Stefan Rüeschs Werke sind derzeit in der Galerie Sechzig in Feldkirch zu sehen. (Durchblick, Acryl u. Kohle auf Leinwand, 126 x 438, 2020, Foto: Markus Tretter)
Silvia Thurner · 16. Aug 2021 · Musik

Jugendliche musikalische Kraft und ein gemeinsamer Atem – Jubel nach der erfrischenden Matinee des „IBC-Orchesters“ bei den Bregenzer Festspielen

Ereignisreiche, lehrreiche und freudvolle musikalische Tage haben gut siebzig Teilnehmerinnen und Teilnehmer des „Internationalen Blasmusik-Camps“ (IBC) hinter sich. Gemeinsam mit zehn Dozenten der Wiener Symphoniker haben sie ein anspruchsvolles Programm symphonischer Blasmusik erarbeitet und unter der Leitung von Martin Kerschbaum im großen Saal des Festspielhauses bei einem mitreißenden Konzert präsentiert. Dabei spielten die Musikerinnen und Musiker die Kraft der symphonischen Blasmusik mit Kompositionen, unter anderem von James Barnes über Benny Goodman bis hin zu Ludwig van Beethoven, in Originalwerken und Arrangements voll aus und begeisterten mit ihrer inspirierenden Vielseitigkeit.

Selten ist das Publikum im Bregenzer Festspielhaus so bunt gemischt wie bei der Matinee zum Abschluss des „Internationalen Blasmusikcamps“. Eine besondere Spannung und inspirierende Stimmung liegt in der Luft, wenn Familien, Kinder und Jugendliche ins Festspielhaus strömen, um die Darbietungen der jungen Musikerinnen und -musiker, die sich eine Woche intensiv auf ihren großen Auftritt im großen Saal und im Rahmen der Bregenzer Festspiele vorbereitet haben, mitzuerleben.

Anspruchsvolle Werkauswahl

Bereits zum fünften Mal organisierten Christoph Indrist und Wolfram Baldauf vom Vorarlberger Blasmusikverband gemeinsam mit Dozenten der Wiener Symphoniker und den Bregenzer Festspielen das Internationale Blasorchester Camp. Der musikalische Leiter Martin Kerschbaum stellte unter dem Leitgedanken „Brass Eroico“ eine vielseitige Werkauswahl zusammen, die die Vorzüge der Blasorchesterbesetzung hervorragend zur Geltung brachte und eine ansprechende musikalische Abwechslung bot.
Sogleich in der kraftvoll in den Raum gestellten „Symphonic Overture“ von James Barnes wirkten die Musikerinnen und Musiker sehr präsent und zogen die Zuhörenden in ihren Bann. Kontrastreichen wurde der musikalische Rahmen abgesteckt, von mächtig aufgebauten Klangtürmen bis hin zu wirbelnden Läufen, deren Energie bewundernswert in leidenschaftlichen Kantilenen und fein verwobenen, piano geführten Passagen gebündelt wurden. Ebenso leidenschaftlich gestaltete das Blasorchester die „Intrada Jubilo“ von Martin Rainer. Besonders in diesem Werk war nachvollziehbar, wie unmittelbar die direkte Tonansprache der Blasinstrumente den ganz speziellen Sound eines symphonischen Blasorchesters mitbestimmt.

Oper in einem anderen Gewand

Bezugnehmend auf die diesjährige Hausoper „Nerone“ von Arrigo Boito interpretierte das IBC-Orchester das Vorspiel zum vierten Akt in einer Bearbeitung von Walter Schwanzer. Die Klangqualitäten des Orchesters kamen von den tiefen Registern ausgehen mit besonderer Spannung zur Geltung. Gleichermaßen begeisterte die nachfolgende „Rigoletto-Suite“ von Guiseppe Verdi (im Arrangement von Daniel Muck). Sie ergänzte den Höreindruck des vorherigen Werkes ideal, denn hier entwickelten sich vielfältige Klangfarbenspiele von den höheren Stimmregistern und mündeten in einem hervorragend ausbalancierten Gesamtklang.

Swing und ethnische Musik

Swing von Benny Goodman (in einem Arrangement von Iwai Naohiro) sowie ein Medley von Glenn Miller (Arr. Paul Murtha) beschwingte und begeisterte das Publikum und bot zahlreichen Solistinnen und Solisten aus den Reihen des Orchesters Gelegenheit, sich zu exponieren. Auch Alfred Reeds „Armenian Dances Part 1“ lenkten den musikalischen Blick über den herkömmlichen rhythmischen Tellerrand hinaus. Bewundernswert locker und geistreich wurden die osteuropäischen Melodien in ungeraden Rhythmen entfaltet.
Markante Artikulationen und Phrasierungen zeichneten Beethovens „York’scher Marsch“ sowie die Ouvertüre aus der „Leichten Kavallerie“ von Franz von Suppé aus. Bei der zweiten Zugabe mit einem Marsch-Potpourri von Johann Strauss zeigte sich zudem, dass ein guter Musikant auch sangesfreudig ist. Das Publikum reagierte begeistert und in Jubelstimmung.

Ideale Ergänzung zu den Werkdeutungen

Seit das IBC-Camp ins Leben gerufen wurde, steht die Moderatorin Bettina Barnay bei den Konzertauftritten mitten im Geschehen und führt die Zuhörenden durchs Programm. Sie stellt auf unverwechselbare Weise den Kontakt zwischen den Musikerinnen und Musikern sowie dem Publikum her und verbreitet mit ihren humorvollen und kenntnisreichen Infos eine gute Stimmung. Auf das nächste IBC-Camp in zwei Jahren freuen sich wohl nicht nur die Mitwirkenden, sondern auch die Konzertbesucherinnen und -besucher.