Das Wiener Burgtheater war mit Molières „Der Menschenfeind“ unter der Regie von Martin Kušej im Bregenzer Festspielhaus zu Gast ( Foto: Matthias Horn))
Thorsten Bayer · 26. Aug 2011 · Musik

Louie Austen hinterlässt am Spielboden gemischte Gefühle

Er hat in seinen 64 Lebensjahren schon eine Menge erlebt, viel Bühnenerfahrung gesammelt und er kann zweifellos singen. Aber irgendwie springt der Funke in der Kantine des Dornbirner Spielbodens nicht über. Zu distanziert bleibt der Auftritt des Wieners Louie Austen, der nach Stationen in Südafrika, Australien, New York und Las Vegas 1980 in seine Heimat zurückkehrte. Ursprünglich ein klassischer Barsänger, der sich das „Rat Pack“ zum Vorbild genommen hatte, schlug er 1999 mit der Hinwendung zu elektronischen Sounds einen neuen Weg ein.

Einen sehr erfolgreichen Weg, der viele Kritiker begeisterte: „Louie Austen weiß seinen Novelty-Schmäh so einzusetzen, dass er in beiden Welten geliebt wird: im Underground-Club gleichermaßen wie beim Ärztekongress”, lobte das Magazin „Intro“. Der „Stern“ bezeichnete ihn sogar als „Galionsfigur der Best Ager! Seine Songs hören sich genauso elegant an wie seine Anzüge aussehen und prickeln so angenehm wie ein gutes Glas Champagner“.

Show im Autopilot-Modus

Doch am Spielboden wird der Künstler, der 1946 als Alois Luef zur Welt kam, einfach nicht warm mit dem Publikum. Vielleicht ist es immer noch zu heiß, vielleicht zu früh (diese Musik scheint vor allem auf durchzechte Clubnächte zugeschnitten zu sein) – oder vielleicht ist es auch einfach nur eine etwas schwächere Tagesform bei Austen. So oder so bleibt ein schaler Nachgeschmack, als das rund 60-minütige Konzert ohne weitere Zugabe gegen 23 Uhr zu Ende geht. Sicherlich setzt ihm sein Halb-Playback-Programm auch enge Grenzen: Der Teppich aus Synthie-Klängen läuft unabänderlich durch, da bleibt keine Zeit für kleine Moderationen oder Geschichten. Doch damit wirkt der ganze Auftritt teilweise so, als sei der Autopilot-Modus eingeschaltet.

Zeile „Frank Sinatra meets Kraftwerk“ flimmert im Hintergrund

Seine Easy-Listening-Songs wie „Disco Dancer“ oder „Glamour Girl“ gehen schon in die Beine, aber den Respekt-Abstand von drei, vier Metern zur Bühne unterschreiten auch die fleißigsten Tänzer unter den Zuhörern nicht. Dabei feuert Louie Austen sein Publikum ständig an – mit Rufen wie „C'mon, guys“. Möglicherweise wäre eine Ansprache auf Deutsch effektiver gewesen. Aber aus der „USA-Nummer“ kommt er nicht raus, will er wahrscheinlich auch gar nicht. Zu prägend waren wohl die 70er-Jahre, als er mit der „Harlem Blues & Jazz Band“ nach einigen Irrungen und Wirrungen in Las Vegas große Erfolge feierte.

„Wie ein Amerikaner, der Heurigen-Sänger werden will“

Eine anfangs sehr harte Zeit, wie er einmal in einem Interview mit dem Online-Musikmagazin laut.de sagte: „Ich war ein Außenseiter im Geschäft. Das ist ungefähr so, als ob ein Amerikaner nach Wien kommt, um Heurigen-Sänger zu werden. Ich habe in dieser Zeit viel gehungert und in Armut gelebt.“ Diese Zeiten sind lange vorbei, heute ist Louie Austen ein gefragter Mann, der neben seinen Tourneen der Cascade-Bar des Marriott-Hotels in Wien treu geblieben ist und dort seit drei Jahren ein fixes Engagement hat. In seinem weißen Anzug, den weißen Schuhen und roter Krawatte weckt er heute eher Assoziationen eines  texanischen Ölbarons als eines armen Schluckers.

Vom Gemeindesaal an den Zuckerhut

Keine Frage, dieser Mann ist viel in seinem Leben herumgekommen. Und er ist weiterhin viel unterwegs – beileibe nicht nur in den glamourösesten Ecken dieser Welt. Der Tourneeplan auf seiner Homepage zeigt im September zwei Termine an. Vom Gemeindesaal in Langenzersdorf (Niederösterreich) geht es direkt in die Bar „Londra“, die am Ipanema-Strand von Rio de Janeiro zu finden ist. Was für ein Spagat!