Das UNPOP-Ensemble zeigt derzeit das Stück "Fairycoin" im Theater Kosmos. (Foto: Caro Stark)
Silvia Thurner · 16. Okt 2022 · Musik

Lange nachklingende Schubertiade im Olgasaal – ein faszinierender Liederabend

Mit ihrer neuen Kammermusikreihe „Klang & Raum“ haben Angelika und Martin Gallez, Bianca Riesner und Heidrun Wirth-Metzler im vergangenen Jahr viel Zuspruch erhalten. Im vergangenen Jahr bespielte das Ensemble Räume in Hittisau, die neue Saison starteten die Musiker:innen in Alberschwende. Zum Zusammenwirken luden sie die Sopranistin Miriam Feiersinger ein und gemeinsam gaben sie eine Schubertiade, die alle Sinne berührte. Das stimmungsvolle Ambiente im Olgasaal in der Taube und das historische Instrumentarium versetzten die Zuhörenden um zwei Jahrhunderte zurück in Schuberts Zeiten. Den inspirierenden Abend rundete der ehemalige Hirschenwirt aus Schwarzenberg, Franz Fetz, mit seinen humorvoll Erzählungen aus seinem Leben ab.

Martin Gallez besitzt ein sehr wertvolles Hammerklavier, einen Waltherflügel, wie er zu Zeiten Mozarts und Schuberts gespielt worden ist. Der wunderbar obertonreiche und weiche Klang des Hammerklaviers und die souveräne Spielart von Martin Gallez ließen das Instrument in all seinen Farben und seiner Klangcharakteristik erstrahlen und boten Miriam Feuersinger ideale Bedingungen für ihre Liedgestaltung. Die Sopranistin hat eine Werksammlung zusammengestellt, deren Inhalte von Nachtstimmungen, Naturerlebnissen und Gefühlen der verlorenen und gefundenen Liebe erzählten.

Die ganze Welt in Liedern

Die akustischen Bedingungen im Saal stellten höchste Ansprüche an die Sopranistin und alle ausführenden Musiker:innen. Bis auf den letzten Platz war der Saal gefüllt. Die Nähe zwischen der Sängerin, dem Pianisten und den Zuhörenden machte sämtliche musikalischen Nuancen sowie feinste Schattierungen ganz unmittelbar erlebbar. Miriam Feuersinger führte ihre Stimme vom Piano ausgehend und füllte sämtliche Lieder mit einem natürlichen Duktus aus. Die Schlichtheit ihrer melodischen Gestaltung, die textdeutlich interpretierte Vokallinie und ihr sehr dezent eingesetztes Vibrato kristallisierten changierende Farben und Stimmungen so feinsinnig heraus, wie ich es bisher selten erlebt habe. Faszinierend entfaltete die Sopranistin sämtliche Lieder und stellte sehr bekannte Werke, die spannende Interpretationsvergleiche ermöglichten, wie „Wanderers Nachtlied“ (D 224 und D 768), oder „Lachen und Weinen“ (D 777), „Nacht und Träume“ (D 827) und „Glaube, Hoffnung, Liebe“ (D 799) neben weniger oft gehörten Lieder, wie „Der Einsame“ (D 800) oder „Im Abendrot“ (D 799), „An den Mond“ (D 256), „Nachtstück“ (D 672), „Im Haine“ (D 738) und „Erster Verlust“ (D 226).
Martin Gallez war ihr ein gut zuhörender Partner. Die Klavierparts aller Lieder spielte er gut austariert. Besonders der obertonreiche Klang des Hammerklaviers verlieh den Werkdeutungen einen innigen Charakter. Aufhorchen ließen zudem die harmonischen Farben und die naturhaft ausgestalteten Bewegungsmuster, die die Sängerin und der Pianist in allen Liedern plastisch in Szene setzten. So ergänzten sich der Vokalpart im und über dem psychologisierenden Klanggrund des Klavierparts hervorragend

Mit dem Instrument gesungen

Für die Quartettbesetzung mit der Flötistin Angelika Gallez, der Fagottistin Heidrun Wirth-Metzler und der Cellistin Bianca Riesner hat Martin Gallez die Introduktion der Variationen „Trockene Blume“ (D 802) arrangiert. Anregend wird auch die Bearbeitung des Liedes „An die Musik“ (D 547) für Sopran, Flöte, Fagott, Cello und Klavier.
Einen besonderen Charme versprühen Schubertlieder, wenn der Vokalpart von einem melodieführenden Instrument „gesungen“ wird. Diese Rolle kosteten Angelika Gallez in „Trockene Blume“ (D 795) und Bianca Riesner im „Ständchen“ (D 957) mit viel Bedacht auf die der Melodielinie zugrundeliegende Textdeklamation aus. Aufhorchen ließ „Frühlingsglaube“ (D 686), das mit Fagott und Klavier gespielt besonders eindrücklich wirkte.