Tobias Grabher, die Camerata Musica Reno und Michael Köhlmeier bescherten dem Publikum ein „österliches Cineastenfest“.
Silvia Thurner · 29. Mär 2018 · Musik

Mit allen Wassern gewaschen – der Trompeter Thomas Gansch und das „Zurich Jazz Orchestra“ mit Steffen Schorn am Pult belebten die Sinne

Im Rahmen der Reihe „Jazz&“ gastierte das „Zurich Jazz Orchestra“ am Dornbirner Spielboden. Dabei garantierten drei ‚Kapazunder’ einen außergewöhnlichen Musikgenuss. Der Trompeter Thomas Gansch und Steffen Schorn als musikalischer Leiter waren live in Aktion, vom Dritten, Don Ellis, stammte die Musik. In einem mitreißenden Austausch mit Steffen Schorn und den Bigbandmusikern spielte Thomas Gansch. Dass der aus Niederösterreich stammende Musiker ein Seelenverwandter des amerikanischen Jazztrompeters und Komponisten Don Ellis ist, wurde sogleich klar und bescherte dem begeisterten Publikum einen vergnüglichen und inspirierenden Abend.

Die Kompositionen von Don Ellis hatten es allesamt in sich. Die vertrackten Rhythmen, die vielgestaltigen melodischen Einfälle und unterschiedlichen Tonskalen sowie farbenreiche Instrumentierungen stellten enorme Ansprüche. Zuerst agierten die Musiker noch etwas vorsichtig, aber bereits nach der Eröffnungsnummer hatten sie sich gefunden und spielten in einem hervorragenden Einverständnis und abschnittweise sogar mit enormer Risikobereitschaft sowie energiegeladen. Steffen Schorn leitete das „ZJO“ mit tänzerischem Gestus und großer schlagtechnischer Raffinesse.

Ein klangsinnlicher musikalischer Clown

Im Mittelpunkt des Konzerts stand Thomas Gansch. Seine Delikatesse, die Trompete äußerst virtuos in immense Tonhöhen zu führen, ist bekannt. Im Hinblick auf die Spieltechnik und die Kondition schienen ihm keine Grenzen gesetzt. Geistreich nahm Thomas Gansch die ihm zugespielten Tonmaterialien auf, wandelte sie um und improvisierte darüber. Aber er spielte auch mit Natur- und Pedaltönen, er sang in sein Instrument und „verzerrte“ die Sounds höchst amüsant. Noch dazu wirkte er mit seinem clownesken Temperament ganz unmittelbar auf das Publikum.

Die brillante Höhe und die rasenden Finger des Musikers lenkten die Aufmerksamkeit auch auf die Trompete mit dem markanten Knick. Thomas Gansch musizierte nämlich auf einem sogenannten „Gansch Horn“, das sein Bruder Hans Gansch entwickelt hat.

Abwechslungsreiche Kompositionen

Viel Abwechslung boten die originellen Werke des amerikanischen Komponisten Don Ellis, der in den 1960er-Jahren quer über die Genregrenzen hinweg seinen individuellen Stil ausgeformt hat. Neben vielgestaltigen rhythmischen Patterns begründete er seine Musik auch auf unterschiedlichen Tonskalen, von der tradierten Jazzharmonik über die 12-Tontechnik bis zu afrikanischen Modi. Don Ellis hatte auch ein Faible für die Klangfarben. Dies zeigte sich in der farbenreichen Instrumentation des Jazzorchesters, beispielsweise waren die Reeds mit Saxophon, Klarinette, Querflöte und Piccolo besetzt. Zudem boten die Tuba und zwei Drum-Sets ein optimales Fundament.

Der ganze Abend bot den Zuhörenden ein Sammelsurium an außergewöhnlichen musikalischen Einfällen. Den Höhepunkt des ersten Sets stellte das Stück „Variations for trumpet“ dar. Die lyrische Einleitung entfaltete eine ganz eigene Atmosphäre, die vom Themeneinsatz des Solisten „irritiert“ wurde. Motivvergrößerungen und die Steigerung der Intensität verbunden mit unverhofften musikalischen Wendungen, raffinierte rhythmische Übergänge, dominante Gegenüberstellungen und Wechselspiele zwischen den Stimmgruppen sowie die breit angelegten, orchestralen Bögen zogen die Zuhörenden in ihren Bann. Auch zwei Nummern aus dem zweiten Set blieben besonders in Erinnerung. Zuerst der „Bulgarische Hochzeitstanz“, der in Form eines „potenzierten“ Zwiefachen erklang. Ebenso großes Vergnügen bereitete „Pussy Wiggle Stomp“, unter anderem mit den Soli der Schlagzeuger und der inspirierend zelebrierten Schlusspassage.