Neu in den Kinos: „Ich Capitano“ (Foto: X-Verleih)
Silvia Thurner · 07. Jän 2018 · Musik

Mit Nachdruck, aber auch Humor – das „Clarkwell Quintett“ ließ mit geistreichen Kompositionen von Thomas Heel aufhorchen

Zum Abschluss des diesjährigen Neujahrs-Jazz-Festival musizierte das „Clarkwell Quintett“ im Feldkircher Theater am Saumarkt. Wer sich herkömmliche Jazzmusik erwartet hatte, wurde überrascht, wenige reagierten auch enttäuscht. Das ‚(Alt)Herrenquintett’ präsentierte durchwegs originelle und zeitkritische Werke sowie Lieder des Bandleaders und Komponisten Thomas Heel. Diese boten viel Abwechslung, gaben zu denken und machten mit farbenreichem Instrumentarium und einigen außergewöhnlichen musikalischen Ideen auch Spaß.

Thomas Heel sucht und findet sowohl in der Musikgeschichte als auch im aktuellen gesellschaftspolitischen Kontext Ideen, die ihm Inspiration für seine Kompositionen bieten. „Clarkwell“ bedeutet für den Master Mind und die Enemblemitglieder „klare Quelle“ und ist auch als Synonym für die dargebotene Musik zu verstehen. Patrick Haumer (Trompete und Flügelhorn), Hansjörg Helbock (Saxofon und Gitarre), Rupert Tiefenthaler (Gitarre), Hubert Sander (Perkussion) und Thomas Heel (Tuba, Posaune, Gitarre) spielten mit großer Spiellaune und ebenso großer Ernsthaftigkeit die zwischen Jazz und zeitgenössischer Musik angesiedelten Werke.

Mit humorvollen und mitunter auch launigen Moderationen bot Thomas Heel Informationen und Denkanstöße, die jede einzelne Komposition in einen gut nachvollziehbaren Wirkzusammenhang stellten. Aufregend waren vor allem jene Stücke, in denen die Bandmitglieder auch Texte zur Musik rezitierten oder sangen. Diese verströmten in der außergewöhnlichen musikalischen Präsentation auch Signalwirkungen mit Botschaftscharakter und erinnerten mitunter sogar an Kurt Weill.

Künstlerische Kreativität

In den Werken kombinierte der aus Bludenz stammende Komponist und Musiker tradierte Musik mit alten Texten und lebte dabei seine künstlerische Kreativität hervorragend aus. Jede einzelne Nummer verströmte einen individuellen Charakter, egal ob Richard Wagner oder Josef Rheinberger als Ideengeber Pate standen. Thomas Heel verarbeitete die musikalischen Quellen nicht in Form von Zitaten. Subtile Beobachtungen aus den unterschiedlichen Notentexten machte er für seine eigene Musik nutzbar. Klare Bezugspunkte zwischen den Instrumentalstimmen sowie gut nachvollziehbare rhythmische Patterns, allmähliche Entwicklungsprozesse, viel Raum für die Soli der einzelnen Instrumente und überraschende musikalische Wendungen boten zahlreiche Anreize beim Zuhören.

Sogleich mit dem ersten Stück „WaHuMa“ machten die Musiker klar, dass ihre Musik auch in einem zeitkritischen und politischen Sinn zu verstehen ist. „Huldigungsmärsche werden wieder angesagt sein“, kündigte denn auch Thomas Heel mit sarkastischem Unterton an. In diesem Sinn wirkten auch „Sirene“ mit den signalartigen Motiven der Trompete und den gesungenen Passagen sowie das „Prelude de la guerre“ eindringlich. Eine außergewöhnliche Verbindung gingen Richard Wagner, der Geigenvirtuose Joseph Joachim und Heinrich Heine in Thomas Heels Werk „JoHeiJoRi“ ein. Die rhythmisch prägnant gesetzten Patterns sowie die vokalen Passagen mit hebräischen Liedern und die dazwischen geschalteten instrumentalen Einwürfe lenkten die Aufmerksamkeit auf sich.

Neben derart sozialkritischen Inhalten gewährten die hervorragend aufeinander hörenden Musiker den Zuhörenden dazwischen auch unterhaltsame Nummern, in denen solistische Performances und humorvolle Passagen Entspannung boten. So gelang ein kurzweiliges Konzert, das auch viel Tiefsinniges zu bieten hatte.