Das Wiener Burgtheater war mit Molières „Der Menschenfeind“ unter der Regie von Martin Kušej im Bregenzer Festspielhaus zu Gast ( Foto: Matthias Horn))
Silvia Thurner · 19. Feb 2017 · Musik

Klangschwelgerisch den Zeitfluss der Musik erlebbar gemacht – das Duo „Kollektiv“ begeisterte im Bahnhof Andelsbuch das Publikum

Der Akkordeonist Raphael Brunner und der Flötist Juan Carlos Diaz studieren am Landeskonservatorium in Feldkirch. Seit einiger Zeit treten sie im Duo „Das Kollektiv“ miteinander auf. Mit ihrer leidenschaftlichen und individuellen Spielart sowie ihren durchdachten Konzertprogrammen haben sie bereits auf sich aufmerksam gemacht. Im voll besetzten Bahnhof in Andelsbuch präsentierten sie ihr Programm „timeless“ und boten damit beste Unterhaltung.

Grundgedanken für die Programmkonzeption waren die gemessene Zeit auf der einen und die psychologisch wahrgenommene Zeit auf der anderen Seite. Diese Überlegungen setzten Raphael Brunner und Juan Carlos Diaz klug in Musik um, indem sie einleitend Teile aus der vorwärts drängenden „Musica Ricercata“ von György Ligeti mit langsamen Abschnitten aus dem 2. Flötenkonzert von Antonio Vivaldi zueinander in Beziehung stellten sowie einen Bogen zum kontrapunktisch angelegten Allegro in g-moll von Carl Philipp Emanuel Bach spannten.

Südosteuropa - Spanien - Argentinien


Die Rumänischen Volkstänze von Bela Bartók entfalteten in der Bearbeitung für Flöte und Akkordeon ein ganz eigenes Flair. Eine feine Stimmung hinterließ auch das traditionelle Lied aus dem Kosovo von Ajde Kato mit der ornamental ausgezierten Melodielinie. Ihre ganze Leidenschaft legten Raphael Brunner und Juan Carlos Diaz in die Kompositionen "Oblivion", "Café 1930" sowie "Libertango" von Astor Piazzolla. Besonders in Erinnerung blieb auch das Werk „Danza de los amantes efimeros“ des spanischen Komponisten Francisco Gonzalez. Die Musik entfaltete sich voll Melancholie und Poesie mit fein verwobenen melodischen Linien.

Solistisch und kammermusikalisch


Für die ungewöhnliche Duobesetzung fertigten Raphael Brunner und Juan Carlos Diaz eigene Bearbeitungen an. Klangsinnlich gingen sie dabei vor und stellten die unterschiedlichen Charaktereigenschaften der Instrumente in einen reizvollen Gegensatz zueinander, wenn es darum ging, die Flöte als Soloinstrument in den Vordergrund zu stellen. Ebenso selbstverständlich ließen sie in einem kammermusikalischen Geist die Flöte mit den Registerfarben des Akkordeons ineinanderfließen, so dass die Instrumente gleichberechtigt miteinander in Beziehung traten. Verbunden mit der großen Musikalität der beiden jungen Musiker entstanden mitreißende Werkdeutungen.

Sympathische Spielfreude


Viele Details zeichneten das gemeinsame Musizieren von Raphael Brunner und Juan Carlos Diaz aus. Ihr Temperament spielten beide authentisch aus. Juan Carlos' Flötenparts nahmen mit zahlreichen Klangnuancen und mikrotonalen Schattierungen, einen Sprachcharakter an. Raphael Brunner ließ sein Akkordeon atmen, er verwendete es feinsinnig als Perkussionsinstrument, führte die Basslinien stets transparent sowie rhythmisch prägnant aus und bildete damit ein vielgestaltiges Fundament. Improvisationen ließen atmosphärische Überleitungen zwischen den einzelnen Nummern entstehen. Die ehrliche Spielfreude von Raphael Brunner und Juan Carlos Diaz bewirkte eine angenehme und inspirierende Konzertatmosphäre im schönen Ambiente des Bahnhofs in Andelsbuch.