In einem Umfeld evangelischer Christen, eines Ölbooms, weitläufiger Rinderfarmen und radikalen Konservativismus entwickelte sich Spoon zu einem transgender Country-Sänger - und das bestimmt nicht ganz ohne Widerstände. Inspiriert durch Künstler wie Patti Smith, Bob Dylan und Joni Mitchell erschafft Spoon ehrliche und persönliche Geschichten, musikalisch erzählt und wunderbar verträumt. Vor ungefähr sechs Jahren erweiterte er seinen Horizont und ließ verstärkt Indie-Rock und Elektronik-Elemente in seine Lieder einfließen. Letztes Jahr veröffentlichte Chelsea McMullan für den National Film Board of Canada eine Dokumentation über das Leben und die Musik von Spoon. Der Titel „My Prairie Home“ nimmt schon die Klangnote dieser Musik vorweg, Musik wie ein sich ständig verändernder Himmel über der schier unendlichen Weite der kanadischen Prärie.

Begegnungen und Musik zum Zuhören


Einlass zum Spielwiese Festival ist immer zur Hauptabendzeit um 20:15 Uhr. In aller Ruhe kann man im Foyer noch ein Getränk bestellen und ein wenig in den von den Künstlern zum Verkauf angebotenen Platten stöbern. Vor der Eingangstüre wird angeregt bei einer Zigarette miteinander geredet. Organisator Johannes Lampert informiert persönlich, dass nun das Konzert losginge und man sucht sich einen angenehmen Sitzplatz im stimmungsvollen Gewölbe des Theaters am Saumarkt. Wie immer liest Lampert einen Zweieinhalb-Zeiler als Einstimmung vor und öffnet dann die Bühne für schöne Musik zum Zurücklehnen.

Geschichten und Lieder


Rae Spoon tritt auf, in bester Tradition eines Country-Sängers, mit kurzen Anekdoten und Geschichten vor und sogar während der Lieder. Dadurch sind die Zuhörer eingeladen, seine Welt kennenzulernen, eine zerrissene Reise durch die imaginären Länder, die man immer bei sich trägt, zu unternehmen. Dabei kommt sowohl Humor als auch Schwermut zum Tragen. Die klare und weiche Stimme ummantelt diese Geschichten weich und bekömmlich, dazu klimpert sanft eine Country-Gitarre. Selbst wenn die Riffs rockiger angehaucht sind, bleibt allem eine weiche Zärtlichkeit inne. Auch die elektronischen Teile wirken – passend zum Festivaltitel – sehr viel mehr verspielt als treibend. Die Songs sind sehr tragend, umso abrupter wirkt dann mancher Schluss.

Dass Conchita Wurst den Eurovisions Song Contest gewonnen hat, schwappte als Breaking News nicht über den großen Teich, aber wenn man in Europa auf Tour ist, bekommt man sowas schon mit. Spoon findet es jedenfalls gut, dass Conchita gewonnen hat und hätte auch gegen ein gemeinsames Duett nichts einzuwenden. Im Foyer konnte man sich dann die gekauften Tonträger signieren lassen und noch ein paar Worte wechseln, mit dem Künstler, dem Organisator und Freunden. Der Saumarkt hat etwas, das verzaubert und die Abende sind eindrücklich.

Ausblick für Freitag und Samstag


Der Freitagabend wird von zwei Acts gestaltet, dem Neuseeländer Mathew James White, der inzwischen in Berlin lebt und so spielt, wie er ist – entspannt, eingängig und vor allem sehr sympathisch. Danach durchbricht Christoph Comper alias Prinz Grizzley – der Bregenzerwälder, den man aus der Band Golden Reef kennt – die verschwommenen Grenzen zwischen Delta-Blues und Country. Am Samstag spielt erst La Petite Rouge aus Deutschland zwischen Electronic und Folk, zwischen Melancholie und Endlosigkeit mit gläserner Stimme. Und zum Abschluss kommen French For Rabbits aus Neuseeland. Sie klingen lieblich wirr und strahlen ihre Sehnsucht nach Weite in alle nur erdenkbaren Richtungen.