Stefan Rüeschs Werke sind derzeit in der Galerie Sechzig in Feldkirch zu sehen. (Durchblick, Acryl u. Kohle auf Leinwand, 126 x 438, 2020, Foto: Markus Tretter)
Silvia Thurner · 09. Aug 2013 · Musik

Kreativ und spontan – Das Concerto Stella Matutina und Rolf Lislevand erfanden im voll besetzten Kultursaal in Göfis musikalische Gedanken immer wieder neu

Kurz vor ihrem Auftritt beim Rheingau Festival lud das höchst ambitionierte und erfolgreiche Barockorchester „Concerto Stella Matutina“ zu einer Session nach Göfis. Schon vor eineinhalb Jahren führten die MusikerInnen des „CSM“ gemeinsam mit dem renommierten norwegischen Lautenisten Rolf Lislevand Barockmusik in den Jazz. Dabei hatten sie so viel Spaß und Erfolg, dass sie sich wieder miteinander verabredeten. Die BesucherInnen des "Summer specials" im Kultursaal Göfis waren begeistert und die lockere Atmosphäre im sympathisch 'altertümlichen' Saal ließen das Feeling eines Jazzclubs aufkommen.

In den vergangenen Jahrhunderten war es selbstverständlich, dass gute Musiker mit musikalischen Vorlagen kreativ nach ihrem eigenen Sinn „spielten“. Kompositionsgeschichtliche und interpretatorische Gegebenheiten stellten die Improvisationskunst im Rahmen der klassischen Musikausübung und in der Ausbildung immer mehr in den Hintergrund. Allerdings können die meisten Jazz- und Kirchenmusiker sowie Musiker, die sich der Tradition der „Alten Musik“ widmen, improvisieren. Und genau solche Persönlichkeiten haben sich im Kultursaal in Göfis zusammengefunden und einen unterhaltsamen Abend voller sprühender Ideen geboten.

Wärme in der Musik und im Saal


Zu hören war ein ansprechendes Programm mit Renaissancemusik aus dem mediterranen Raum. Rolf Lislevand spielte unterschiedliche Lauteninstrumenten, unter anderem die wunderbar sonor klingende Chitarrone. In guter Stimmung moderierte er den Abend, leitete die Musiker und motivierte sie, den musikalischen Drive zu erhöhen.

Reizvolle Werkkombinationen


In einzelnen Abschnitten wurden Werke unter anderem von Johann Heinrich Schmelzer, Alessandro Piccinini, Johannes Hieronymus Kapsberger, Girolamo Frescobaldi und anderen zusammengefasst. Die originellen Werkkombinationen führten in unterschiedliche musikalische Ideenwelten und Landschaften und entwickelten kurzweilige und abwechslungsreiche Spannungsbögen. Zwischen zwei tänzerische Rahmenteile mit Ciaccona oder Passacaglia und Toccaten betteten die Musiker jeweils lyrische Arien. So ließ es sich höchst inspirierend improvisieren.

Das Konzert mit Silvia Schweinberger, Susanne Mattle (Vl) Lucas Schurig-Breuss (Va), Thomas Platzgummer (Vc), Barbara Fischer und Bjørn Kjellemyr (Kb), Johannes Hämmerle (Orgel), Stefan Konzett (Pos) Herbert Walser-Breuss und Bernhard Lampert (Trp) sowie Georg Tausch (Perk) und Thor-Harald Johnsen (Laute) beinhaltete viele anregende Passagen.

Neue Musik über die Jahrhunderte


Deshalb sollen hier lediglich ein paar Höhepunkte herausgestellt werden. Die Werke von Piccinini, Kapsberger und eine Aria eines Anonymus lenkten mit zahlreichen Klangfarbenspielen und Dialogmustern zwischen den Stimmgruppen die Aufmerksamkeit auf sich. Klangflächen und Reibetöne in den Streichern und im Kontrabass sowie Soli der Posaune und der Trompete verliehen der „musica nova“ des 16. Jahrhunderts eine besonders gegenwärtige Note.

Stimmungsvoll leiteten Rolf Lislevand und Thor-Harald Johnsen das zweite Set ein, das der Perkussionist Georg Tausch in ein spezielles Licht stellte. In der Passacagila Andaluz mit einem Trompetensolo von Herbert Walser-Breuss fand die Werkgruppe einen herausragenden Abschluss.

Sephardische und maurische Musik


Aufhorchen ließ die sephardische Melodie „Por qué llorax blanca nina?", die Lucas Schurig-Breuss mit einem ausdrucksstark sprechenden Duktus vorstellte. Die mit Dämpfer gespielte Trompete und Posaune sowie feinsinnige Tonhöhenschwankungen in der Laute verliehen der Musik einen orientalischen Touch. Damit wurde eine markante musikalische Klammer zum Beginn des Konzertes und dem maurischen Stück „La Perra Mora“ gespannt.

Im Canon von Francesco da Milano wurden die Fäden kunstvoll gezogen. Vergnügt und hitzig spielten die Musiker abschließend „Tourdion“, ein Springtanz, den Johannes Hämmerle an der Orgel höchst amüsant „aus den Fugen“ laufen ließ.

 

Am Sonntag, den 11. August konzertiert das „CSM“ unter der Leitung von Alfredo Bernardini in Brixen. Ö1 überträgt live ab 19:30 Uhr.

Am 13. August spielen Rolf Lislevand und das „CSM“ im Rahmen des Rheingau Festivals in der Basilika des Klosters Eberbach unter dem Motto „Swingender BarockJazz“.