Das UNPOP-Ensemble zeigt derzeit das Stück "Fairycoin" im Theater Kosmos. (Foto: Caro Stark)
Silvia Thurner · 04. Okt 2022 · Musik

Musik für Musiker:innen, die Spaß haben am Interpretieren – Peter Herbert wurde ausgezeichnet

Im Zweijahresabstand vergibt das Land Vorarlberg den Kompositionspreis. Eine erweiterte Kunstkommission sprach den mit 10.000 Euro dotierten Preis 2022 dem Kontrabassisten und Komponisten Peter Herbert zu. Im Rahmen eines Festaktes im Montfortsaal des Vorarlberger Landhauses ehrten Landesstatthalterin Barbara Schöbi-Fink und zahlreiche Gäste den Preisträger. Die Laudatio hielt Sebastian Hazod, Geschäftsführer des Symphonieorchesters Vorarlberg. Aus aktuellem Anlass kamen auch die geplanten Kürzungen von mindestens 575 Stunden von größtenteils österreichischem Musikschaffen im ORF Radio zur Sprache. Aus diesem Grund wurde eine Petition für den „Erhalt des österreichischen Musiklebens“ im Programm von Ö1 gestartet. Über den Link unten auf dieser Seite kann sie unterzeichnet werden.

Vornehmlich wird Peter Herbert als Kontrabassist im Genre des Jazz und der improvisierten Musik wahrgenommen. Doch sein künstlerisches Schaffen umfasst weit mehr und ist musikalisch sowie kompositorisch überaus vielschichtig. Eine klassische Ausbildung am Vorarlberger Landeskonservatorium ging einem Studium in New York voraus. Von dort aus startete Peter Herbert seine Musikerkarriere, die ihn nach 9/11 nach Paris führte. Seit einigen Jahren lebt Peter Herbert in Wien als freischaffender Musiker und Komponist, zudem unterrichtet er an der Bruckner Privatuniversität in Linz.

Stationen in New York ...

Peter Herbert hat in seiner bisherigen Musikerlaufbahn viel erreicht und mit den von ihm entwickelten „extended techniques“ die Spieltechnik auf dem Kontrabass maßgeblich erweitert. Dies macht ihn zu einem international viel beachteten Musiker. Vermutlich die prägendste Begegnung seiner New Yorker Zeit sei jene mit Mark Dresser gewesen, einem bis heute beeindruckend aktiven Kontrabassisten und Klangerneuerer, der Peter Herbert angeregt habe, sich mit der Erweiterung der Spieltechniken am Kontrabass zu beschäftigen, erzählte der Laudator Sebastian Hazod über den Werdegang des Preisträgers.

in Paris ...

Während der Pariser Jahre wendete Peter Herbert seinen musikalisch stets neugierigen Blick unter anderem auf die Musik des arabischen Kulturkreises. Ausschlaggebend für die Wahl dieser Stadt sei nicht zuletzt Marcel Khalifé gewesen, ein libanesischer Oud-Virtuose und Komponist, mit dem Peter Hebert bereits seit 2000 eine rege und fruchtbare Konzerttätigkeit verbunden habe, so Sebastian Hazod.

... und in Wien

2007 wurde Peter Herbert an die Anton Bruckner Privatuniversität Linz berufen. Dort leitet er bis dato mit großem Engagement eine äußerst lebendige und aufregende Kontrabassklasse am Institut für Jazz und improvisierte Musik. „Seit 15 Jahren ist Peter Herbert in Wien und Paris ansässig und ist, wie er selbst sagt, dort angekommen“, so Sebastian Hazod. „Auch privat ist er nicht mehr am ,Improvisieren‘, sondern seit einigen Jahren glücklich in Wien verheiratet. Musikalisch belgeiten ihn seither dort der Trompeter Franz Koglmann und der Gitarrist Karl Ratzer.“

Vielfältige Werkliste

Peter Herbert hat bereits zahlreiche Auszeichnungen erhalten. Dass er nun vom Land Vorarlberg für sein kompositorisches Schaffen ausgezeichnet wird, freut ihn ganz besonders. Für zahlreiche Besetzungen hat Peter Herbert Werke komponiert, unter anderem für das Symphonieorchester Vorarlberg, für amerikanische Ensembles, österreichische Kammerensembles und für das Vorarlberger ensemble plus. Im Rahmen der Bregenzer Festspiele wurde 2014 das Musiktheater „Trans-Maghreb“, nach einem Libretto von Hans Platzgumer, uraufgeführt. Derzeit arbeitet Peter Herbert im Auftrag von Gerhard Sammer, dem künstlerischen Leiter des Tiroler Kammerorchesters InnStrumenti, an einem Doppelkonzert für die ungewöhnliche Besetzung Gitarre, Klavier und Orchester. Als Solisten stehen die beiden Brüder Raphael und Felix Niederstätter im Mittelpunkt.

Kahlschlag der heimischen Musikszene

Die vergangenen Jahre mit all den Auswirkungen der Corona-Pandemie, dem Krieg in der Ukraine und weiteren Krisen bedeuten für Peter Herbert als freischaffenden Künstler harte Zeiten. Doch die Realität holte die Feiernden bei der Preisverleihung zusätzlich aus einem weiteren Grund ein. Der ORF plant Kürzungen genau im Bereich der experimentellen Musik und des Jazz im Kultursender Ö1. Dieses Ansinnen der Verantwortlichen des „öffentlich-rechtlichen Rundfunks“ wurde genau am Weltmusiktag, dem 1. Oktober, publik. Selbstverständlich betreffen derart rigorose Einschnitte alle Kulturinteressierten und insbesondere die Kunstschaffenden empfindlich. Umgehend startete das Klangforum sowie zahlreiche weitere unterzeichnende Institutionen eine Petition und den offenen Brief zum „Erhalt des österreichischen Musiklebens – Einladung zum Dialog“.

weitere Informationen über Peter Herbert, Werkliste und Tonträger:
https://www.peterherbert.at/
https://mudok.at/

Unter folgendem Link kann die Petition zum „Erhalt des österreichischen Musiklebens" unterzeichnet werden.
https://www.change.org/p/offener-brief-erhalt-des-österreichischen-musiklebens-einladung-zum-dialog