Die Theatergruppe "dieheroldfliri.at" zeigt derzeit ihr neues Stück "Das Rote vom Ei" (Foto: Mark Mosman)
Walter Gasperi · 23. Mai 2014 · Kleinkunst, Kabarett

Bilder im Kopf - „Mutige Prinzessin Glücklos“ beim Hohenemser Puppentheater-Festival „Homunculus"

Mit einer Schauspielerin und einem Minimum an Requisiten kommt Ulrike Monecke bei ihrer Inszenierung des sizilianischen Märchens „Sfortunata“ aus. Wie die Schauspielerin spielerisch leicht in verschiedene Rollen schlüpft, Ortswechsel mit Papier und Faden andeutet, regt die Phantasie an und auch eine humane Botschaft fehlt nicht.

Nur ein schwarzes Tuch auf einer Staffelei befindet sich auf der schwarzen Bühne und Ulrike Monecke, die alsbald die Bühne betritt wird die einzige Schauspielerin bleiben. Kurz erzählt sie vom Glück einer spanischen Königsfamilie und vom Lachen am Hof, doch schon bricht ein Krieg herein und die festen militärischen Schritte der Schauspielerin reichen aus, um ein Bild von der einbrechenden Gewalt vor dem inneren Auge aufsteigen zu lassen.

Bezaubernde Einfachheit

Bald ist Monecke die Königin, bald schlüpft sie in die Rolle einer Wahrsagerin, die die gestürzte Herrscherin auffordert eine ihrer sieben Töchter in die Ferne zu schicken. Auch die Rolle dieser jüngsten Tochter, die sich für das Glück der Familie opfern will, spielt die deutsche Theatermacherin selbst und ein Papierschnitt auf dem schwarzen Tuch reicht aus, um den Palast anzudeuten.
Wenn die Prinzessin die Heimat verlässt werden allein mit einem goldenen Faden auf dem schwarzen Tuch ihr Weg und die drei Häuser, in die sie kommen wird, visualisiert. Sie selbst wird mit einem Strichmännchen angedeutet, dazu kommt noch ein sichelförmiger Mond. Bezaubernd ist die Inszenierung gerade in ihrer Einfachheit, jedes Detail ist überlegt gesetzt, unterstützt prägnant die Erzählung Moneckes.

Eine Frau - zahlreiche Rollen

Die schlüpft bald auch in die Rolle einer Weberin, eines Krämers, einer Hexe und schließlich in die einer italienischen Wäscherin, denen die Prinzessin auf ihrer Reise begegnet. Auch hier reicht eine Mütze, eine Plastiknase, das anders getragene Kleid, Variationen in Dialekt und Stimme, um den Personenwechsel zu markieren, oder mit Lauten und Gesten eine Gewitterstimmung zu evozieren.

Die Kraft des Erzählens

Aufmerksamkeit fordert dieses Stück in dieser Reduktion, bietet kein Augenfutter und kein Spektakel, sondern vertraut ganz stark auf die Kraft des Wortes, das aber durch Moneckes Spiel und die Zeichnungen geschickt akzentuiert wird. Ganz selbstverständlich fließen die Ebenen zusammen und lassen im Kopf des Zuschauers Bilder entstehen, die haften bleiben, weil sie die eigene Phantasie produzieren musste. Doch nicht nur die Phantasie des Zuschauers wird angeregt, auch wird er mehrfach ins Stück einbezogen und aufgefordert der Königin oder der Prinzessin Tipps zu geben.

Mit Mut und Freundlichkeit das Schicksal wenden

Und auch die menschliche Botschaft fehlt nicht, wenn die glücklose Prinzessin auf ihrer Wanderschaft den Menschen zunächst nur Unglück bringt, dann aber ihren Gegner und damit auch ihr Schicksal gerade durch Güte und Freundlichkeit wenden, das Feindselige und Hässliche im wahrsten Sinne des Wortes abwaschen und so das Glück finden kann. – Eine 50minütige Theateraufführung voller Poesie, sanftem Humor und viel Menschlichkeit.