Neu in den Kinos: „Challengers – Rivalen“ (Foto: MGM)
Andreas Feuerstein · 14. Nov 2019 · Musik

In der Manege des kleinen Delikts - Element of Crime legten am ersten Dienstag nach Faschingsbeginn im Montforthaus an

Rocken, bis einem das letzte Hemd angelegt ist? Nicht mit Element of Crime. Die Berliner Band, die man sich früher, nur leicht idealisiert, am liebsten in einer von Rauchschwaden und Alkoholfahnen durchzogenen Hafenkneipe vorstellte, steuert mit ihren nun schon bald 35 aktiven Jahren ruhigere Fahrwasser an.

Sven Regener (Gesang, Trompete, Gitarre) Jakob Ilja (Gitarre), Richard Pappik (Schlagzeug), David Young (Bass), Rainer Theobald (Saxophon) und Ekki Busch (Akkordeon) tragen ihre Herzen nicht mehr auf Schwere See. Sie sind im Hafen der Gelassenheit eingelaufen. Das zeigte sich am Dienstagabend schon daran, wie die Band auf die Bühne des Montforthauses kam. Das Saallicht noch an, die Musik vom Band noch an, spazierten die Musiker herein, als ob rein gar nichts dabei wäre. Eine entspannte Kapelle jenseits von Ehrgeiz, ohne Anstrengung und Absichten.
Schön war das Leben, schlecht war die Welt, singt Sven Regener im Song „Am ersten Sonntag nach dem Weltuntergang“ ins Mikrophon. Die Textzeile aus dem Opener des jüngsten Opus liest sich wie die Quintessenz von Regeners poetischer Auseinandersetzung mit den Höhen und Tiefen des Menschseins. In Songs wie „Deborah Müller“, „Am Ende denk ich immer nur an dich“, „Weißes Papier“, „Delmenhorst “ oder „Mehr als sie erlaubt“, die im Montforthaus alle auf dem Programm standen, wird von ihm die unglückliche Liebe genauso besungen wie die schönen Stunden zu zweit. Der Troubadour der Gefühle blickt in Abgründe und setzt zu Höhenflügen an. In Alltagsbeobachtungen ebenso wie in der Introspektion.
Um noch ein Element spannender werden die Geschichten über Verflossene, Erhofftes, Geträumtes und nie Gewagtes bei Element of Crime im Wechsel- und Zusammenspiel mit der Musik, die sich oftmals in drei Vierteln und sechs Achteln wie ein Gegenspieler zum Tiefgang der Texte leicht und tänzerisch im Kreis bewegt. Wie Klangzauberer Jakob Ilja an seinen Gitarren die Fills aus dem Hut holt, Sven Regener zwischendurch in die Trompete stößt, aus der zweiten Reihe Akkordeon und Saxophon erklingen und David Young mit Richard Pappik alledem ihr Fundament legen, ist immer wieder ein Genuss.