Neu in den Kinos: „Challengers – Rivalen“ (Foto: MGM)
Thorsten Bayer · 14. Jän 2012 · Musik

Mit Halali und puristischem Rock debütierten Reh am Spielboden

Der Andrang war schon früh sehr groß, die Spielbodenkantine lange vor dem Beginn des Konzerts voll. Viele waren gespannt, Reh, das neue Projekt von Bernd Hepberger (Gitarre/Gesang) und Bassist Bernhard Belej, erstmals live zu erleben. Anders als bei ihrer vorherigen Band Monofuse sind nun deutsche Texte angesagt, die rockige Grundausrichtung ist hingegen unverändert. Das Publikum war überzeugt und spendete reichlich Applaus. Ein erstes Album der Vorarlberger soll noch in diesem Jahr erscheinen.

Vor rund zwei Jahren legten Monofuse eine Pause auf unbestimmte Zeit ein. Ob die Band wieder zusammenfindet, ist noch völlig offen. Doch die Lust, wieder Musik zu machen, packte Bernd Hepberger bald wieder: „Zuerst haben wir viel in Richtung elektronische Musik experimentiert. Ich glaube, das hat dann auch irgendwie zu Bernhards anderem Projekt ‚Kompal’ geführt. Für Reh war es aber nicht das richtige. Bei Monofuse war ja alles auf extremen Perfektionismus getrimmt und das wollten wir vermeiden. Reh ist geradlinig und auch ein bisschen dreckig. So gefällt es uns jetzt.“ Das sieht das Publikum im Spielboden genau so.

Reduziert auf das Wesentliche

„Gitarren, Schlagzeug und Gesang“; nicht mehr und nicht weniger versprechen die jungen Musiker. Und sie bleiben diesem Purismus von Anfang an treu. Von einem Einspieler zu Beginn abgesehen – ein kurzer gesprochener Text über Rehe und Jäger, der in ein Halali mündet –, verzichten sie auf eine Bühnenshow oder andere Elemente, die von den Songs ablenken könnten. Auch mit Moderationen gehen sie zunächst sehr sparsam um, vielleicht auch wegen der doch unerwartet großen Nervosität, wie Hepberger später einräumt. Dafür spielen alle vier sehr auf den Punkt, auch der zweite Gitarrist Thomas Schedler sowie Christoph Hofer an den Drums. Einen von ihnen hervorzuheben, fällt schwer: So homogen ist ihr Auftritt.

Rotzige Riffs und eingängige Melodien

Der Anfang ist gelungen: „Kommt herein“, singt Hepberger hingebungsvoll im ersten Stück des Abends, „hört gut her“, lockt er weiter. Er versteht sich auf sein Handwerk, verbindet rotzige Gitarrenriffs mit eingängigen Melodien und wechselt immer wieder gekonnt das Tempo. Der spätere Hinweis, jetzt folge ein Lied für die Frauen, lässt eine Ballade erwarten – zumal das Stück „Ohne Dich“ heißt. Der eine oder andere Zuhörer könnte hier auch eine Coverversion des gleichnamigen Selig-Hits erwarten. Doch falsch: Die Band bleibt bei eigenem Material und dem eigenen, weiterhin rockigen Sound.

Gitarrengewitter schleift Kanten ab

„Eine druckvolle Krach-Maschine“ war laut Ankündigungstext zu erwarten. Dieses Versprechen lösen sie ein, der Lautstärkepegel ist beachtlich. Leider geht in diesem Gitarrengewitter mit der Zeit etwas die Abwechslung verloren. Im Mittelteil verschwimmen die Songs zusehends, heben sich nur noch wenig voneinander ab. Gegen Ende des rund 75-minütigen Auftritts steigert sich die Band wieder, zum Beispiel mit dem letzten Song des regulären Sets, das dem legendären Actionhelden Chuck Norris gewidmet ist. Ein Lächeln und ein wissendes leichtes Kopfnicken huschen durch das Publikum. Zur ersten Zugabe betritt Hepberger allein mit der Akustikgitarre die Bühne – der erste Unplugged-Titel dieses Abends, dem noch weitere ruhige Töne dieser Art gutgetan hätten. Doch das Fazit des Konzerts bleibt positiv.

Kurzfristige Umstellung auf deutsche Texte

Gerade einmal vierzehn Monate in dieser Besetzung liegen nun hinter Reh, der erste gemeinsame Gig lässt für die Zukunft hoffen. Dass sie mit Herausforderungen und überraschenden Wendungen gut umgehen können, haben sie bewiesen. „Die Texte waren ursprünglich auf Englisch, erst vor zwei Monaten haben wir sie auf Deutsch umgeschrieben“; erzählt Belej lachend. Und Hepberger ergänzt: „Als wir uns für den Namen Reh entschieden haben, kam es mir irgendwie seltsam vor, nicht auf Deutsch zu singen. Allerdings hat es mich ziemlich viel Überwindung gekostet, alle Texte so verständlich zu machen. Es hat sich aber schon nach kurzer Zeit richtig angefühlt.“

Album in Vorbereitung

Wie geht es nach diesem gelungenen Start mit der Band weiter? „Wir haben genügend Songs für ein Album oder eine EP vorbereitet und wollen das unbedingt noch dieses Jahr in Angriff nehmen. Mit Teddy Maier und den Tonzoo Studios haben wir die perfekte Umgebung, in der wir uns schon auf dieses Konzert vorbereiten konnten“, sagt Hepberger. „Wir wollen auf jeden Fall ein Album machen, dass genau so ehrlich und kantig klingt wie wir das live tun. Und es gilt dieselbe Regel: Gitarren, Schlagzeug und Gesang. Basta!“