Stefan Rüeschs Werke sind derzeit in der Galerie Sechzig in Feldkirch zu sehen. (Durchblick, Acryl u. Kohle auf Leinwand, 126 x 438, 2020, Foto: Markus Tretter)
Silvia Thurner · 10. Apr 2012 · Musik

Lyrisch und dramatisch zugleich – der Cellist Maximilian Hornung und das Symphonieorchester Vorarlberg stellten ihre Meisterschaft unter Beweis

Beim vorletzten Abonnementkonzert des Symphonieorchesters Vorarlberg stand der deutsche Cellist Maximilian Hornung mit seiner Deutung des Cellokonzertes von Antonin Dvorak im Mittelpunkt. Beseelt musizierte der erst 26-jährige Musiker das komplexe Werk und erfüllte es mit Leben. Das SOV unter der Leitung von Gérard Korsten war dem Solisten ein guter Partner, wirkte in einigen Passagen jedoch etwas zu forciert. Die dritte Symphonie von Johannes Brahms interpretierten die MusikerInnen plastisch und mit viel musikalischer Energie.

Maximilian Hornung ist ein bereits mehrfach ausgezeichneter Musiker, der mit seinem Spiel unmittelbar das Gefühl anspricht. Ohne Starallüren und vertieft in die Ausdeutung der Musik spielte er den Solopart im Konzert für Violoncello und Orchester, op. 104 von Antonin Dvorak. Die technische Virtuosität, die dieses Werk vom Solisten einfordert, stellte Maxilimian Hornung nie in den Vordergrund seiner Darbietung. Viel mehr lotete er die emotionale Tiefe der Themen aus, ließ locker bei eher begleitenden Floskeln und straffte die Tempi bei Übergängen und Steigerungen. Beispielsweise kamen am Schluss des ersten Satzes die Themencharaktere mit gut austarierten Klangfarbenänderungen zum Ausdruck, ein dramatischer Aufforderungscharakter ging von den chromatisch aufsteigenden Gesten aus. Leidenschaftlich bewegt erklangen die tiefen Lagen im langsamen Mittelteil. Im Finalsatz führte Maximilian Hornung den Solopart mit einem federnden, energetischen Duktus.

Die MusikerInnen des Symphonieorchesters und Gérard Korsten stellten sich über weite Strecken in den Dienst des Solisten. Besonders schön kamen die Zwiegespräche mit den Holzbläsern, dem Hornisten sowie der Konzertmeisterin zur Geltung, weil hier ein gemeinsamer Atem spürbar wurde. In den Tuttipassagen hingegen, vor allem im Finalsatz agierte das Orchester abschnittsweise dynamisch etwas zu aufbrausend.

Unterschiedliche Gefühlswelten beschritten

Brahms’ dritte Symphonie, op. 90 entwickelten das SOV und Gérard Korsten in einem ausgewogenen Verhältnis zwischen kraftvollen Passagen, in denen die zugrundeliegenden musikalischen Themen transparent entfaltet wurden und lyrischen Abschnitten, die klanglich bewundernswert abgerundet erklangen. In sich geschlossene Phrasierungsbögen entwickelten sich jedoch erst im Verlauf des Eröffnungssatzes. Die dunkle Färbung und der schwebende Charakter sowie das harmonisch ambivalente Gefüge, das im Andante in die vermeintliche Idylle eine unterschwellige Spannung hineintransferierte, sowie der sakrale Schluss zeichneten den zweiten Satz aus. Das berühmte Thema im Allegretto mit dem zugleich zurückhaltenden und doch schwelgerischen Hauptgedanken breiteten das SOV und Gérard Korsten meisterhaft aus. Vor allem die hervorragende Pianokultur, die beziehungsreich ausgeloteten Wechselspiele zwischen den Stimmen sowie der energiegeladene und raumgreifend gestaltete musikalische Fluss hinterließen eine nachhaltige Wirkung.