Musik zum Ereignis geformt – Das Orchester des Vorarlberger Landeskonservatoriums feierte den Abschluss des Studienjahres
Das Solisten-Orchesterkonzert mit dem Orchester des Vorarlberger Landeskonservatoriums war ein künstlerisches und gesellschaftliches Ereignis. Die SolistInnen Michael Amann, Florian Büchel, Bettina Herrmann, Christina Kurz, Corinna Scheurle, Christian Schilf, Birgit von der Thannen und Hannes Tipelius prägten den Abend und verliehen dem Konzert ein hohes musikalisches Niveau. Eine besondere Spannung lag in der Luft, und für eine besondere Inspiration sorgte Dirigent Benjamin Lack. Von ihm gingen eine motivierende Begeisterung sowie eine energiegeladene musikalische Kraft aus.
Den Rahmen des Konzertabends im Feldkircher Montforthaus bildete einleitend die Festouvertüre, op. 6 von Dmitri Schostakowitsch, abschließend spielte man Jean Sibelius’ Tondichtung „Finlandia“, op. 26. Klar modelliert erklangen die Themen, und rhythmisch prägnante Passagen verliehen den Werken Profil. Zudem wirkten die OrchestermusikerInnen sehr präsent, so dass der orchestrale Gesamtklang schön zur Geltung kam. Benjamin Lack dirigierte den ganzen Abend mit höchster Konzentration, ganz bei den MusikerInnen und mit exakter Diktion. Dabei ließ er den Emotionen freien Lauf und animierte die MusikstudentInnen zu beeindruckenden Leistungen.
Bei allen anderen Werken stellte sich das Orchester in den Dienst der SolistInnen. Das bedeutete große Herausforderungen, denn die Konzerte führten quer durch die Stilrichtungen. Weil die übergeordneten musikalischen Aussagen durchwegs dargestellt wurden, taten etwaige „Unebenheiten“ dem positiven Gesamteindruck keinen Abbruch.
Die Chance nutzen
Heutzutage erhalten SolistInnen selten genug Gelegenheiten, mit einem Orchester zusammen zu musizieren. Nicht zuletzt deshalb war gut nachvollziehbar, dass alle SolistInnen gerade in dem für sie wesentlichen Moment ihr Bestes gegeben haben. Ein gut aufeinander abgestimmtes Zusammenspiel der SolistInnen mit dem Orchester und die bedachte Kommunikation des Dirigenten mit ihnen zeichneten alle Darbietungen aus.
Fünf Solistinnen und ein Quartett
Christina Kurz an der Harfe deutete Claude Debussys „Danse sacrée und Danse profane“, indem sie die Themen gut heraus kristallisierte. Corinna Scheurle interpretierte die Sopranarie „Deh vieni, non tardar“ aus Mozarts „Le Nozze di Figaro“ mit einer in sich abgerundeten, farbenreichen Stimme. Den ersten Satz des Oboenkonzertes in C-Dur von Joseph Haydn gestaltete Birgit von der Thannen mit rhetorisch geführten melodischen Linien, die die Zielpunkte fokussierten. In sich Kraft strotzend wirkte der äußerst virtuose Eröffnungssatz des Klavierkonzertes Nr. 3, op. 30, den Akiko Shiochi interpretierte. Sie verlieh dem Einleitungsmotiv eine poetische Intimität, um daraus bombastische Tonkaskaden zu formen. Eine gewinnende Bühnenpräsenz strahlte die Sopranistin Bettina Herrmann aus. Dementsprechend aussagekräftig wirkte die Arie des Ännchens „Einst träumte meiner sel’gen Base“ aus Webers „Freischütz“. Ihr zur Seite spielte Guy Speyers den Viola-Solopart ausdrucksvoll. Zum Abschluss musizierte ein Saxofonquartett mit Hannes Tipelius, Michael Amann, Florian Büchel und Christian Schilf den zweiten Satz des „Concerto for Saxophon Quartett and Orchestra“ von Phil Glass. Darin wurde ein dynamisch driftender, rhythmisch markant ausgestalteter musikalischer Fluss in den Raum gestellt, der wenigstens einen ganz kleinen Einblick in das kompositorische Schaffen am Ende des 20. Jahrhunderts ermöglichte.
Traditionelle Werkauswahl
Vor allem in der Werkauswahl spiegelten sich wohl die Präferenzen der Musikpflege am Landeskonservatorium wider. Avancierte musikalische Konzepte, Spieltechniken und Klangrealisationen waren beim Abschlussabend keine zu hören.
In gelöster Stimmung feierte das Publikum die erfolgreichen SolistInnen und dankte mit viel Applaus.